Nie Wirst Du Entkommen
etwas tat, was es zu verbergen galt. Wer war Lawes eigentlicher Kunde?
Das Gewirr sagte ihm nicht, wo Tess zu finden war. Vito und Jon und Amy riefen jede Stunde an, und jedes Mal musste er ihnen dasselbe sagen. Sie ist noch immer nicht gefunden. Wir arbeiten noch dran. Er hatte sich noch nie im Leben so hilflos gefühlt.
»Was zum Teufel ist das denn?«, fragte Murphy hinter ihm. Er war in den Konferenzraum gekommen und starrte nun auf die Tafel. Sein normalerweise sanftes Gesicht war hart und wütend.
»Ich kann also davon ausgehen, dass du Swanson nicht gefunden hast.«
Murphys Kiefermuskeln zuckten. »Keine Spur von ihm. Er ist nicht außer Landes gereist. Außerdem habe ich einen Briefmarkenexperten gefragt, der mir erklärt hat, dass die Marke aus dem Tschad im Sammlerpaket bei eBay zu kaufen ist. Der Stempel ist gefälscht. Niemand hat Swanson gesehen. Entweder ist er tot oder untergetaucht.« Er schloss die Augen. »Tut mir leid. Ich denke nur immer daran, dass es jetzt fünf Stunden her ist.«
Aidan unterdrückte die Furcht, die ihm die Kehle zu verschließen drohte. »Ich weiß.«
»Also – was ist das da? Sieht aus, als hättest du dich an Mindmapping versucht.«
»Dies sind die Firmen, die Lawe als Kunden auflistet. Die Einzelpersonen betreffen meistens Scheidungsfälle, also nehme ich an, dass Lawe für Sorgerechtsangelegenheiten Überwachungen oder Ähnliches durchführt. Die Firmen sind deswegen verdächtig, weil sie eine perfekte Möglichkeit für verdeckte Operationen sind.«
»Ein Hütchenspiel«, bemerkte Murphy.
»Exakt. A und B tun sich zusammen und gründen die Gesellschaft C, die Lawe beschäftigt und bezahlt. Ich kann keine einzige Einzelperson finden. Aber Deering ist die Hauptfirma.«
Spinnelli und Jack traten ein und sahen ebenso finster auf die Tafel. »Nichts?«, fragte Spinnelli.
»Nichts«, bestätigte Aidan verbittert. »Und das macht mich wahnsinnig.«
»Na ja, wenigstens habe ich etwas Neues«, sagte Jack. »Ich habe Dr. Carters Mantel untersucht – den, den er gestern Abend getragen hat.« Er hielt ihnen die Hand hin, und sie sahen das winzige Mikrofon. »Ich bin zu ihm gefahren und habe die anderen Kleidungsstücke von ihm und Archer untersucht, aber dies war das Einzige, das ich gefunden habe.«
»Das heißt, er war gestern Abend da«, sagte Murphy. »Bei der Totenwache.«
»Aber es gibt noch ein paar andere interessante Dinge, die ihr euch ansehen solltet. Das hier hat einer meiner Jungs gestern in Parks’ Wohnung gefunden.« Er hielt ihnen eine Plastiktüte mit einem Haar hin. »Das gehört nicht Parks’ Verlobter. Das habe ich abgeklärt. Vielleicht seiner Putzfrau, da muss ich mich noch erkundigen. Jedenfalls ist es wahrscheinlich ein Frauenhaar. Chemisch behandelt. Helle Strähnchen.«
Aidan starrte das Haar an, und sein Verstand begann zu rasen. »Und die Schuhe?«
»Wir haben die Gipsabdrücke von deiner Kellertreppe mit den Abdrücken aus Bacons Badezimmer verglichen. Die Umrisse stimmen überein. Aber das Muster in diesen neuen Abdrücken ist nicht beständig. Die Tiefe wechselt mit jedem Schritt von vorn nach hinten und von Seite zu Seite. Als wäre der Fuß im Schuh hin und her gerutscht. Und die Person in diesen Schuhen wiegt zwischen vierundfünfzig und sechzig Kilo.«
»Kein Mann also«, sagte Spinnelli. »Eine Frau. Masterson?«
»Denise Masterson passt zu der Beschreibung, aber sie war gestern Abend nicht bei der Totenwache, zumindest nicht, während wir dort waren«, sagte Murphy, während Aidan sich den Abend in Erinnerung zurückrief. Plötzlich tauchte ein Gesprächsfetzen in seinem Bewusstsein auf.
»Sie ist keine Person, die einem das Kümmern leicht macht«, murmelte Aidan.
Jack runzelte die Stirn. »Was?«
»Das hat Amy Miller gestern Abend bei der Totenwache über Tess gesagt. Ich dachte, sie meinte, Tess ließe es nicht zu, dass man sich um sie kümmert.« Er mochte nicht glauben, zu welchen Schlüssen sein Verstand kam.
»Sie hat die richtige Größe, das passende Gewicht«, sagte Murphy ruhig und sprach Aidans Gedanken laut aus. »Und ihr blondes Haar ist aufgehellt.«
»Aber sie sind seit zwanzig Jahren befreundet. Sie hat sich um Tess gekümmert, als sie krank war, und verteidigt, als sie glaubte, wir würden sie verdächtigen. Sie und Amy sind praktisch wie Schwestern. Allerdings hat sie einen Schlüssel zu ihrer Wohnung und auch Zugang zur Praxis.« Er rieb sich die Schläfen. »Sie ruft mich ständig an und fragt, ob
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