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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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»Weil ich weiß, dass
ich
nichts falsch gemacht habe.«
    Das Lächeln ihres Vaters war bitter. »Ist es nicht erstaunlich, wie ähnlich sich die Situationen, in denen wir beide uns befinden, nun sind? Denn auch ich habe nichts Falsches getan. Wenn ich sagen würde, dass ich noch nie einer anderen Frau hinterhergesehen habe, dann würde ich lügen. Aber ich schwöre, dass ich noch nie eine andere angefasst habe. Damals nicht und auch sonst niemals.«
    Sein Vergleich berührte etwas in ihr und sie zögerte, unsicher. »Aber sie hat dich regelrecht umklammert, Dad«, flüsterte sie.
    Er sah sie direkt an. »
Sie
hat mich umklammert. Ich habe sie nicht angefasst.«
    Seine Stimme klang so aufrichtig. Er war hier … obwohl er es nicht sein musste. Er glaubte ihr, obwohl so viele es nicht taten.
    War es möglich, dass das alles ein Missverständnis gewesen war? Sie dachte an den Tag, an dem es geschehen war. Das magere Ding hatte an ihm geklebt wie eine Klette. Aber hatten seine Hände sie berührt? Sie konnte sich nicht erinnern.
    Aber sie wusste sehr gut, dass sie ihn niemals zuvor bei einer Lüge ertappt hatte. Nicht ein einziges Mal. Er sah ängstlich und verletzlich aus, und sie erkannte plötzlich, dass dieser Augenblick die Kluft zwischen ihnen entweder überbrücken oder für immer unüberwindbar machen würde. »Ich hätte dich damals fragen müssen. Dad, was ist an diesem Tag passiert?«
    Er atmete schaudernd aus, seine breiten Schultern sackten erleichtert nach vorne, und sie erkannte, dass er sich keine blinde Hinnahme, sondern Vertrauen erhofft hatte. »Sie kam einfach hereinmarschiert, Tess. Sie erzählte, sie sei ein Geschenk, aber ich bat sie zu gehen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, war sie splitterfasernackt, und ich hatte keine Ahnung, wo ich meine Hände hintun sollte, um sie aus meinem Zimmer zu entfernen. Ich solle mich nicht so zieren, sagte sie. Und plötzlich bist du gekommen. Als du wieder weg warst, drohte ich ihr mit der Polizei, wenn sie nicht sofort verschwinden würde. Das gefiel ihr gar nicht. Sie meinte, man habe sie gewarnt, dass ich schwer zu knacken sei, aber Kaution sei in ihrem Lohn nicht enthalten. Und weg war sie.« Er zuckte die Achseln. »Das ist alles.«
    Das ist alles. Sie musste kämpfen, um den dicken Klumpen in ihrer Kehle herunterzuschlucken, während er angespannt wartete, und plötzlich war die Wahrheit des schrecklichen Augenblicks vor fünf Jahren überlagert von einer weit wichtigeren Wahrheit. Er glaubte ihr, dieser Mann, der immer ihr Held gewesen war. Weil er sie liebte. Konnte sie anderes tun? Sein Gesicht verschwamm, als die Tränen in ihre Augen traten. »Es tut mir leid, Dad«, flüsterte sie. »Kannst du mir verzeihen?«
    »Komm her.« Er zog sie auf seine Knie und drückte ihre Wange an seine Schulter. »Können wir vielleicht einfach wieder da ansetzen, wo wir damals abgebrochen haben?«
    Sie atmete den Zedernduft ein, der stets seiner Kleidung anhaftete. Ihre Tränen sickerten in sein Hemd und trockneten. »Das klingt vernünftig.«
    Er legte seine Wange auf ihren Scheitel. »Ich habe dich vermisst, meine Kleine.«
    »Ich dich auch, Daddy. Es war ein hartes Jahr. Und eine noch härtere Woche.«
    »Dann erzähl mir davon, Schätzchen.«
    Ihre Mutter drückte seine Schulter. »Erst legst du dich hin. Du hast es versprochen.«
    »In einer Minute, Gina«, sagte er scharf und sah sie finster an.
    Kopfschüttelnd ging ihre Mutter in den angrenzenden Raum und kehrte mit einer Sauerstoffmaske und einer Pumpe zurück. Tess riss die Augen auf. »Du brauchst Sauerstoff? Und bist in ein Flugzeug gestiegen? Bist du verrückt geworden?«
    »Ich musste dich sehen«, sagte er und verdrehte die Augen, als ihre Mutter ihm die Maske aufsetzte. »Jetzt sprich mit mir, Tessa.« Er zog die Brauen zusammen. »Und fang bei Reagan an.«
    »Er hat mir das Leben gerettet, Dad«, sagte sie und sah, wie er unter der Maske blass wurde. »Atme.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Und nächstes Mal schüttelst du ihm die Hand, okay?«
    Er kämpfte mit einem Atemzug. »Okay.«

Donnerstag, 16. März, 8.00 Uhr
    »Also Akte geschlossen.« Spinnelli blickte die Anwesenden nacheinander an. »Wir sind durch.«
    Murphy und Aidan saßen an der einen Tischseite, Staatsanwalt Patrick Hurst und Spinnelli an der anderen. Rick und Jack nahmen die Enden ein. Keiner wirkte begeistert.
    Spinnelli zog die Stirn in tiefe Falten. »Bacon ist tot, wir haben die Bilder, sein Geständnis. Clayborn hat heute

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