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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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wurde ich wieder wach.
    Ich rief Arrow an.
    »Hallo?«
    »Komm hinten raus.«
    »Nickel?«
    »Keine Namen.«
    »Ich weiß! Aber es klang nicht wie du.«
    Ich atmete zweimal tief durch und fragte: »Besser?«
    »Ja. Bin gleich da.«
    »Ich bin im Wald.«
    Ich legte auf und ein paar Minuten später kam sie zögerlich heraus in den Garten, immer noch in Schuluniform. Sie schirmte die Augen ab und sah Richtung Waldrand. Ich rief sie: »Arrow!«
    Sie fuhr zu mir herum, drehte sich aber wieder weg, als traute sie ihren Ohren nicht. Dann ging sie über den Rasen zum Wald und trat zwischen die Bäume. Sie entdeckte meinen Rucksack, wäre beinahe auf mich getreten, da packte ich sie am Knöchel. Sie fuhr zusammen und schrie: »Nickel!«
    Ich drehte mich um und sah sie an. »Hi.«
    »Du warst verdammt noch mal unsichtbar.«
    »Nein. Ich habe nur meine Konturen verwischt.«
    »Deine Konturen?«
    »Die Gestalt, die wir als menschlich erkennen. Arme, Beine, Nase. Deshalb haben Zebras Streifen, deshalb haben die meisten Beutetiere irgendein Muster. Das schützt sie.«
    »Cool!«
    Ich kniete mich hin, wühlte in meinem Rucksack, zog den Ersatzanzug heraus und gab ihn Arrow.
    »Für mich?«
    »Ich dachte, du wolltest mitkommen.«
    »Will ich ja. Moment.« Sie öffnete den obersten Knopf an ihrem Rock, dann sagte sie: »Nickel, dreh deinen Arsch rum. Wenn ich dich dabei erwische, dass du guckst, bist du tot.«
    Ich drehte mich um; man muss tun, was die Lady sagt.
    Ein paar Minuten später fragte sie: »Wie sehe ich aus?«
    »Steht dir richtig gut.« Das stimmte. Arrow schien alles gut zu stehen.
    »Und das ziehe ich über den Kopf?«
    »Nimm dein Haargummi ab, dann steck deine Haare hinten ins Oberteil.
    Sie gehorchte, langsam, achtete darauf, alles richtig zu machen. Ich nickte zustimmend und sie lächelte mich strahlend an. Ich zog mir die Maske übers Gesicht und beobachtete, wie sie das Gleiche tat. Dann nahm ich die Kamera aus dem Rucksack und gab ihn ihr. Ich ging vor und sie folgte.
    Als wir in die Nähe der Arbeiten kamen, ging ich tief gebückt weiter. Als wir noch näher herankamen, kroch ich. Ich sah mich nicht nach Arrow um; ich musste einfach annehmen, dass sie mich nachahmte, so gut sie konnte. Ich wusste, sie würde die abrupt-ruckhaften Bewegungen nicht hinbekommen, die möglichst wenig menschenähnlich aussehen sollten, aber solange sie unten blieb, würde es reichen. Ich hörte sie hinter mir, aber sie war nicht laut; sie lernte. Ich führte uns so nahe an den Waldrand heran, wie ich es für sicher hielt, und winkte sie zu mir.
    Sie war so schlau, den Rucksack zurückzulassen. Ich legte die Kamera ab, kroch zurück und holte Spektiv und Fernglas. Ich baute das Spektiv vor ihr auf und ließ mir Zeit dabei. Dann sah ich hindurch und richtete das Rohr auf die Arbeiter, justierte es und bedeutete ihr hindurchzuschauen. Sie tat es und prallte zurück; trotz der Maske konnte ich sie grinsen sehen. Sie hob den Daumen. Ich baute die Kamera auf und wir machten uns an die Arbeit.
    Als wir fertig waren, hatte ich drei neue Köpfe gesammelt, allesamt Kletterjungs mit Spikes an den Schuhen, alle von der Elektrizitätsgesellschaft. Keiner von denen sah nach Schreibtischtäter aus – sie waren alle braun gebrannt und von kräftiger Statur. Ich traute keinem einzigen von ihnen. In meinen Augen sahen sie nach Tod aus.
    Als wir wieder in der Nähe von Arrows Haus waren, dämmerte es schon. Wir zogen uns im Wald um, dann ging sie zurück in ihre Welt und ich in meine. Alles lief wie am Schnürchen und ich hatte Arbeit zu erledigen.

Kapitel 30
    Von dem Münztelefon in der Nähe von Arrows Haus aus rief ich Gary an. Als er sich meldete, fragte ich: »Kannst du reden?«
    »Ja.«
    »Hast du das Geld bekommen?«
    »Ja. Danke.«
    »Wie ist die Lage?«
    »Nicht übel. Sie haben mein Auto gefilzt, sind zu mir nach Hause gekommen und haben da gesucht. Nichts. Jetzt ist der Direktor der, dem sie die Hölle heiß machen. Meine Mom brüllt ihn von der einen Seite an und der Polizeichef von der anderen, weil meine Mom dem nämlich auch den Kopf gewaschen hat. Sie ist wütend, aber sie ist auch stolz, dass ihr braver kleiner Gary nichts von dem getan hat, was diese ganzen Lügner behauptet haben, und sie erinnert mich immer wieder gern daran, wie stolz sie ist. Gestern mussten wir deswegen vier Mal beten. Ich muss unbedingt hier raus!«
    »Ganz ruhig, du kommst ja bald wieder vor die Tür. Ich will dir ein Geschäft vorschlagen.«
    »Okay, was

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