Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
Kumpel aus der Parallelklasse angeheuert, er selbst stand bloß grinsend im Hintergrund.
Mit blutender Nase kam ich nach Hause und dem Wissen, dass ich mir nicht gerade den einfachsten Weg durch's Leben ausgesucht hatte. Mittwochmorgen sagte ich Franziska, dass ich mich nicht gut fühlte und sie schickte mich wieder ins Bett. Donnerstag und Freitag manipulierte ich das Thermometer (die alten Quecksilberteile waren in der Hinsicht wirklich sehr dankbar) und sie ließ mich zuhause.
Ich ging dann wieder zur Schule, aber die ganze Unbeschwertheit war vorbei und ständig hatte ich Angst, dass sie mich wieder zusammenschlagen würden. Ich war schon immer einer der Kleinsten gewesen und hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Beim Fußballtraining ließ ich mich danach auch nur noch selten blicken, weil Simon (das war der eine Freund von Markus) ebenfalls dabei war. Da wusste es noch keiner. Ich nehme an, Simon hatte aus Schiss vor Josy den Mund gehalten, mit dem ich befreundet war. Der war nämlich genau wie ich dort beim Training. Leider ging er nicht mehr zur Schule.
„Warum kommste denn nicht mehr?", fragte er mich, als wir uns einmal in der Stadt trafen. Ich sah ihn an und beschloss es zu sagen.
„Ich will nicht, dass sie über mich lachen", druckste ich verlegen. „Wieso lachen?", fragte Josy verwundert.
„Ich steh auf Jungs ... ich bin schwul, weißt du ... ich nehm's dir nicht übel, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst." (Blöder Spruch, was? Natürlich hätte ich es ihm übel genommen)
Josy sah mich überrascht an.
„Warum - bist du verliebt in mich oder so?", fragte er unsicher. Ich lächelte. „Nein, bin ich nicht, keine Angst..." „Na dann - mich stört's nicht!", sagte Josy mit gerötetem Gesicht. Er war schon damals ein lieber Kerl. Ihm hatte ich es dann letztendlich zu verdanken, dass sie mich in Ruhe ließen. Sie warteten immer Dienstags auf mich. Da hatten Simon und Max aus der Parallelklasse gleichzeitig mit uns Schluss. Ich er zählte es Josy und den kommenden Dienstag, sie hatten mich gerade wieder in der Mangel, da tauchte der auf und knöpfte sie sich vor.
Diesmal gingen sie mit blutigen Nasen nach Hause und ich trug die Hoffnung in mir, dass die Dienstage in Zukunft wieder halbwegs normal verlaufen würden...
J A N
Ich liege noch lange wach. Er schläft. Auf dem Bauch, die Hände unterm Kissen, ein Bein angewinkelt.
„Franziska hab' ich das alles gar nicht gesagt, die hätte sich bloß aufgeregt. Womöglich hätte sie mich an 'ner anderen Schule angemeldet oder so..."
„In der Oberstufe ging's dann", erzählte er weiter, „da war ich in einer Clique, die's akzeptierte ..." Und dann seine letzten Sätze.
„Als Mats weg war, da dachte ich erst, ich würde nie wieder jemanden finden, den ich so lieben könnte ... ich habe ihn richtig geliebt ... ich war danach immer auf der Suche ... aber das sind wir ja im Grunde alle, nicht? Ich hab' so viel Scheiße erlebt, Jan ... und hab' ganz schön viel Mist gemacht, aber ich war immer nur auf der Suche nach Liebe. Der einzigen richtigen Liebe. Ich hab' die Hoffnung nie aufgegeben. Und ich bin froh, dass ich ihr tatsächlich begegnet bin."
Ich stelle mir vor, ich hätte ihn getroffen, als er so siebzehn, achtzehn war. Er hatte mir mal ein paar Fotos gezeigt, die aus der Zeit stammten.
Hübsch war er schon immer. Früher trug er die Haare schulterlang, sie waren etwas dunkler - seine Naturfarbe eben.
Nick mit 16
Eins der Bilder zeigte ihn mit einem anderen Jungen von hinten. Die Arme umeinander gelegt, eine Hand in der hinteren Jeanstasche, Nick drehte sich lachend zum Fotografen um, während der gutaussehende Dunkelhaarige an seiner Seite ihn verliebt ansah. Beide trugen die gleichen Armbänder um die Handgelenke, die fielen mir gleich auf.
„Die haben wir uns gegenseitig geschenkt. Da konnte man seinen Vornamen eingravieren lassen. Ich trug das Armband mit seinem Namen und er das mit meinem. Diese Dinger waren damals total in", hatte er erklärt, „und das Foto hat der Bruder von Tom gemacht ... Klaus hieß er, der wusste Bescheid. Toms Eltern durften nichts davon wissen, dass er schwul war ... Der war vielleicht scharf! Also der Bruder, der das Foto machte! Aber leider ein überzeugter Hetero!" „Das dachte ich von mir auch mal", hatte ich eingeworfen und er hatte gelacht. Ich wäre zu dem Zeitpunkt 32 gewesen. Katharina war damals acht und Christoph sechs. Die Vernunft regierte mein
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