Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
reden.“
Katharina taucht in der Wohnzimmertür auf.
„Soll ich Kaffee kochen?“, fragt sie eifrig.
„Ja“, sage ich und zu Renate: „Willst du auch einen? Ist aber richtiger Kaffee.“
Sie lächelt. „Ja, gern“, sagt sie. Nick kommt rein.
'Er sieht auch total unglücklich aus ...' denke ich.
„Ein Freund holt mich ab ... in 'ner Stunde. Ist das okay?“, fragt er und wir sehen uns an.
Ach, Nick!
Ich wünsche, dass er Gedanken lesen kann und versuche, meine gesamten Gefühle für ihn in diesen Blick zu legen.
Renate steht hinter mir und kann mein Gesicht nicht sehen. Er starrt mich an, dann reißt er sich los und sieht ertappt auf den Boden. „Ja, natürlich“, sage ich. „Sag' mal, hast du überhaupt schon was gegessen? Nein? Dann frühstückst du jetzt erst einmal.“ Ich bin froh, dass ich was machen kann. Katharina deckt mit mir den Tisch.
„Ey, das ist nicht alles nur für mich, oder? So viel esse ich nicht“, sagt er abwehrend und sieht zu, was ich ihm alles hinstelle.
„Sie können's vertragen“, sagt Renate, „ so dünn, wie Sie sind!“
Und dann fragt sie ihn, was er macht und wo er wohnt.
„Da? So was! Ich wohn' in der Parallel Straße!“
Fein. Dann kann ich ja die Kinder immer zu ihr bringen, während ich mich mit ihm vergnüge.
Verfluchter Mist. Lasst mich doch alle in Ruhe und vor allem:
lasst mich mit Nick allein!
Das Kaffeetrinken rauscht an mir vorbei, ich höre gar nicht zu, worüber sie reden. Meine Gedanken drehen sich im Kreis.
Wie geht's weiter? Wann werde ich ihn wiedersehen?
Beobachte ihn verstohlen. Wie er isst, trinkt und beim Reden gestikuliert.
Ich mag seine schmalen Hände und sehe es gern, wenn er sich damit durch die Haare streicht.
Wenn ich könnte, wie ich wollte ... dann würde ich jetzt sein hübsches Gesicht in beide Hände nehmen und ihn küssen ... Er würde mich anlächeln und irgendwas Liebes sagen ... Dann klingelt's .
Vor diesem Geräusch fürchte ich mich schon die ganze letzte Stunde.
Nick steht auf. Sieht mich an. Wirkt blass auf einmal.
Renate gibt ihm die Hand. „Ja, war nett, Sie kennen gelernt zu haben“, sagt sie und Nick murmelt auch so 'ne Floskel.
Sie bleibt im Wohnzimmer, stelle ich erleichtert fest.
Auf dem Flur steht ein baumlanger Kerl mit dunklen kurzen Haaren. Bestimmt zwei Meter groß.
„Mensch, Nick“, sagt der, „du bist ja richtig braun geworden! Fast wie Babacar N'Diaye !“
'Das muss Josy sein', denke ich, 'der St. Pauli-Fan. Der 'Hetero'. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Alle schwulen Männer, außer Nick, sind mir neuerdings zuwider.
„Das ist Josy“, sagt Nick denn auch und wir geben uns die Hand. Ich versuche keine Miene zu verziehen, während er mir fast die Handknochen zerquetscht, mit einem euphorischen Grinsen. „Spielst du auch Fußball?“, fragt er mich.
„Ich habe gespielt“, sage ich, „in letzter Zeit nicht mehr, zu wenig Zeit.“
Nick
Josy ist da und natürlich redet er gleich über Fußball.
Jeder, der'n Funken Interesse daran hat, kann in seinen Augen nicht verkehrt sein und wer's auch noch spielt, der sichert sich gleich ein Plätzchen in seinem großen Herzen.
Jan und Christoph haben schon längst bei ihm gepunktet, jetzt ist Katharina dran.
„Na, und du?“, fragt er sie denn auch. Sie windet sich verlegen. „Die hat doch keine Ahnung ... die steht doch bloß auf den Torwart vom VFB Stuttgart, Timo Hildebrand“, sagt Christoph taktlos. Katharina wird augenblicklich feuerrot.
Timo Hildebrand. Für Katharina der beste Torhüter, den es gibt!!!
„Na und? Der ist wirklich richtig gut, deshalb“, sagt sie aufgeregt.
„Aber nicht in der Nationalmannschaft“, feixt ihr Bruder.
„Jetzt noch nicht! Dafür ist er noch zu jung!“, verteidigt sie ihren Schwärm.
„Wart's ab, der wird bestimmt mal Nationalkeeper !“ Josy lacht grölend los. „Das ist gut!“, sagt er, „Das passt ja! Weißt du,
wie Nick bei uns heißt? Hilde! Weil er ihm so ähnlich sieht!“ Er grinst mich freundlich an.
'Ja, ja', denke ich 'und Bernie heißt bei uns Meier ... großes M( aul ) und kleine Eier ... bei mir ist's allerdings doppelt witzig wegen des Frauennamens ... warum wohl?'
„Mach' dir nichts draus“, tröste ich Katharina, „wir können ja zusammen zum Spiel gehen, wenn die Stuttgarter kommen und ich fange Hildebrand ab und schlage ihn k.o. in der Kabine! Dann gehe ich für ihn raus ... und in der Zwischenzeit kümmerst du dich
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