Nick Stone 07 - Schattenkiller
der einzige Weg hinaus war der, der uns hereingebracht hatte.
Benzil ging es schlecht. Jerry und Salkic legten ihn hinter einem der Haufen auf den Boden und versuchten, es ihm so bequem wie möglich zu machen. Er hatte kaum mehr die Kraft, sich zu entschuldigen.
»Keine Sorge.« Ich ging neben ihm in die Hocke und schob einige Steine von seinem Kopf weg. »Es ist alles in Ordnung. Ruhen Sie sich aus.«
Er antwortete nicht, atmete flach und beunruhigend schnell.
Salkic sank auf der anderen Seite von ihm zu Boden. Jerry hatte ebenfalls Platz genommen und fummelte an seiner Gürteltasche. Ich kroch über die Steine und sah zum etwa vierzig Meter entfernten Höhlenzugang, zum heller werdenden Himmel. So tief drinnen war es noch immer dunkel, und es würde auch dunkel bleiben. Meine Augen gewöhnten sich bereits daran.
Nasir hielt auf dem Steinhaufen links von mir Wache und sah ebenfalls zum Eingang. Ich blickte zu den anderen drei. In solchen Situationen war es natürlich, dass man sich zusammendrängte, und das machten sie auch. Ich musste die Abstände zwischen ihnen vergrößern. Wenn Kugeln umherschwirrten, wollte ich vermeiden, dass die Angreifer zwei Treffer zum Preis von einem erzielten.
»Mist.« Jerry zeigte mir, was von seiner Nikon noch übrig war. Eine Kugel war links eingeschlagen und rechts wieder ausgetreten. Er drückte die Einschalttaste, aber selbst wenn mit der Batterie noch alles in Ordnung gewesen wäre - das Objektiv war gesplittert.
»Das Handy, Jerry. Ist das Handy in Ordnung?«
Er nickte langsam, aber ich sah, dass es kein großer Trost für ihn war.
Nasir sagte etwas, und ich sah Bewegung beim Hügel, gut zweihundert Meter vom Höhleneingang entfernt. »Sie kommen.« Ich wandte mich den anderen zu. »Es sind fünf.«
Jerry kletterte zu mir. »Hierher unterwegs?«
»Noch nicht.«
Ich fühlte es, und der Ausdruck in Nasirs Gesicht sagte es eindeutig: Wir saßen in der Scheiße.
Nasir brachte sich in Schussposition und schob einige Steine beiseite, um Platz für das gewölbte Magazin seiner AK zu schaffen. Die Magazine dieser Dinger waren so groß und lang, dass man nicht von der Schulter aus schießen konnte, wenn man auf dem Boden lag. Es entsprach der Doktrin des Dr. Kalaschnikow: Die AK gehörte in die Hände eines Helden der Sowjetunion, während er aus einem APC sprang und tapfer angriff, voll auf Automatik.
Nasir ließ die Männer draußen nicht aus den Augen, als er sprach.
»Worüber regt er sich so auf?«
»Nasir hat gesagt, ich soll auf keinen Fall verraten, wo sich Hasan befindet, denn sonst wäre sein Bruder umsonst gestorben. Außerdem möchte er die Aggressoren töten.«
Nasir erahnte offenbar, was Salkic sagte, und brummte
zustimmend. Sie wirkten beide zu allem entschlossen. Soweit es sie betraf, war der Krieg nie zu Ende gegangen.
Ich brachte mich auf meinem eigenen Haufen in Position und schuf ebenfalls Platz für das Magazin. »Ramzi, weiß außer Ihnen niemand Bescheid?«
Salkic atmete tief durch. Jerry kehrte zu Benzil zurück und kümmerte sich um ihn. »Ich bin hier der Einzige.«
Nasir brummte etwas, und ich sah nach draußen. »Sie kommen.«
Ich kroch nach unten.
»Kannst du mit einer Pistole umgehen, Jerry?«
Er sah nicht auf, nickte nur.
»Gut. Ramzi, sagen Sie Nasir, er soll ihm seine Pistole geben.«
Nasir gab sie ihm, zusammen mit zwei Magazinen. Ich konnte den Typ der Waffe nicht erkennen, aber das spielte auch keine Rolle, solange sie Peng! machte und Jerry wusste, wie man zielte und nachlud. Es würde sich bald herausstellen, ob er fähig war, einen Menschen zu töten. Was mich betraf: Mir war es immer gelungen, bei solchen Gelegenheiten einigermaßen ruhig zu bleiben, vielleicht deshalb, weil ich mich mit einem Schlamassel abfinden konnte und nie besondere Furcht vor dem Tod gehabt hatte. Ich wollte nur möglichst viele von den Scheißkerlen mit mir nehmen.
Nasir murmelte etwas, und ich kroch wieder auf meinen Steinhaufen. Die Männer auf dem Weg waren verschwunden.
»Wo sind sie?«, fragte ich Salkic. »Fragen Sie ihn, wohin sie gegangen sind.«
Salkic richtete einige Worte an Nasir. Die Typen waren nach rechts gegangen.
Das Motorola-Funkgerät wurde aktiv. »Ramzi Salkic! Ramzi Salkic!«
Die raue Stimme hallte durch die Höhle.
Ich sah Salkic an. Seine Miene war versteinert, doch Nasirs Gesicht zeigte Zorn. Er begann sofort zu schreien, drehte sich dann um und schrie auch mich an, mit solcher Vehemenz, dass mir Speichelspritzer
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