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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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gewesen.
    Mir wurde jetzt der Grund für die vielen guten Bilder klar: Die Journalisten hatten nicht einmal die Balkone ihrer Hotelzimmer verlassen müssen.
    Im sicheren Bereich zwischen den Hotels wimmelte es von Reportergruppen, die aus Geländewagen stiegen, völlig verschwitzt nach einem langen Tag mit Helmen und kugelsicheren Westen. Das Wort »Presse« stand praktisch überall dort, wo Platz dafür war.
    In einem Moskauer Slum hätte das Palestine nicht fehl am Platz gewirkt. Es war sechzehn Stockwerke hoch, rechteckig und sehr schlicht. Einzelne Abschnitte ragten ein wenig heraus, vermutlich Tanzsäle und Restaurants. Jedes Zimmer schien einen Balkon zu haben, ganz gleich, welchen Blick man von dort aus hatte: über den Tigris, zum Garten oder auf den Kreisverkehr. Ein hässliches Betonsegment schützte jeden Balkon - die Dinger sahen aus wie die Flügel von Darth Vaders Sternenjägern.
    Satellitenschüsseln so groß wie fliegende Untertassen waren auf dem Dach installiert, und kleinere zeigten sich auf fast jedem Balkon. Überall verliefen Kabel.
    Ein deutscher Journalist mit kugelsicherer Weste sprach vor einer Kamera, mit dem Panzer, der Moschee und dem Kreisverkehr als Hintergrund. Ein HummerKonvoi donnerte durch den Kreisverkehr und wirkte sehr kriegerisch mit seinen zahlreichen Maschinengewehren und M16.
    Jerry verzog das Gesicht. »Sieh dir nur den Scheiß an. Da ist mir Nuhanovic allemal lieber.«
    Wir gingen über die Zufahrt zum Hotel, traten durch die große Glastür und passierten den Sicherheitsposten: zwei Iraker mit AKs. Sie kontrollierten uns nicht. Vielleicht war ihnen zu heiß.
    Im Foyer hielten sich die Typen auf, die man in jedem Hotel eines Krisengebiets findet: die Dealer. Getränke, Drogen, Waffen, Zigaretten, Frauen und so weiter - sie können alles besorgen. Und natürlich hat alles seinen Preis.
    Das Innere des Hotels wirkte ebenso aus den siebziger Jahren wie sein Äußeres. Der dunkle Marmorboden war viele Jahre lang immer wieder gründlich poliert worden. Ich hatte gehört, dass es an diesen Orten während der Sanktionen nach Benzin gerochen hatte. Es war viel billiger als Wasser, und man hatte damit den Boden gerei ni gt
    US-Soldaten in Uniform kamen herein und kauften Cola in Dosen. Andere trugen blaue Shorts, Turnschuhe und graue T-Shirts mit der Aufschrift »Army«, für den
    Fall, dass uns ihre über die Schulter geschlungenen M16 keinen ausreichenden Hinweis gaben.
    Übergewichtige Männer in Anzügen und khakifarbenen Westen hatten alle Sofas für sich beansprucht, während ihre Leibwächter diskret Abstand wahrten. Offenbar ging es in Bagdad wie üblich zu. Soldaten, Geschäftsleute, Leibwächter, Journalisten - alle waren mit dabei.
    Ein Schild auf dem Tresen verkündete, dass ein Zimmer 60 Dollar die Nacht kostete, ohne Wenn und Aber. Die Hälfte des voraussichtlichen Aufenthalts musste im Voraus bezahlt werden, und zwar in bar. In dieser Ecke der Welt sagte das mehr über einen, als American Express zum Ausdruck bringen konnte.
    Jerry zählte genug Dollar für eine Woche ab. Ich wollte im ersten Stock wohnen - nicht zu hoch, um aus dem Fenster zu springen, falls es notwendig werden sollte -, aber dort war bereits alles belegt. Der sechste Stock, näher kamen wir dem Boden nicht.
    Wir nahmen den Lift. Unsere Zimmer lagen nebeneinander, und wer auch immer in meinem untergebracht gewesen war, er schien vor zehn Minuten ausgezogen zu sein, ohne dem Zimmermädchen Bescheid zu geben. Es stank nach Zigaretten und Schweiß.
    Zwei Betten standen in dem Zimmer. Der Lack löste sich von allen Holzflächen, und der Teppich wies viele von Zigaretten stammende Brandflecken auf. Der aufgespritzte Beton an den Wänden zeigte ein verblasstes Gelb. Das kleine Bad enthielt eine Toilette, ein Waschbecken und eine Dusche. Ich drehte den Hahn auf. Nichts. Vielleicht gab es später Wasser.
    Eine senffarbene, pelzartige Nylondecke bedeckte das Bett, und ich legte meine Sachen darauf. Laken gab es nicht, ebenso wenig wie Bezüge für die fleckigen Kopfkissen. Bed-and-breakfast-Vermieter in Margate und Blackpool hätten sich darüber gefreut, so viel Geld für so wenig zu bekommen.
    Ich öffnete die gläserne Schiebetür zum Balkon, und der Lärm der Stadt schlug mir entgegen. Vor mir glitzerte der Tigris im Licht der Nachmittagssonne. Abgesehen von den Moscheen und einigen unversehrt gebliebenen Regierungsgebäuden sah ich meilenweit die Häuser der Mittelschicht, kleine Betonblocks, die

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