Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
diesmal bin ich schon geschickter. Jan geht irgendwann mit Lily hoch.
„Wir müssen schon um sechs Uhr aufstehen“, sagt Christoph, „schaffst du das überhaupt?“
„Ich werde Jan sagen, dass er mir'n nassen Waschlappen ins Gesicht wirft“, sage ich.
„Oh nein, das möchte ich bitte machen!“, sagt Katharina und lacht mich an.
Auf was hab' ich mich da eingelassen?
Jan
Die Kinder sind oben. Nick macht sein Bett im Gästezimmer. Ich stehe in seiner Tür. „Komm' rein“, sagt er.
„Lieber nicht“, sage ich, „Katharina ist noch nicht im Bett.“ Seufzend setzt er sich.
„Weckst du mich morgen früh?“, fragt er.
„Ja ... schlaf gut“, sage ich zärtlich.
„Du auch“, sagt er.
In der Nacht höre ich die Wasserspülung im unteren Badezimmer. Es ist zwei Uhr.
Ich springe aus dem Bett, gehe zur Tür. Er verlässt gerade das Bad.
„Hey!“, mache ich leise. Er kommt zu mir.
Bin wie gerädert am Morgen, als der Wecker klingelt.
Ich beuge mich über ihn. „Wir müssen aufstehen“, flüstere ich in sein Ohr. Er dreht sich auf den Bauch und vergräbt sein Gesicht im Kissen. „Noch nicht“, klingt es dumpf. Oben höre ich Schritte.
„Katharina ist schon wach“, sage ich panisch, „du musst rüber!“ Er dreht sich stöhnend um und setzt sich auf. „Wo ist
meine Unterhose?“, fragt er gähnend. „Hier“, ich werfe sie ihm hin, ziehe auch meine an. „Ich beeil' mich im Bad“, sage ich.
Nick
Bin das frühe Aufstehen gar nicht mehr gewöhnt. Naja, wird sich schon einpendeln.
Beim Frühstück lass' ich mir erst mal erklären, wo der Kindergarten ist und wann ich die Kleine spätestens wieder abholen muss. Halb eins, aha.
Und um zwei kommen Katharina und Christoph aus der Schule. Also werd' ich gegen acht nach Hamburg fahren, meine Taxi-Touren abstimmen, mittags Lily wieder mit nach Hause nehmen, irgendwas zu essen machen und am Nachmittag mit der Kleinen wieder nach Hamburg reinfahren, um sie bei Renate abzusetzen, weil Jan am Montag länger arbeiten muss.
Dann fahr ich wieder Taxi, packe ein paar Klamotten und hole Lily dann wieder ab, um zurückzukommen.
Mir wird schon ganz schwindlig von der bloßen Planerei .
Um sieben fahren die Großen mit Jan los. Er setzt sie immer am Bahnhof ab.
„Tschüss“, sagt er, „bis heute Abend!“ Komisches Gefühl für mich.
Dann muss ich hoch, um Lily zu wecken.
Die hat noch gar keine Lust, sich zu erheben. Ich verspreche ihr beim Frühstück was vorzulesen, wenn sie jetzt aufsteht.
Murrend steigt sie aus dem Bett. Ich will wieder runter.
„ Nihick !“, ruft sie mir hinterher, „was soll ich denn anziehen?“ Ach ja, sie ist ja erst vier! Und beim Waschen muss ich ihr auch noch ein bisschen helfen. Wie lange das dauert! Um kurz nach halb acht sind wir erst unten.
„Was willste denn essen?“, frage ich sie.
„Nutella!“
Ich suche sie im Schrank, bis mir einfällt, wo sie noch stehen könnte...
„Augenblick“, sage ich ihr und gehe ins Schlafzimmer. Tatsächlich, das Glas steht noch unterm Bett.
'Geiler Abend', denke ich.
Schmiere ihr ein Brot. Sie isst ganz langsam.
„Und jetzt ein Buch!“, sagt sie mit vollem Mund. Ich renne nach oben in ihr Zimmer, suche nach einer nicht so langen Geschichte, finde was und renne wieder runter. Zehn vor acht schon.
Ich lese vor, sie trödelt so rum.
„Iss, Lily“, sage ich. Acht Uhr.
„Wir müssen los“, dränge ich, „eigentlich müsstest du schon da sein!“ 'Und ich auf dem Weg nach Hamburg ...' Sie holt ihren Kindergartenrucksack.
„Ich will Apfel“, sagt sie. Hä? Ach so, für'n Kindergarten!
Ich packe eine Brotbox aus, in der noch Reste einer Banane von Freitag liegen und einen Trinkbecher mit saurer Milch.
Na, lecker.
Ich beeile mich ganz fürchterlich und um zwanzig nach acht kommen wir dann endlich los. „Wo ist mein Sitz?“, fragt sie. Verdammt, Jan hat vergessen, ihn aus dem Bus herauszunehmen. „Das muss jetzt mal so gehen“, sage ich, „morgen hast du deinen Autositz!“
Der Kindergarten liegt außerhalb. Mütter mit Kinderwagen und auf Fahrrädern kommen mir entgegen.
Einige sehen mich neugierig an. Lily nimmt meine Hand.
Wir gehen rein und sie läuft nach rechts zu einem Raum. Überall wuseln Kinder rum. Mann, ist das laut hier!
Eine Frau kommt aus dem Gruppenraum und begrüßt Lily, die sich ihre Sandalen aus- und Hausschuhe anzieht.
Fragend sieht sie mich an, nachdem sie mir 'Guten Morgen' gesagt
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