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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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dortigen Ereignisse verloren.«
    »Nein, er treibt sich noch immer herum. Den letzten Gerüchten nach hat er sich in einem Kloster in Montenegro verkrochen. Angeblich waren die Briten so nahe dran« - Jerry hielt Daumen und Zeigefinger dicht aneinander -, »ihn während des Krieges zu töten. Wäre nicht schlecht gewesen, was? Aber hör dir das an: In Den Haag sollte der Internationale Gerichtshof eingerichtet werden, und man brauchte hochkarätige Leute für die Anklagebank. Damit alle das Gefühl bekamen, dass nach dem Krieg für Gerechtigkeit gesorgt wird. Damit alle glücklich sind - bis auf die bosnischen Muslime.«
    Ich dachte an Zina und erinnerte mich an den Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie für mich posierte. Fünfzehn war sie gewesen und hatte für eine Mikrosekunde davon geträumt, Kate Moss zu sein. Dann dachte ich daran, dass sie und tausende andere umgebracht worden waren, nur damit der Anschein von Gerechtigkeit geschaffen werden konnte. Unter Gerechtigkeit verstand ich etwas anderes, aber dies war weder die Zeit noch der Ort ... Verdammt! Es lag über zehn Jahre zurück. Inzwischen war das alles Geschichte.
    Wir blieben am Zeitungsstand vor der U-Bahn stehen. »Viel Glück, Kumpel. Ich hoffe, dass du dein Bild bekommst, und wenn dann der Weltfrieden ausbricht, mache ich dich dafür verantwortlich.« Ich streckte Jerry die Hand entgegen.
    Er zögerte. »Weißt du was? Warum kommst du nicht mit?« Er versuchte, es so klingen zu lassen, als wäre ihm das gerade erst eingefallen.
    »Nein, Kumpel. Auf solche Dinge lasse ich mich nicht mehr ein .«
    »Ach, komm schon. Wir sind höchstens eine Woche unterwegs.«
    Ich streckte erneut die Hand aus, und diesmal ergriff er sie. »Ich muss gehen, Kumpel. Hoffentlich erfüllen sich deine Wünsche.«
    »Ich könnte dort unten einen Weißen gebrauchen, Nick.« Er sah mir direkt in die Augen und hielt meine Hand mit seinen beiden. »Versprich mir, dass du wenigstens darüber nachdenkst. Ich fliege am Samstag nach London - ich hab da einen Deal mit dem Sunday Telegraph. Am Dienstag geht’s weiter nach Bagdad.«
    Schließlich ließ er meine Hand los und holte seine Visitenkarte und einen Kugelschreiber hervor. »Versteh mich nicht falsch, Nick. Ich biete dir einen Job an. Was hältst du von zehn Prozent plus Spesen?«
    Ich wollte sein Geld nicht. Ich wollte von niemandem Geld. Immerhin brauchte ich keine Schulgebühren mehr zu bezahlen.
    Er gab mir den Kugelschreiber und eine zweite Visitenkarte, und ich schrieb meine Handynummer auf.
    »Hier ist meine Nummer«, sagte ich und gab ihm den Kugelschreiber und die Visitenkarte zurück. »Aber nur damit wir ein Bier zusammen trinken können, wenn du zurückkehrst.« Ich drehte mich zur U-Bahn um und suchte in der Tasche nach Münzen für einen Fahrschein.
    »Lass es dir durch den Kopf gehen!«, rief Jerry mir nach.
    Ich winkte und ging durch die Schranke.

 
18
    Der U-Bahn-Zug rollte unter Washington dahin, mit mir und gut zwanzig anderen Passagieren im Wagen. Offenbar hatte es der Bärtige seit der Zeit bei der Zementfabrik weit gebracht. Er hatte seinen Weg fortgesetzt - konnte ich das auch von mir behaupten? Zina und die anderen armen Schweine, die von Mladics Schlächtern umgebracht worden waren - sie hatten keine Möglichkeit bekommen, ihren Weg fortzusetzen.
    Ich hatte es Ezra gegenüber nie zugegeben, aber ich fühlte mich noch immer schuldig, wenn ich an jenen Tag dachte. Was wäre geschehen, wenn ich die Bombe eher angefordert hätte? Vielleicht hatte Sarajevo die Entscheidung, nicht anzugreifen, nur ein oder zwei Minuten vor meinem Signal getroffen. Vielleicht wäre die Paveway gefallen, wenn ich nicht gewartet hätte. Einige der Muslime wären ums Leben gekommen, aber mehr hätten überlebt, und vielleicht wäre Zina eine von ihnen gewesen.
    Verdammt, es war alles Geschichte - darauf hatte ich
    Ezra oft genug hingewiesen. Und apropos Geschichte: Vielleicht verkündete der Bärtige derzeit seine frohe Botschaft, aber er würde bald tot sein. Man denke nur daran, was mit Gandhi geschehen war. Ich hoffte, dass Jerry zu seinem Bild kam. Es mochte das letzte sein, das je von dem Burschen gemacht wurde.
    Ich stieg bei Georgetown aus und nahm den Lift nach oben ins Herz der Festung Amerika. Es schien überall Absperrungen und Polizei zu geben. Normalerweise waren es zum britischen Laden in der Nähe des Einkaufszentrums nur fünf Minuten zu Fuß, aber diesmal brauchte ich mindestens zehn. Ich legte einen neuen

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