Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
nicht die Frisur ruiniert.«
    »Ähm …«
    Sie schlug mich auf den Arm, spielerisch, nicht so wuchtig wie an dem Tag, an dem sie mir das Veilchen verpasst hatte.
    »Schon gut, das bekomme ich wieder hin.«
    »Es gibt immer noch keinen Strom.«
    »Nickel, du hast einen Strommast gesprengt – natürlich gibt es keinen Strom.«
    Auch wahr.
    »Ich muss nach Hause«, sagte ich.
    »Ich muss zur Schule.«
    »Soll ich dich hinbringen?«
    »Ich kann bei einem Freund mitfahren.« Sie errötete.
    Ein Junge. Mein Herz. Gebrochen.
    »Ich ruf dich nach der Schule an.«
    »Lass es, ich rufe dich an. Ich hab viel zu tun heute.«
    »Du rufst doch an, oder?«
    »Ja. Warum?«
    »Ich will dir beim Ausspionieren helfen.«
    Es ist erstaunlich, wie ein Lächeln und ein freundliches Wort sogar ein gebrochenes Herz heilen können.
    »Okay. Ruf an.«
    Sie lächelte, also stand ich auf und folgte ihr nach draußen. »Bis heute Abend. Oh. Nickel, dein Gesicht!«
    Sie deutete auf den Gartenschlauch. Das Wasser war kalt, aber besser als die Alternative. Mit dem T-Shirt rubbelte ich mir das Gesicht trocken und sah Arrow an. Sie senkte den Daumen und ich hielt mir noch einmal den Schlauch ins Gesicht, rubbelte noch einmal mit dem T-Shirt. Daumen hoch.
    Ich winkte, ging Richtung Hauptstraße und nahm eine Abkürzung zwischen den Gärten hindurch. Zwei Autos fuhren an mir vorbei, aber ich sah nicht hin. Ich brauchte Arrow nicht mit ihrem Freund zu sehen, um zu wissen, dass es wehtun würde.
    Als ich bei meinem Fahrrad ankam, war ich erschöpft. Niemand hatte es angerührt, also verduftete ich. Erst beim Fahren merkte ich, wie mitgenommen ich war; ich hatte überall nervige kleine Kratzer. Ich brauchte dringend eine heiße Duscheund einen längeren Aufenthalt in einem Bett. Wenigstens eins davon würde ich bald bekommen, allerdings nicht das, wonach ich mich am meisten sehnte.
    Als ich zu Hause ankam, warf ich den Rucksack einfach auf den Boden; um den würde ich mich später kümmern. Ich zog mich aus und ging ins Bad. Mein Magen knurrte, aber der konnte warten, bis ich sauber war. Ich drehte das Wasser auf und stellte mich darunter. Es war fast kochend heiß, aber es fühlte sich fantastisch an. Ich duschte, bis das warme Wasser verbraucht war. Dann machte ich mir Spiegeleier-Sandwiches, putzte mir die Zähne und ging in den Garten, um zu gießen. Ich musste bald wieder ernten. Ging nach unten und machte sofort wieder kehrt; das musste warten. In meiner Jeans fand ich zwei große Umschläge, die ich nicht einmal geöffnet hatte, und ich dachte an die drei Postfächer, die geleert werden mussten. Ich verdrängte das alles – den Pädoterror, mein Schlafbedürfnis, alles außer Shelby und Arrow.
    Ich zog Stadttarnung an: Jeans und ein Clipse-T-Shirt. Dachte über eine Mütze nach und entschied mich dagegen. Ging zu meinem Rucksack, packte ihn aus und legte alles auf den Tisch. Ging in die Garage und packte ein: Fernglas, Spektiv, Moleskin-Notizbuch, angespitzte Bleistifte (drei). Schnappte mir ein kleines Wegwerfhandy – davon hatte ich in einem 7-Eleven mal größere Mengen gekauft –, Kamerastativ fürs Fotografieren in Bauchlage, einen Ghillie-Anzug, den ich so abgeändert hatte, dass er wie eine zweite Haut saß, dazu passend Mütze und Gesichtsmaske. Ich warf noch einen Blick in meinen Kriegsspind, schnappte mir den noch nicht abgeänderten Ersatz-Ghillie-Anzug und stopfte ihn zusammen mit einerweiteren Maske und Mütze zur übrigen Ausrüstung. Ging wieder ins Haus und holte die Kamera.
    Ich habe ein Canon-Gehäuse, das mir wirklich gefällt; jetzt brauchte ich bloß noch das richtige Objektiv. Ich stellte im Kopf ein paar Berechnungen an und schätzte, ein 100–400er-Zoom würde reichen. Ich schnappte mir Objektiv und Gehäuse, zögerte und erstickte den Zweifel: Wenn das nicht reichte, dann war es auch egal.
    Alle meine Kamerateile sind mit sogenanntem DuraCoat lackiert. Die meisten Leute verwenden das Zeug für Waffen – ich schieße ja auch, nur eben nicht mit Patronen. Aber ich beherrsche einen ganz gemeinen Kopfschuss und manchmal fallen meine Opfer danach auch um. Allerdings erst, wenn der Ehepartner die Fotos zu sehen bekommt. Das Objektiv und das Gehäuse, die ich für diese Aufgabe ausgewählt hatte, waren mit einem Digitaltarnmuster in Waldfarben bedruckt. Ich steckte ein paar Speicherkarten in die Tasche und fertig war die Fotoausrüstung.
    Kurz bevor ich ging, pingte ich Gary mit einem Code an, der ihm für sieben Uhr heute

Weitere Kostenlose Bücher