Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
Übersetzungen gemacht.
Ich sehe zwischendurch zur Uhr. Kurz nach halb zwölf.
Um ein Uhr geht der Zug von Katharina und Lily, halb zwei müssen wir mit Christoph zum Fußballspiel. Heute spielen sie auswärts und das Kaff liegt mindestens 'ne Dreiviertelstunde entfernt.
„Und warum habt ihr euch getrennt?“, fragt er. Ich setze gerade zur Antwort an, da klingelt's .
'Die Melzer', denke ich spontan, 'er ist mit seinen großen schmutzigen Schuhen über ihren frischgefegten Gartenweg gegangen oder so Chris öffnet.
„Josy!“, höre ich ihn begeistert ausrufen.
Ich atme auf. 'Der erste willkommene Gast', denke ich und habe ein schlechtes Gewissen Martin gegenüber. Aber bei ihm weiß man nie, was einen noch alles erwartet...
Nick
Von wegen „ich schnapp mir deine Matratze!“ Katharina und ich mühen uns ganz schön ab mit diesem sperrigen Ding, das verdammt schwer ist.
'Ne Federkernmatratze. Wir haben sie aber immerhin unter Ächzen und Stöhnen schon bis zur Treppe geschafft.
„Josy!“, rufe ich runter, „komm' mal eben hoch und pack' mit an, ja?“
Er taucht in der Treppe auf. „Umzug?“, fragt er.
„Nee, wir haben bloß Besuch gekriegt von 'nem alten Schulfreund von Papa“, sagt Katharina und leise setzt sie hinzu „der soll nicht bei mir im Zimmer schlafen - der macht alles kaputt.“ Ihr Blick spricht Bände. Josy sieht mich mit gerunzelter Stirn an.
„ So'n geborenes Trampeltier“, erkläre ich, „verdammt ungeschickt... zwei linke Hände mit lauter Daumen!“
„Ach so“, sagt Josy, „gib' mal her und geh' zur Seite!“
Er klemmt sich die Matratze untern Arm und geht locker damit nach unten.
Ich seufze und sehe Katharina an.
„Manchmal wünschte ich, ich war' auch so“, sage ich zu ihr.
„Aber ob du dann Papas Typ wärst ?“
Überrascht sehe ich sie an.
Sie verblüfft mich bisweilen ganz schön.
Jan
Ich kann Katharinas Bedenken verstehen, Martin in ihrem Zimmer schlafen zu lassen.
Jetzt liegt ihre Matratze also in Nicks Zimmer. Christoph strahlt über's ganze Gesicht , weil Josy da ist.
„Na hör' mal, deine Fan-Kurve lässt dich doch nicht im Stich!“, sagt Josy und trinkt noch eine Tasse Kaffee.
Nick, der sich auch gerade wieder hingesetzt hat, sieht traurig in den leeren Brötchenkorb.
Ich stoße ihn an.
„Hier“, sage ich, „für dich!“
Er isst doch bloß ein Brötchen am Wochenende. Die Sorte mit den vielen Sonnenblumenkernen mag er am liebsten. Ich übrigens auch.
Während mir Martin von seinem Kummer erzählte, was ihn aber nicht hinderte, derweil langsam, aber stetig den Brötchenkorb zu leeren (ich muss Christoph jetzt Brote machen), brachte ich eins von Nicks 'Weltmeisterbrötchen' in Sicherheit, indem ich es auf meinem Teller parkte. Ich selbst war bereits fertig. Er sieht mich glücklich an.
„Ach, Jan ... danke“, sagt er leise und ich liebe ihn für diesen süßen Blick, den er mir zuwirft! Ein heftiges Bedürfnis überkommt mich, jetzt mit ihm allein sein zu können.
Manchmal habe ich Angst, dass unsere Beziehung durch das Durcheinander, das oft bei uns herrscht, kaputtgehen könnte. Es fehlt einfach an allen Ecken Zeit.
Mit Renate ist mir das gar nicht so aufgefallen, weil's sich so nach und nach entwickelt hat.
Wir waren beide zweiundzwanzig, als wir uns kennen lernten und zogen ziemlich schnell zusammen.
Renate arbeitete damals in 'nem kleinen Frisörladen, ich war noch bei einer kleinen Holzhandlung, die mein Markt inzwischen geschluckt hat.
Ihr Traum war's, ein eigenes Haus zu haben, Kinder zu kriegen und nicht mehr arbeiten zu müssen.
Als Katharina unterwegs war, heirateten wir. Da waren wir vierundzwanzig. Keine zwei Jahre später kam bereits Christoph. Wir waren eine ganz normale Familie.
Zu der Zeit lebten wir in Hamburg-Wilhelmsburg, weil's einfach billig war, aber das Umfeld war ziemlich mies. Unsere Katharina da in die Schule zu schicken, ging uns mächtig gegen den Strich.
Wir hatten dann richtig Glück. Meine Eltern bekamen eine Lebensversicherung ausbezahlt, die sie uns quasi als vorgezogenes Erbe vermachten und unser Haus wurde als Zwangsversteigerung unter seinem echten Wert verkauft, sonst hätten wir's uns nicht leisten können.
Renates Glück war perfekt zu der Zeit, vermute ich. Sie ging völlig darin auf, unser Haus einzurichten und im Garten herum zu pusseln. Und ich?
Ich machte meinen Job und schob aufkommende Zweifel ganz nach hinten in meinen Kopf.
Dieses Gefühl etwa, dass
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