Nick Stone 07 - Schattenkiller
Vorrat an Yorkshire-Tee an, kaufte außerdem zwei große Branston- Gläser, Brot und die vier letzten Stücke Cracker Barrel Cheddar und kehrte dann sofort zur U-Bahn zurück.
Als ich Crystal Station erreichte und dort ausstieg, hatte ich wieder das flaue Gefühl im Magen. Ich wusste, was der Rest des Tages für mich bereithielt, und auch der nächste. Lange Stunden vor dem Fernseher, mit einem Glas Bran- ston und einem Becher mit Tee. Darüber nachgrübeln, wann ich mir das Motorrad kaufen und damit abdampfen würde. George überließ mir das Apartment, aber nur, bis er den falschen Joghurt zum Frühstück aß und beschloss, mich rauszuwerfen. Ich musste mich bald auf den Weg machen.
Mein Handy klingelte. Nur drei Personen kannten die Nummer, und von niemandem von ihnen erwartete ich einen Anruf. Ich setzte die Einkaufstüte ab, griff in die Tasche, holte das Handy hervor und sah auf die Anzeige: Die Nummer des Anrufers wurde nicht angezeigt.
Vielleicht war es George, der es sich anders überlegt hatte und mich auffordern wollte, die Wohnung zu räumen. Möglicherweise wollte Ezra einen anderen Termin mit mir vereinbaren. Das wäre ein interessanter Anruf gewesen. Nein, vermutlich hatte er inzwischen von George erfahren, dass ich alles hinwarf, auch die Therapie
- vielleicht wollte er sich vergewissern, dass ich nicht die ganze Apotheke geschluckt hatte und dabei war, von der Arlington Memorial Bridge zu springen. Ich hoffte, dass es nicht Jerry war.
»Nick?« Die Stimme einer Frau.
»Ja?«
»Ich bin’s, Renee. Jerrys Frau.«
Das war viel schlimmer. »Hallo. Wie ist es Ihnen in der letzten Stunde ergangen?«
Sie lachte ein wenig verlegen und wurde dann ernst. »Jerry weiß nicht, dass ich Sie anrufe. Er streicht in der Küche. Können wir uns treffen? Ich muss mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
»Das erkläre ich Ihnen, wenn wir uns sehen. Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Costco, bei Crystal City. Wissen Sie, wo das ist?«
Von meinem Apartment aus konnte ich praktisch darauf spucken. »Nein, aber ich nehme die U-Bahn.«
Sie beschrieb mir den Weg von der U-Bahn-Station aus, aber ich hörte gar nicht zu. Ich dachte nur daran, dass ich zugestimmt hatte, ohne es zu wollen. »Ich brauche etwa vierzig Minuten bis dorthin. Sagen wir in einer Stunde? Ich warte draußen auf Sie. Es ist sehr wichtig für mich.«
»In Ordnung.«
»Danke, Nick. Vielen Dank ...«
Ich schob das Handy wieder in die Tasche und machte mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Was zum Teufel bedeutete das alles? Nun, ich würde es bald herausfinden.
Ich traf früh bei Costco ein und setzte mich auf eine Bank neben dem Eingang. Das Pentagon war nahe, und so wimmelte es an diesem Ort von Leuten in frisch gestärkten Feldanzügen, die einen Einkaufskorb anstatt einer M16 in der Hand hielten. Es fühlte sich nach dem größten Truppenbetreuungszentrum auf der ganzen Welt an. Ich sah sie nicht kommen, aber etwa fünfundzwanzig Minuten später trat Renee auf mich zu, mit Chloe vorn in einem Tragegurt, umgeben vom haarigen Nylonmantel ihrer Mutter.
Ich stand auf. »Hallo.«
»Kein Problem, hierher zu kommen?«
»Ganz und gar nicht.«
Chloe schlief, mit zur Seite hängendem Kopf. Speichel rann ihr aus dem Mund. Sollten die Köpfe von Babys nicht gestützt werden? Verdammt, was war mit mir los? Ich verwandelte mich in eine deutsche Großmutter.
»Ich habe nicht viel Zeit, Nick. Haben Sie was dagegen, wenn wir uns beim Einkaufen unterhalten? Ich möchte nicht, dass sich Jerry Sorgen macht, weil ich mich verspäte.«
Sie nahm einen Einkaufswagen, und wir gingen hinein. Chloes Kopf wackelte von einer Seite zur anderen, aber sie wachte nicht auf. Renee wusste noch nicht, wo sich was befand, aber sie begann schon bald damit, den Wagen mit Windeln, Babycreme und Obstbeuteln zu füllen. Eine Einkaufsliste hatte sie nicht. Sie kaufte planlos - das kannte ich gut.
»Jerry hat mir erzählt, dass er Sie gebeten hat, ihn nächste Woche nach Bagdad zu begleiten.«
»Ihm scheint viel an diesem Mann zu liegen. Aber ich kann nicht mit.«
Renee warf ein Sechserpack Thunfisch in den Einkaufswagen. »Er hält dies für seine letzte Chance, ein großartiges Foto zu schießen. Die Washington Post sieht er als eine Art Endstation.«
Wir schritten durch den Gang.
»Das Problem ist: Ich möchte, dass er bleibt, die Wohnung streicht und Familiendinge mit mir und Chloe macht, aber gleichzeitig will ich nicht, dass er das Gefühl bekommt, ich würde ihm im Weg
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