Nie Wirst Du Entkommen
Abschluss in Psychologie. Ich dachte, du wüsstest das.«
Sie fühlte sich plötzlich auf anderer Ebene frustriert. Sie hatten etwas gemeinsam, aber er behielt es für sich. »Nein, wusste ich nicht.«
Vito seufzte. »Wahrscheinlich war es für ihn ein … Problem, dass du einen Doktor vor deinen Namen setzen darfst. Nimm’s ihm nicht übel, Tess. So sind Jungs eben.«
»Woher weißt du von seinem Abschluss?«
»Ich habe ihn gestern Abend gefragt, als Mom und du noch mit dem Essen beschäftigt wart.« Vito sah sie eindringlich an. »Er hat jahrelang verschiedene Kurse belegt und ein ziemlich breites Spektrum abgedeckt; wahrscheinlich musste er erst herausfinden, was für ihn das Richtige ist. Letztendlich hat er sich wohl für Psychologie entschieden, obwohl er mindestens vier Nebenfächer hatte. Du solltest ihn mal danach fragen.«
Sie nahm an, dass der Selbstmord seines Freundes Jason der Auslöser für die Wahl gewesen war. Aber das war etwas, das nur Aidan anging, und er hatte es ihr allein anvertraut, also hielt sie den Mund. »Das erklärt die vielen Bücher.« Einerseits war sie stolz auf ihn, andererseits fühlte sie sich gekränkt, weil er es ihr nicht gesagt hatte.
Vito schien Gedanken lesen zu können. »Du wünschst dir, er hätte es dir gesagt.« Er seufzte. »Na, jedenfalls ist er ein Kerl. Es gibt nicht viele von uns Möchtegernmachos, die es ertragen können, dass ihr Mädchen höher in der Nahrungskette steht.«
Ihr Mädchen. Sie spürte ein warmes Gefühl im Bauch. »Und du denkst, er kann es ertragen?«
»Das wird die Zeit zeigen. Was meinst du?«
»Ich weiß, was ich gern hätte. Nämlich dass er es kann und es tut.« Plötzlich und unverständlicherweise füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ich muss wohl ein bisschen schlafen.«
Vito schlang seine Arme um sie. »Tess. Manchmal geschehen Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben. Und manchmal entsteht aus einer schrecklichen Sache etwas Gutes. Vielleicht ist Reagan das Gute.«
»Ich finde es unerträglich, dass mein Bild in der Zeitung ist«, flüsterte sie. »Seinet- und meinetwegen.«
»Ich weiß. Aber du überstehst das. Und jetzt schlaf. Wenn du aufwachst, ist alles schon nicht mehr ganz so trüb.«
Freitag, 17. März, 11.15 Uhr
»Detectives.« Robin Archer öffnete die Tür seines hübschen dreistöckigen Hauses. Seine Überraschung verwandelte sich rasch in Sorge. »Was ist passiert?«
»Wir müssen mit Ihnen und Dr. Carter sprechen«, sagte Aidan. »Ist er da?«
»Ja.« Robin ließ sie ein. »Hier entlang. Jon, die Detectives sind da.«
Jon stand im Wintergarten und hielt eine Fernbedienung in der Hand. Er sah ihre Mienen und wurde blass. »Tess?«
»Alles in Ordnung. Sie ist bei Vito«, sagte Aidan. »Dr. Carter, ich muss Ihnen beiden einige Fragen stellen. Könnten Sie und Mr. Archer mit uns aufs Revier kommen?«
Jon und Robin sahen sich an. »Können wir nicht hier reden?«, fragte Jon.
Aidan und Murphy hatten sich darauf geeinigt, nicht zu drängen, wenn die beiden nicht wollten. Sie hatten noch zu wenig Fakten, um sie verhaften zu lassen. »Sie und ich können uns hier unterhalten. Mr. Archer und mein Partner können wohin gehen?«
»Kommen Sie mit«, sagte Robin ruhig. »Gehen wir in die Küche.«
»Was soll das, Reagan?«, fragte Jon scharf, als sie allein waren.
»Wo waren Sie gestern Abend, Dr. Carter? Nach der Totenwache?«
Jon setzte sich. »Wir sind essen gegangen. Wir waren im Morton’s.«
Aidan hob eine Braue. »Nicht im Blue Lemon?«
»Manchmal isst Robin gern das Essen anderer. Wir haben das Restaurant gegen halb zwölf verlassen. Das war wahrscheinlich Ihre nächste Frage.«
»Ja. Und dann?«
»Sind wir im Kino gewesen.
Die Regenschirme von Cherbourg.
Ein französischer Film. Sehenswert.«
»Ja, ich kenne ihn. Ziemlich spät, um noch ins Kino zu gehen, finden Sie nicht?«
»Einer der Vorteile, in einer Großstadt zu leben, Detective. Robin macht das Bistro meistens gegen Mitternacht zu, und ich habe unterschiedlich Dienst. Ich bin sicher, dass sich sowohl im Restaurant als auch im Kino jemand findet, der für uns bürgen kann.«
Aidans Hoffnung sank. Sie waren so nah gewesen. Aber er zweifelte nicht daran, dass ihre Alibis bestätigt werden würden. »Wir werden das überprüfen.«
Jon nickte. »Ich habe Ihre Fragen beantwortet. Sagen Sie mir jetzt, worum es geht?«
»Phillip Parks ist tot.«
Der Schock weitete Jons Augen. »O mein Gott. Wann ist es passiert?«
»Gegen
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