Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
mir erzählt“, sage ich.
Sie sieht nachdenklich vor sich hin und wirkt enttäuscht, wie ich finde.
Als ich mit Lily zurückgehe, sehe ich Christoph kommen. Er ist ziemlich rot im Gesicht und kickt wütend Pinienzapfen durch die Gegend.
„Hey, was ist?“, frage ich ihn. Er sieht mich zornig an.
„Die ... küssen sich“, sagt er abfällig. „Das ist vielleicht eklig!“ Er will an mir vorbei.
„Moment“, sage ich und halte ihn fest, „geht's um Nick? Das ist seine Sache, okay? Deswegen brauchst du ihn doch nicht verurteilen ... was soll das überhaupt? Was ist'n so schlimm daran?“
Er starrt mich an. „Er ist schwul“, sagt er angewidert und verzieht das Gesicht, „dabei spielt er Fußball!“
Oh, oh ... in was für einer Gesellschaft wächst Christoph eigentlich auf?
„Sag' mal, von wem hast du denn diese Vorurteile? Du hast Nick doch kennen gelernt und magst ihn? Ich finde ihn auch nett, obwohl ich's wusste. Er hat's mir nämlich gesagt. Na und? Er hat eben einen Freund!“
„Aber die knutschen“, sagt Christoph verlegen, „das sieht komisch aus, wenn das zwei Männer tun.“
Für mich wär's genauso ungewohnt, muss ich gestehen. Ich würde nur amüsiert grinsen, wenn ich ein 'normales' Pärchen sehen würde. Wir sind an unserem Zelt angelangt. Nick und sein Freund sind nicht zu sehen. Irgendwie bin ich erleichtert.
Nick
Ich mag sie alle vier!
Obwohl 'Russell' mir ganz besonders am Herzen liegt... Er ist genau richtig. Optisch, mein ich. Ich mag Männer, die so kräftig sind. Er ist so sehnig und muskulös und er ist schon total braun überall.
Weil er dunkle Haare hat. Ich hab' schon immer 'ne Schwäche für dunkelhaarige Typen gehabt.
Wir kickten wieder herum und ich führte ihn ganz schön an der Nase herum, bis es ihm zu viel wurde mit meinen Dribblings und er mich einfach an der Taille packte und zur Seite riss.
„Ey - Foul!“, rief ich und tat empört. Er lief lachend mit dem Ball weg. „Mehr essen, Junge!“, rief er über seine Schulter. Ich starrte ihm nach und fühlte noch genau den Griff seiner Hände.
„Das war gemein vorhin“, sagte ich kauend, als wir eine Pause machten, „so trennt man niemanden vom Ball!“
„Wie viel wiegst'n ?“, fragte er stattdessen.
„Zu wenig“, sagte ich trotzig. Er hielt mir sein Brot hin.
„Na komm', nimm' es“, grinste er, „sonst fliegst du samt Zelt davon!“
„Pah“, sagte ich mit erhobener Nase, „dafür laufe ich schneller!“ „Wetten nicht?“ Seine Augen funkelten.
„Wetten doch?“, sagte ich und wir fixierten uns, bis ich verlegen weg sah.
Die Kinder wollten den Beweis. Auf der Stelle.
Christoph maß eine Strecke ab. Katharina stand am Startpunkt, Christoph am Ziel.
Wir standen nebeneinander und guckten uns wieder an. Ich war richtig aufgeregt. Nicht nur wegen des Laufs ... „Auf die Plätze - fertig - los!“, rief Katharina und ich schoss los. Barfuss auf Sand läuft es sich natürlich nicht so toll wie mit Schuhen auf 'ner Aschenbahn, aber ich kriegte dennoch Fahrt. Ich hörte Jan hinter mir keuchen und das gab mir noch mehr Ansporn. Als erster lief ich an Christoph vorbei, Jan mehr als eine Schrittlänge hinter mir. Ein paar Leute applaudierten. Er lachte und schnaufte. Ich auch. „Okay, okay“, sagte er, „du hast gewonnen, Fliegengewicht ... gratuliere!“ Er streckte mir die Hand hin und ich nahm sie. Da zog er mich plötzlich kurz an sich. „Bist schon 'n verrückter Typ“, sagte er ganz dicht vor mir, noch immer atemlos und dann strubbelte er mir durch die Haare. 'Huch! Was war das denn?', dachte ich, 'und das, obwohl er's weiß?'
Ich ging zwischen Katharina und Christoph zurück, Jan hatte sich Lily auf die Schultern gesetzt und lief im Zickzackkurs mit ihr zu unserem Strandlager. Sie juchzte und schrie vor Freude. Mir war genauso zumute.
Ich fasste Christoph und Katharina an die Hand und rief:
„Los!“ Und wir rannten an Jan und Lily vorbei. Katharina sah mich strahlend an, als wir bei den Decken ankamen.
Wir fahren zurück. Ich sitze vorn neben ihm und mustere ihn verstohlen. Er hat kleine Lachfältchen um die Augen und eine ganz gerade Nase. Ich mag seinen Mund ... wie er wohl küsst? Er hat überall Sand in den Haaren an seinen braunen Beinen.
'Mit ihm duschen', denke ich und mir wird ganz heiß...
Ich kurbele die Seitenscheibe herunter und spüre den Fahrtwind.
Er bringt mir keine Abkühlung.
'Sei kein Idiot', rufe ich mich innerlich zur Ordnung.
'Hör' bloß
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