Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
trocken, „auch das noch! Benni ist ihr Sohn!"
J A N
Super.
Wie hieß noch gleich der Film mit Jack Nicholson als Ekel? (Obwohl: da fallen mir auf
Anhieb gleich diverse ein ...) Ach ja: 'Besser geht's nicht'. Das passt.
Ich beuge mich zu Nick rüber und wir geben uns einen Abschiedskuss, was Frau Fricke angestrengt zu ignorieren versucht. Sie ist im Grunde mächtig neugierig auf ihn. Ich hab' doch gesehen, wie's in ihr arbeitete, als sie mich mit ihm sah. Humpelnd bewege ich mich zur Tür. Ob Andreas die Krücken noch hat ?, denke ich, die könnt' ich jetzt gut gebrauchen.
„Guten Morgen, Herr Grewe! Oh, Sie sind ja verletzt!"
„Ja", sage ich, „gestern beim Training ..."
„Sport ist Mord, wie?" Sie lacht unsicher. Schade um unsere nette Arbeitsbeziehung. Seitdem sie weiß, dass ich einen Freund habe, ist sie total verkrampft.
„Ich mach' gleich Kaffee", sagt sie, als wir im Büro sind. Geschäftig eilt sie hin und her. Ich will's jetzt wissen. „Heißt Ihr Sohn eigentlich Benjamin?", frage ich. Sie bleibt abrupt stehen und aus der bis obenhin gefüllten Kanne schwappt ein Schwall Wasser heraus.
„Oh, wie ungeschickt!", ärgert sie sich.
„Macht doch nichts, ist doch nur Wasser", sage ich, „wir sollten's bloß wegwischen, damit keiner ausrutscht ... hinterher komm' ich noch in den zweifelhaften Genuss, Frau Zitter in Strapsen zu sehen ... ich weiß nicht, ob ich das am frühen Morgen verkrafte." Sie lacht und wirkt plötzlich gelöster. „Ach, Herr Grewe, nein! Frau Zitter? Oh, mein Gott!" Frau Zitter ist der General der Kassiererinnentruppe . 1,80 m groß, Damenbart und eine auffallend tiefe Stimme. Gerüchten zufolge war sie früher mal ein Mann.
Ehrlich gesagt, ich glaub's nicht, dafür wirkt sie immer noch zu männlich.
Frau Fricke hat sich wieder beruhigt.
„Ja ... mein Sohn heißt Benni - warum?" Hat sie nicht gestern bei uns angerufen?
„Er hat letzte Nacht bei uns übernachtet. Er ist mit Christoph befreundet... meinem Sohn", sage ich. „Das ist Ihr Sohn?" Verblüfft setzt sie sich. „Sie haben doch gestern Abend noch bei uns angerufen", sage ich, „ hatten Sie die Nummer nicht aus dem Telefonbuch?"
„Was? Ach so, nein ... Benni schreibt die Nummern auf Zettel und macht sie an der Pinnwand fest. Ich wusste gar nicht, wie Chris mit Nachnamen heißt ... da steht nur, Chris' und die Telefonnummer ..." Sie betrachtet anscheinend interessiert ihre Fingernägel, „dann hab' ich wohl gestern Abend mit Ihrem ... Freund gesprochen?"
„Ja", sage ich, „der hat mich netterweise auch heute Morgen gebracht... wegen meinem Fuß", füge ich hinzu. Wegen meines Fußes heißt das, du Trottel, korrigiere ich mich selbst in Gedanken und leiste dem missachteten Genitiv stumm Abbitte, aber ich glaube, es ist ihr gar nicht aufgefallen. Kann natürlich auch sein, dass sie mich für leicht unterbemittelt hält. „Ach, der war das? Der ist noch ziemlich jung, nicht?" (Wieso habe ich eigentlich das Gefühl, ein Päderast zu sein, seitdem ich mit Nick zusammen bin?)
„Sechsundzwanzig", sage ich, „dieses Jahr wird er mit dem Studium fertig." (Zumindest möchte er das gern ...) „Oh", sagt sie nur und mehr Privates gibt es bis mittags nicht. Als wir eine Pause machen, seufzt sie und sagt: „Finden Sie's auch ein bisschen schwierig zur Zeit mit Ihrem Sohn? Ich hab' das Gefühl, Benni lässt mich nicht mehr an sich ran ... er erzählt gar nichts mehr und wirkt ständig genervt ..." „Pubertät", sage ich und esse derweil mein Käsebrot weiter. „Erzählt Ihr Sohn denn was von sich?", fragt sie. „Also, Benni geht immer sofort in sein Zimmer, wenn er abends nach Hause kommt und macht laut Musik an ... ich bin ja schon froh, wenn er mit mir zu Abend isst."
Sie sieht mich mit traurigen Augen an.
Ich kann mir gut vorstellen, wie sie als Mutter ist.
Behütend und umsorgend, Lieblingsgerichte kochend und schmutzige Wäsche einsammelnd, demütig guckend und alles für ihren geliebten Nachwuchs machend, ohne jemals eine Gegenleistung zu verlangen.
Der soll sie dafür nur lieben, achten und ehren. Eine schwere Bürde. Ich kenn' das doch von meiner Mutter. Die rackerte sich doch auch ab und wollte keine Hilfe. „Das ist keine Jungsarbeit ", wehrte sie stets ab, wenn ich zum Handtuch griff, um beim Abtrocknen zu helfen. (Was für eine Einstellung! Katharina, sollte sie jemals Kinder haben, würde ihren Knaben schon die Flötentöne beibringen, wenn sie ihrerseits so einen
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