Nick Stone 07 - Schattenkiller
mich hier um einen Journalisten.«
»Sie sind einer von den Schlangenfressern? Hey, ich hab selbst zwei.«
»So wie’s aussieht, sind Sie eine der wenigen Personen hier, die keine brauchen.«
Das gefiel ihm. Und es stimmte. »Sie kennen die Firmen, müssen sich um ihre Leute kümmern. Hier geht’s drunter und drüber. Aber ich war selbst beim Militär. Neunzehn Jahre bei der 82sten. Bin verdammt stolz darauf.«
Ich hielt den Zeitpunkt für geeignet, mit der weißen Sache zu beginnen. »Erinnert mich an Bosnien ...«
Jacob wischte sich einige Krumen vom Bart und schüttelte den Kopf. »Dort hatte ich nie einen Auftritt. Für uns gab es da kaum Arbeit.« Er nickte in Richtung der Franzosen. »Die käsefressenden Schwächlinge dort bekamen die meisten Aufträge.«
Ich lächelte, als er sich einen weiteren Brocken in den Mund schob. »Nun, es scheint, die Bosnier wären auf eine Art Ausgleich bedacht. Viele von ihnen sollen hier sein. Sind Sie welchen über den Weg gelaufen?«
Jacob schüttelte den Kopf. »Nicht beim Wiederaufbaukram.« Er zwinkerte mir auf eine Weise zu, bei der die meisten Muskeln in seinem Gesicht zum Einsatz kamen. »Vielleicht geht es dabei um andere Dinge. Haben Sie ein besonderes Interesse daran?«
Ich antwortete nicht. Der Beatmaster wurde etwas lebhafter, und Johnnys Vater spielte die Titelmelodie von Bonanza . Krieg oder nicht, ein Mann musste seine Familie ernähren. Er spielte mit geschlossenen Augen, als hätte er Noten an der Innenseite seiner Lider tätowiert.
»Wie lange bleiben Sie hier?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Eine Woche oder so.«
»Cool. Vielleicht treffen wir uns noch mal. Dann stell ich Ihnen meinen Jungen vor.«
Zwei rundköpfige MP5-Träger näherten sich uns. Sie brauchten nur Mikrofone vor dem Mund, um eine Partnerschaft mit den Action-Typen der CPA beim Flughafen beginnen zu können.
Jacob hob die Hand, als sie unseren Tisch erreichten. »Hey, Jungs, bin fast fertig.« Er schob Eischeiben ins letzte Brötchen und nahm es in die linke Hand. Die rechte hielt er mir entgegen, als er aufstand. »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Ihren Namen habe ich leider überhört .«
»Nick«, sagte ich. »Die Freude ist ganz meinerseits. Hoffentlich können Sie Ihre Söhne bald sehen.«
Er nickte. »Ja, das hoffe ich ebenfalls, Nick. Vielleicht sehen wir uns morgen wieder.« In seinen Augen funkelte es. »Ich halte für Sie nach einer der kleinen bosnischen Ladys Ausschau ...«
Er trat zu den beiden Leibwächtern und klopfte ihnen auf die Schulter. »Kommt, Jungs, kümmern wir uns wieder um den Saft.«
Er ging bei den letzten Klängen von Bonanza , und ich trank den Rest Nescafe. Jacob mochte Recht haben - hier ging es wirklich drunter und drüber -, aber es war richtig gewesen, hierher zu kommen.
32
Zehn Minuten für das Bier, von wegen. Ich gesellte mich dem Wer-sieht-Saddam-am-ähnlichsten-Wettbewerb auf den Sofas hinzu, versuchte aber nicht, mich gleichzeitig zu Tode zu rauchen.
Ständig kamen und gingen Leute, und ich erkannte ein Gesicht: Rob, auf dem Weg nach draußen. Er war allein, ohne einen Ausweis am Hals, dafür aber mit einer alten Halbautomatik an der Hüfte. Die Parkerisierung war an einigen Stellen abgerieben, und darunter kam der Stahl zum Vorschein. In der Hand hielt er eine ungeladene AK, Fallschirmjägerversion. Sie hatte einen kürzeren Lauf als das normale Sturmgewehr und einen zusammenklappbaren Kolben. Sehr praktisch, wenn der Platz knapp wurde, zum Beispiel in einem Auto. Auch die AK schien schon bessere Tage gesehen zu haben.
Rob bemerkte meinen Blick und lächelte. Jetzt sah die Sache anders aus: Wir waren auf uns allein gestellt. Ich stand auf. »Hallo, Kumpel. Ich hab gedacht, du wärst tot!«
Er grinste unter der großen Nase. »Bist du hier im Circuit? Ich dachte, du hättest schon vor Jahren Schluss damit gemacht.«
»Ich arbeite für einen Amerikaner. Einen Journalisten. Er bleibt ungefähr eine Woche hier, um Bilder zu machen
- von einem Bosnier, hier in Bagdad, wenn du das für möglich hältst.«
Das hielt er offenbar. »Hier spielen sich seltsamere Dinge ab. Hör dir das an ...«
Drei deutsche Exfallschirmjäger sangen beim neu errichteten Beduinenzelt ihr Regimentslied, während zwei Russen, die ihre AKs luden, miteinander über den Lärm hinweg sprachen. Haarschnitt, Tätowierungen und Narben deuteten darauf hin, dass sie mehr Zeit in Tschetschenien als in Moskau verbracht hatten.
»Was ist mit dir? Für
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