Nick Stone 07 - Schattenkiller
stehen.« Renee blickte auf und belächelte ihre Situation.
Mein Unbehagen wuchs. Dies hätte sich auf sie und Jerry beschränken sollen. Es war ihr Problem, nicht meins.
»Ich weiß, dass er ein cooler Bursche zu sein scheint, aber er ist sehr verwundbar. Bei dieser Nuhanovic-Sache schaltet er einfach seinen Verstand aus. Ich stelle mir Chloe immer wieder als Waise vor. Ich wache mitten in der Nacht auf und .« Der Einkaufswagen füllte sich. Renee schniefte und war den Tränen nahe. »Ich liebe ihn, aber .« Sie hielt inne und blickte starr geradeaus. »Ich hatte da diesen Gedanken, wissen Sie .«
»Welchen Gedanken?«
»Dass Sie ihn begleiten.«
Ich sah ihr in die Augen und konzentrierte mich auf das, was hinter den Tränen lag. »Ich weiß nicht, was er Ihnen erzählt hat, aber ich bin nicht mehr in dieser Branche tätig.«
Renee lächelte wissend, als eine ihrer Tränen auf Chloes Mütze fiel. »Oh, ich bitte Sie, Nick. Jerry hat mir eine Million Mal von dem Mann erzählt, der ihm in Bosnien das Leben gerettet hat, und ich bin ziemlich sicher, dass dieser Mann nicht aus der Werbung kommt.«
»Mit dem anderen Zeug befasse ich mich nicht mehr.«
»Ich flehe Sie an, wenn Sie möchten ...«
Ich hob die Hand.
Renee berührte mich am Arm. »Tut mir Leid, Nick. Unfair von mir, ich weiß. Aber ich bin verzweifelt. Als Sie heute auftauchten, dachte ich, vielleicht . « Sie strich über Chloes Kopf, als ihr Blick nach meinem suchte. »Ich glaube ihm: Dies wird sein letzter Job sein. Aber ich möchte ihn heil zurück.«
19
Ich durchquerte das unterirdische Einkaufszentrum bei der U-Bahn-Station Crystal City und verließ es auf der anderen Seite. Direkt voraus ragten die fünf großen grauen Betonblocks auf, die ich noch immer Zuhause nannte. Sie sahen so trist aus, dass sie am Stadtrand von Sarajevo nicht fehl am Platz gewirkt hätten, was vermutlich erklärte, warum der Hausmeister meines Blocks Bosnier war.
Jerrys Angebot hatte vieles in mir wachgerufen, und mein Kopf war wie eine Waschmaschine mit voller Ladung. Die Dinge, die man nicht tut, bereut man normalerweise mehr als die, die man getan hat. Vielleicht war dies eine von jenen Gelegenheiten - oder totaler Schwachsinn. Ich wusste, was am besten gewesen wäre. Ich hätte mir ein Motorrad kaufen und nach Süden fahren sollen. Dort gab’s wenigstens Sonne.
Ich betrat den Lift. Es wäre großartig gewesen, wieder zu arbeiten, oder? Immerhin hielt ich nur das Händchen eines Fotografen, während wir zum Hotel dieses Ajatol- lah fuhren.
In der Wohnung angekommen, steckte ich Brot in den Toaster, schnitt ein Stück Cracker Barrel ab und kochte mir einen großen Becher Tee. Es konnte nicht schaden, Basisinformationen über Jerry einzuholen, für den Fall, dass ich ihm noch einmal begegnete. Ich wusste nur, was er mir gesagt hatte, und auf Worte ist nie viel Verlass gewesen. Ich sah auf die Baby-G - 15:14 Uhr. Fast Zeit für die Nachmittags-Talkshows. Aber diesmal hatte ich das Gefühl, etwas Besseres zu tun zu haben.
Ich ging online, als ich mir die erste Scheibe getoasteten Käse in den Mund schob, und begann mit einer Google-Suche nach »Jeral al-Hadi«. Es gab 418 Ergebnisse. Als ich der Suche »Fotograf« hinzufügte, reduzierte sich die Anzahl der Treffer auf 202. Die ersten schienen das zu bestätigen, was er mir von seinem Leben seit unserer letzten Begegnung erzählt hatte. Ich würde noch einmal darauf zurückkommen, wenn es nötig war, aber derzeit genügte es mir zu wissen, dass seine Karrierekurve seit der Zeit in Bosnien steil nach oben führte. Jerrys Arbeiten waren in Time und Newsweek erschienen. 2001 wäre er mit seinen Fotoberichten über Ground Zero fast in die engere Auswahl für den Pulitzer-Preis gekommen.
Ich trank einen Schluck und bedauerte, diese Recherchen nicht offiziell durchführen zu können, mit den Möglichkeiten von Hot Black. Ich hätte mich mit Intelink verbinden können und wesentlich schneller jede Menge Hintergrundinformationen bekommen. Wie dem auch sei: Es ist erstaunlich, wie viel man erfahren kann, wenn man sich ein oder zwei Stunden im Internet umsieht.
Ich begann mit einer neuen Google-Suche, diesmal mit dem Suchbegriff »people finder + USA«. Ich wollte ein Unternehmen finden, dessen Datenbanken Informationen über Sozialversicherungsnummern, frühere Adressen und selbst die Namen und Telefonnummern von Nachbarn enthielten, in allen fünfzig Staaten. Der erste Link, auf den ich klickte, sah
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