Nick Stone 07 - Schattenkiller
welche Firma arbeitest du?«
»Nicht für diese Wichser hier.« Rob hatte immer einen eigenen Weg beschreiten wollen. »Ich arbeite für einen Usbeken. Ist im Ölgeschäft.«
»Wohnst du hier?«
»Nein, im al-Hamra. Berühmt für seinen Swimmingpool, eisgekühltes Bier und Tanzmädchen. Angeblich. Es ist nicht so gut geschützt wie dieses Hotel, aber der Usbeke mag’s privat und ist durchaus an ein wenig Drama gewöhnt, wenn du verstehst, was ich meine. Deshalb kümmere ich mich seit drei Jahren um ihn. Ein guter Mann.«
»Freut mich für dich. Wie lange bleibt ihr hier?«
»Vier, fünf Tage? Wir wissen es noch nicht genau. Aber nicht länger als eine Woche. Ich bin gekommen, um diese verdammten Dinger abzuholen.« Rob hob die AK. »Dreihundertfünfzig für diesen Haufen Schrott.« Er rümpfte die Nase. »Was machst du heute Abend? Die CNN-Jungs veranstalten eine Party.«
»Ohne Wasser?«
Mein Dealer kam mit dem Bier. Die Etiketten sahen bayerisch aus, aber wahrscheinlich wurde das Zeug etwas weiter die Straße hoch gebraut. In muslimischen Ländern wie dem Irak hatte es nie Probleme mit Alkohol gegeben, nicht einmal in Restaurants. Man brachte den eigenen Kram mit und fragte, ob man ihn trinken durfte.
Ich gab dem Burschen fünfzehn Dollar anstatt der fünf, die er als Preis nannte. Die zusätzlichen zehn sollten gewährleisten, dass er am Morgen die Waffen brachte. Er ging davon, und ich wandte mich wieder Rob zu. »Wann machst du Schluss?«
»Gegen acht. Ich treffe dich dann hier.«
Wir gaben uns die Hand, und ich beobachtete, wie er ein Magazin in seine AK schob, als er zur Tür ging.
Ich nahm wieder auf dem Sofa Platz, und fast eine Stunde war vergangen, als ich das Geräusch von schwerem Maschinengewehrfeuer hörte, dann kurze 5.56- Feuerstöße, beides nicht mehr als drei- oder vierhundert Meter entfernt.
Jerry kam durch die Tür gerannt, als stünde sein Hintern in Flammen. »Hast du das gehört? So eine Scheiße ...«
Ich stand auf. »Hast du bei der Moschee was erreicht?«
»Nein, nichts. Ich versuche es erneut zur Zeit des Maghrib.« Jerrys Blick huschte durchs Foyer. »Es gibt auch keine Neuigkeiten aus Washington, aber ich bin sicher, wenn er etwas herausfindet, erfahren wir sofort davon.«
»Raus damit, jetzt kannst du’s mir sagen. Wir sind hier, es spielt also keine Rolle mehr. Für welche Zeitung arbeitet er?«
Jerry sah mich an. Dies war das letzte Mal, dass er es mir erklären würde. »Du weißt doch, wie das mit Quellen ist, Nick. Ich kann und werde seinen Namen nicht nennen, und damit hat es sich. Er würde seinen Job verlieren, Mann, alles. Wir müssen das respektieren.«
Er hatte natürlich Recht. Was aber nichts an meinem Wunsch änderte, Bescheid zu wissen.
Ihm fiel etwas ein. »Möchtest du das Satellitentelefon benutzen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Wer bist du, Billy-ohne-Freunde?«
»So was in der Art.« Ich hob das Bier. »Hier, für dich. Ich rühre dieses Zeug nicht an.«
Jerry nahm mir den Beutel ab, als wir zum Lift gingen.
»Hast du vor, den ganzen Abend auf deinem Zimmer zu verbringen und das hier zu trinken?« Ich drückte die Ruftaste. »Oder möchtest du mich zu einer Party begleiten und vielleicht herausfinden, wo Nuhanovic steckt?«
33
Es klopfte an der Tür. Jerry konnte es nicht sein. Er war vor einer halben Ewigkeit zur Moschee aufgebrochen, um dort die Maghrib-Zeit beim letzten Licht des Tages auszunutzen. Ich öffnete die Tür und sah zwei alte Knaben, beide mit einer Zigarette im Mund. Einer reichte mir ein Stück Seife und ein Handtuch, der andere mehrere dünne Laken, die nach einigen hundert Wäschen grau geworden waren. Alles stank nach Zigaretten.
Ich drehte die Dusche auf, und tatsächlich tröpfelte kaltes Wasser herab. Ich nutzte die gute Gelegenheit und trat sofort darunter. Das aus den siebziger Jahren stammende Radio im Kopfende des Bettes war auf American Free Radio eingestellt und brachte Countrymusic.
Die Sonne ging unter, als ich aus dem Bad kam. Ich schaltete das Radio aus und den antiquierten Fernseher ein - er zeigte ein schlechtes Bild von CNN, aber wenigstens war der Ton gut. Der einzige andere Kanal übertrug ein Footballspiel.
Ich wollte nicht zum Objekt des Zielschießens dieser Nacht werden und löschte das Licht, bevor ich auf den Balkon trat und über tausende von Satellitenschüsseln hinwegblickte, die wie Unkraut aus den Dächern wucherten.
Irgendwo in der Ferne ratterte eine automatische Waffe. Es folgten
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