Nickel: Roman (German Edition)
begonnen.
Dewayne mochte angeschlagen aussehen, aber er war es nicht. Als Jeff zum Todesstoß ansetzte, sprang der Riese zurück und versetzte Jeff eine rechte Gerade in den Magen. Jetzt waren sie beide angeschlagen. Jeff senkte den Arm und taumelte zurück. Dewaynes Ecke bejubelte ihren Kämpfer. Jeff konnte sich mit Ducken und Rollen durch die nächsten Schläge retten, die Dewayne auf ihn abfeuerte, aber der letzte Hieb in einer Vierschlagkombi traf ihn mit voller Wucht. Als Jeff außer Reichweite sprang, sah ich eine hässliche Platzwunde unter seinem linken Auge aufklaffen.
Jetzt war Jeff an der Reihe. Der Schlag in seine Körpermitte hatte ihm sehr wehgetan, aber der Treffer ins Gesicht hatte ihn aufgeweckt. Er ging hart auf Dewayne los und bombardierte ihn mit Schlägen, die ihn veranlassen sollten, die Deckung hochzunehmen. Das tat Dewayne auch, er vergrub das Gesicht in den gewaltigen Armen, und Jeff packte seinen Nacken, sprang hoch und rammte Dewayne das Knie ins Gesicht. Soverharrten die beiden eine Sekunde, dann standen Jeffs Füße wieder im Sand. Er sprang noch einmal hoch und wieder traf ein Knie Dewayne ins Gesicht; es machte mich fassungslos, dass er noch aufrecht stand. Jeff lächelte, grinste uns alle an und sprang ein letztes Mal hoch. Dieser letzte Treffer mit dem Knie schleuderte Dewaynes Kopf aus dem Schneckenhaus, in dem er sich vergeblich verkrochen hatte. Jeff ließ los und der Riese fiel mit dem Gesicht voran in den Sand. Hätte Jeff Dewayne in den Kopf geschossen, der Kampf hätte nicht eindeutiger vorbei sein können. Der Sand um Dewaynes Gesicht herum war dunkel von seinem Blut. Seine Freunde halfen ihm auf.
Jeff wartete, bis sein Gegner stand. Die Leute um Arrow und mich herum zerstreuten sich schon. Jeff schüttelte dem Besiegten die Hand, und Dewayne ging mit seinen Freunden davon, um sich um die Reparaturen zu kümmern. Seine Nase saß in einem anderen Winkel als vorher im Gesicht. Ich blickte zu Arrow und sah, dass sie Jeff anstarrte, wie ein Mensch auf einer einsamen Insel einen Teller mit Steaks anstarren würde. Ich stupste sie mit dem Ellbogen an. Sie sah zu mir herunter, der Bann war gebrochen.
»Gehen wir«, sagte ich. »Lou kommt bald.«
»Musst du Jeff nicht kennenlernen?«
»Nein. Ich sehe ihn morgen.«
»Kann ich mitkommen?«
»Ich überleg’s mir.«
Innerlich war ich sonderbar aufgewühlt. Mein Auftrag war erfüllt – vorausgesetzt, Rhino spielte mit. Aber Arrow mochte Jeff. Es stand ihr dick und fett ins Gesicht geschrieben, daran konnte ich nichts ändern. Erst vor ein paar Stunden waren wiressen gewesen und zwischen uns hatte sich etwas entwickelt, vielleicht nur ein bisschen, aber immerhin. Trotzdem, diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen.
So unauffällig, wie wir gekommen waren, stahlen wir uns nun davon. Viele Leute gingen jetzt, wo ihr Blutdurst gestillt war. Ich hatte für Jeff ein Ass im Ärmel. Wie sich herausgestellt hatte, war das Problem ganz anders geartet, als ich gedacht hatte. Ich würde ein bisschen tricksen müssen, aber das war nichts, was ich nicht handeln konnte. Auf dem Weg zum Taxi sprachen Arrow und ich kein Wort. Ich dachte nach und sie auch, und ich war froh, dass ich nicht genau wusste, was sie dachte. Es war schlimm genug, die ungefähre Richtung zu kennen.
Lou stand genau da, wo ich ihn hinbestellt hatte. Wir stiegen ein, und ich bat ihn, uns dort hinzufahren, wo wir Arrow abgeholt hatten. Lou grunzte – ich glaube, so viel hatte er noch nie zu mir gesagt. Arrow und ich saßen weit auseinander auf dem Rücksitz. Irgendwann warf ich ihr einen Blick zu; sie erwiderte ihn, aber sie war gar nicht ganz da. Sie dachte an Jeff. Wir setzten sie ab und fuhren zu mir. Ich bezahlte Lou und sagte, ich würde mich bei ihm melden. Er schloss das Fenster und fuhr davon. Ich ging gleich zu Bett. Ich träumte von einem Mann, der am Himmel schwebte, als würde er fliegen.
Kapitel 14
Als ich am nächsten Morgen die Pflanzen wässerte, waren wieder welche erntebereit. Ich verdrängte das; meinen Traum versuchte ich auch zu verdrängen. Aber er pochte wie ein Eispickel in meinem Hinterkopf.
Ich meldete mich bei Ambers Facebook-Account an und schrieb Jeff eine Nachricht: »Hi Süßer, ich habe dich auf der Party gesehen, aber es waren so viele Leute um dich rum, da bin ich schüchtern geworden. Ich bin NIE schüchtern. Triffst du dich heute Nachmittag am selben Ort mit mir, damit ich mich bei dir entschuldigen kann?«
Wenn das nicht
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