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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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seinem Stuhl. »Das hätte ich beinahe vergessen. Was habt ihr kleinen Ungeheuer da nur in die Akademie geschmuggelt? Ein verdrecktes Schweinepärchen. Bitte, setz dich doch.«
    »Schweine? In Astrophell?«, hakte sie nach. Ihr Stuhl knarrte. »Es war nur ein einziges Tier, nämlich eine sehr saubere Ziege.«
    »Was auch immer es war, jetzt, da du den Stab einer Zaubermeisterin tragen darfst, kannst du mich ruhig Shannon nennen.« Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder.
    »Also gut, Shannon. Ich bringe Euch Nachricht von Eurer Enkeltochter.«
    Ihm krampfte sich der Magen zusammen. Auch wenn sie nach wie vor fröhlich klang, besiegelten ihre Worte doch das Ende der Nettigkeiten und den Anfang der Politik.
    »Tatsächlich?«, sagte er, das Lächeln gefror ihm auf den Lippen.
    Amadi räusperte sich. »Sie hat im letzten Jahr einen wohlhabenden ixionischen Händler geheiratet.«
    »Wunderbar«, hörte er sich sagen. »Was kannst du mir noch über sie berichten?«
    »Recht wenig, den Namen des Händlers habe ich mir irgendwo aufgeschrieben.« Sie stockte. »Verzeiht mir. Sicher fällt es Euch nicht leicht, über ein Leben zu sprechen, das Euch durch die Verbannung genommen wurde.«
    Shannon winkte ab. »Pah, das war keine Verbannung. Ich habe diese Position hier freiwillig angenommen. Außerdem sagen sich Zauberer nicht ohne Grund von ihren Familien los. Anfänglich war es hart, von meinem Sohn immer nur gelegentlich zu hören. Doch jetzt habe ich meine Forschungsarbeit und fleißige Schüler. Wir sind gerade mitten in einer hochinteressanten Entdeckung. Erst heute Morgen habe ich die Erlaubnis erhalten, mit meinem Forschungszauber zu beginnen.«
    Leise ächzte Amadis Stuhl. »Und Ihr seid zufrieden mit diesem … ruhigen Leben?«
    Shannon zog die Brauen hoch. Vermutete sie, dass er immer noch politische Ambitionen hegte? Das könnte gefährlich sein, besonders wenn Amadi davon in Astrophell erzählte.
    »Amadi, zuweilen kommt es mir so vor, als gehörte das turbulente akademische Leben im Norden einem anderen Zauberschreiber. Die Akademie in Starhaven ist viel kleiner und liegt abseits, fern jeder Zivilisation. Doch hier …« Demonstrativ ließ er den Blick über seine Bücher gleiten. »Hier genieße ich die Ruhe.«
    Als sie nicht antwortete, wechselte er das Thema. »Gerade habe ich ein neues Quartier bezogen, mit Blick auf Bolide Garden. Die Gärten werden gerade umgestaltet und außer Erd- und Lehmhaufen ist noch nicht viel zu sehen, aber es wird sehr schön werden. Ich könnte dich hinführen.«
    Wieder knarrte ihr Stuhl. »Astrophellische Zauberer haben Eure ›Beschwerde an den Hohen Rat‹ zitiert.«
    Ihm verging das Lächeln. »Es war meine beste Rede.«
    »Einige begeistert sie noch heute.«
    »Das freut mich zu hören, aber dieses Leben liegt hinter mir. Dein Versuch, mir den Mund wässrig zu machen, ist vergebens. Hier in Starhaven meide ich alle Intrigen. Zwar kann ich mich als Gelehrter nicht vollständig aus der Politik heraushalten, doch aufgrund meiner Vergangenheit tun der Provost und seine Getreuen ihr Möglichstes, um mich außen vor zu lassen.«
    Amadi schwieg. Das Pergament auf dem Schreibtisch knisterte, wahrscheinlich drang eine kleine Brise durch die Fenster.
    »Aber genug von mir«, sagte Shannon. »Womit hast du die letzten vier Jahrzehnte verbracht? Hast du dich der Diplomatie verschrieben? Sprichst du deshalb so viel von meiner Vergangenheit?«
    »Meine Kapuze hat ein purpurnes Futter.«
    »Eine Wächterin? Ja, du musst dich ganz ausgezeichnet machen.«
    Amadi räusperte sich gewichtig. »Ich befehlige die wichtigsten Operationen der Wächter in Astrophell. Die Abordnung habe ich übrigens auch hierhergeführt. Sogar einen eigenen Sekretarius habe ich, einen jungen Ixonier namens Kale. Zwar ist er nur Zauberer zweiten Grades, dafür aber blitzgescheit und fähig.«
    »Entschuldige bitte, aber irgendwie kommt es mir seltsam vor, dass Astrophell Wächter auf unser Konzil schickt.«
    »Der Weg aus dem Norden ist weit. Weiß der Himmel, warum unser Orden diese gigantische Festung am Ende der Welt überhaupt je besetzt hat. Sicher, die Aussicht von der Westernmost Road ist hübsch, der höchste Turm ragt spitz aus dem Berghang hervor und lässt alle dahinter liegenden Gipfel geradezu winzig erscheinen.«
    Shannon stützte sich auf die Ellenbogen und legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Aber Amadi, warum sollte Astrophell Wächter zum Konzil schicken?«
    »Unsere Gesandten müssen beschützt

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