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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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Junge kam zu uns – es war nicht Jeff, das wäre auch zu schön gewesen, aber er war ein Koloss. Er hatte die Muskeln und die straffe Brust eines Gewichthebers, dazu die dünnen Beine und die breite Taille, die belegten, dass er nicht wusste, was er im Studio tat. Arrow fing seinen Blick auf und sagte: »Hi.«
    »Hey Mädchen, wo kommst du her?«
    »Ich lebe in Four Oaks, aber mein Cousin geht auf die Forest Hills.«
    »Deshalb kenne ich dich nicht.«
    Er musterte sie von oben bis unten und zog dabei eine große Show ab. »Du siehst gut aus.«
    »Ich weiß.«
    Arrow, Mädchen meiner Träume.
    »Wer ist der Kleine?«
    »Mein kleiner Bruder.«
    »Als die Schönheit verteilt wurde, hat er nicht viel abbekommen, was?«
    Sie rubbelte mir über den Kopf. »Er ist doch ganz süß. Rauchst du?«
    »Du meinst Gras?«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Natürlich.«
    Arrow holte den Joint hervor und rollte ihn zwischen den Fingern hin und her. Ich holte ein Streichholz aus der Tasche, riss es an meiner Gürtelschnalle an und hielt es ihr mit gewölbten Händen hin. Sie zündete das Ding an, atmete rasch aus und reichte es dem Typen. Im Nu hatte sich eine kleine Gruppe um uns versammelt – na ja, das lag vor allem an Arrow. Ich steckte ihr zwei weitere Joints zu. Wir wurden richtig gut darin – beim Betrügen im Kartenspiel wären wir das perfekte Team gewesen. Sie ließ die Joints in der Tasche ihres Kapuzenpullis verschwinden.
    Der erste Joint kam zurück, und Arrow tat so, als rauchte sie auch: Sie sog Rauch ein, stieß ihn dann aber unauffällig unter ihrem Arm wieder aus, während sie den Joint an ein älteres Highschoolmädchen weiterreichte, das vielleicht schön gewesen wäre, wenn ich nicht verliebt gewesen wäre. Das Mädchen sah Arrow an und kam zu dem Schluss, dass es lohnte, mit ihr zur reden. »Danke.«
    Darauf folgte ein raues Husten. Meine harte Arbeit im Garten zahlte sich aus, und zwar nicht mehr nur in meiner Brieftasche. Sie hatte bereits glasige Augen. Arrow fragte das Mädchen: »Kennst du Jeff?«
    Das Mädchen drehte den Kopf, er wackelte, als wäre der Hals gebrochen. Ich hatte gewusst, dass ich guten Stoff anbaute, aber ich hatte noch nie gesehen, wie jemand ihn wirklich rauchte. Es sah aus, als würde es so viel Spaß machen, wie im Nebel Fahrrad zu fahren. Sie sprach langsam und bewusst, jedes Wort klang wie ein ganzer Satz.
    »Du meinst Jeff Rogers?«
    »Ja.«
    »Der ist so cool. Er kämpft heute Abend.«
    »Er nimmt an einem Kampf teil?«
    »Ja, er muss gegen irgendeinen großen schwarzen Kerl aus der City kämpfen. Jeff ist ein richtiges Tier, aber der schwarze Typ auch.«
    »Darum geht’s hier, um Kämpfe?«
    »Klar, Kämpfe und Absaufen.«
    Ich hatte bereits eine Menge über Jeff erfahren. Mein Dope funktionierte wie ein Wahrheitsserum. Die Menschenansammlung um uns herum wurde größer. Arrow holte die übrigen Joints hervor und ich stiftete das Streichholz. Flamme traf auf Gras und eifrige Gesichter mit hochwertigen kieferorthopädischen Arbeiten leuchteten im Dunkeln auf. Arrow brachte den Stoff unter die Leute. Ich kam mir vor wie eine Art Dope-Messias, ein Prophet, der seine Jünger ins gelobte Land führte. Ich steckte Arrow noch zwei Tüten in die Hand. Bisher jedenfalls lief alles total glatt. Ich sah mir an, wie die Leute Pot rauchten, das ein hübsches Mädchen, das sie gar nicht kannten, herumgehen ließ. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie alle vergiften können.
    Bisher war die Musik Rap gewesen: dumpfe Bässe, zu denenSchwachköpfe vom heftigen Leben in Multimillionen-Dollar-Häusern erzählten. Falls die jemals echt gewesen waren, dann war der Getto-Lack schon lange ab. Als die Musik zu gefühlvollem, altmodischem R&B wechselte, wusste ich, jetzt ging es los. Wie Surfer, von einer Monsterwelle getragen, bewegten wir uns mit der Menge. Arrow und ich blieben vorne stehen, der süßliche Rauch meines Gärtnerprojekts machte das Atmen schwer. Jetzt sah ich, dass der Kampfplatz mit Sand bedeckt war; das war mir vorhin nicht aufgefallen. Auf Sand zu kämpfen ist schwer; man ist nicht so leichtfüßig wie im Ring oder auf festem Boden.
    Ich sah ihn herankommen: Das musste Jeffs Gegner sein. Der Junge war ein Riese mit so vielen Muskeln, dass er wie eine Karikatur aussah. Er wurde von zwei Typen flankiert, die selbst die reinsten Kolosse waren, aber neben ihm klein wirkten. Die Menge teilte sich, um sie durchzulassen, und als er den Rand des Sandes erreichte, zog er sein T-Shirt aus. Ich

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