Nick Stone 07 - Schattenkiller
während sie Gespräche mit ihren Satellitenhandys führten. Vermutlich wohnten sie ebenfalls im Palestine.
Die beiden Läden im Foyer machten gute Geschäfte mit dem Verkauf von Zahnpasta, Saddam-Uhren und SaddamBanknoten, die noch immer im Umlauf waren. Auf den Dinaren sah Saddam genauso aus wie auf den Bildern: ein großes Lächeln, dichter Schnurrbart und ein ausgestreckter Arm, der auf etwas zeigt, das uns verborgen bleibt. Man konnte auch arabische Kaffeetassen, Landkarten und Kleidung erwerben. Ein Mann baute ein kleines Beduinenzelt auf und bot darin Teppiche an. Selbst DHL richtete einen Stand ein - damit die Leute ihre Anschaffungen rechtzeitig für Weihnachten nach Hause schicken konnten.
Als Jerry in den grellen Sonnenschein trat, bemerkte ich eine Gruppe von Dealern.
Drei grinsende Gesichter begrüßten mich. »Hallo, Mister, was können wir Ihnen besorgen?« Es spielte keine Rolle, in welchem Teil der Welt man sich befand: In dieser Branche sprechen alle Englisch.
Ich reichte jedem die Hand und lächelte. »Salaam alei- kum. Ich möchte zwölf Bier.«
Der Jüngste antwortete als Erster. Er sah sehr smart aus mit seiner neuen Jeans und den Turnschuhen. »Zehn Minuten. Warten Sie hier?«
Die beiden anderen gingen und grinsten noch immer. Sie hatten genug Kunden. Ich hielt den jungen Burschen am Arm fest, als er sich der Tür zuwandte. »Ich brauche auch noch etwas anderes.«
Sein Lächeln wurde noch breiter. »Sie möchten Mädchen? Ich besorge Ihnen junges Mädchen, europäisch. Sehr neu.«
»Nein, nur zwei Pistolen, mit Magazinen und jeder Menge Munition.« Ich machte mir nicht einmal die Mühe, es als Frage zu formulieren.
»Klar. Für Sie ich habe Saddams eigene Pistolen, guter Preis. Wenn Sie wollen ein Gewehr, ich Ihnen besorgen Saddams eigenes Gewehr -«
»Nein, Kumpel, nur zwei Pistolen. Ob sie Saddam gehört haben oder nicht, ist mir gleich. Achte darauf, dass sie halbautomatisch sind.«
»Klar. Für Sie morgen früh. Ich bringe hierher. Okay? Okay?«
Ich nickte und deutete zum Kaffeebereich. »Ich warte dort auf das Bier.«
Er eilte davon, bevor ich Gelegenheit bekam, ihn nach
Fahrzeugen zu fragen. Durch die Glastür sah ich, dass Jerry den anderen Mitgliedern des Thuraya-Klubs Gesellschaft leistete und den freien Arm wie eine Windmühle bewegte. Ich hoffte, dass seine Quelle Gutes zu vermelden hatte.
Einer der Soldaten, die draußen gegessen hatten, kam ins Foyer und näherte sich einem Dealer. Er sprach leise und aus unmittelbarer Nähe. Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht, als ihm der Dealer die Größe der Brüste zeigte, die er bekommen würde. Diese beiden Hotels waren vermutlich die Bumszentrale der hiesigen Nutten, die ihre Arbeit in Form von schnellen Nummern auf der Toilette verrichteten.
Ich beobachtete, wie Geld den Besitzer wechselte. Es sah aus wie ein Drogendeal.
Wer auch immer für die Planung des Kaffeebereichs zuständig gewesen war, er hatte sich für Sitzbänke aus Kunststoff und den dunklen, raffinierten und trübsinnigen Stil der siebziger Jahre entschieden. Das mit der dunklen Trübsinnigkeit war wirklich gut gelungen.
Ein abgelaufener Teppich bedeckte den Boden, und Zigarettenrauch hing schwer in der Luft. Countrymusic erklang. Ein alter Typ mit rotem Hemd und glänzenden Plastikschuhen, das Haar sorgfältig zurückgekämmt, saß neben zwei Lautsprechern, einem Verstärker und einem Casio- Beatmaster. Abgesehen vom Saddam-Schnurrbart hätte der Kerl als Johnny Cashs Vater auftreten können.
Einige Iraker saßen da, hörten mit halbem Ohr zu und tranken Tee, während zwei große Weiße mit militärischem Haarschnitt versuchten, mit ihnen Geschäfte zu machen, Sie wechselten einige Worte in einer Sprache, die nach Serbokroatisch klang, und gingen dann für die nächste Verhandlungsphase zu etwas über, das Englisch nahe kam. Ihr Akzent war so stark, dass sie nur noch schwarze Lederjacken brauchten - dann hätte man annehmen können, dass sie noch auf dem Balkan waren. Ich musste herausfinden, woher genau sie stammten, bevor ich sie nach einem Bosnier fragen konnte. Der Krieg mochte offiziell zu Ende sein, aber für viele dieser Jungs war die Dayton-Vereinbarung nur ein Stück Papier.
Eine kleine Schale mit gekochten Eiern und ein Teller mit Käse und einigen Brötchen standen auf dem Tresen, sorgfältig bewacht von zwei Männern, die zerknitterte weiße Hemden und Fliegen an Gummibändern trugen. Sie gaben sich alle Mühe, so auszusehen, als wären
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