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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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musste. »Es handelt sich um eine Frau«, sagte er ohne Umschweife. »Wir glauben, um Amy Miller.«
    Gina schnappte nach Luft und presste die Hand auf ihr Herz. »Nein. Das ist unmöglich. Sie ist wie meine eigene Tochter. Sie könnte Tess nie etwas antun.«
    Vito setzte sich mit ausdruckslosem Blick. »Ich weiß nicht, Mom. Vielleicht doch.«
    »Wieso?«, fragte Murphy. »Vito, was wissen Sie?«
    »Nichts Spezifisches«, murmelte er. »Da ist nur so ein Gefühl, das ich schon seit Jahren habe. Ich wollte es nicht haben, also sagte ich mir, dass ich mich bestimmt täuschte.« Sein Mund verzog sich. »Aber man sollte immer auf sich selbst hören. Vielleicht wissen Sie ja, dass sie bei uns wohnte, seit sie fünfzehn war.«
    »Tess hat mir erzählt, dass sie wie Schwestern waren«, sagte Aidan, »aber dass sie bei Ihnen gewohnt hat, wusste ich nicht. Wieso denn?«
    »Weil ihr Vater umgebracht worden war. Amys und mein Vater waren Geschäftspartner und gute Freunde. Amys Mutter starb … oh, schon lange vorher.«
    »Als Amy zwei war«, flüsterte Gina. »Sie hat Selbstmord begangen.«
    Vito runzelte die Stirn. »Das hast du uns nie erzählt.«
    »Amys Vater wollte es nicht, und wir haben uns daran gehalten. Wir haben sie aufgenommen. Vito, du musst dich irren. Sie kann nichts damit zu tun haben.«
    »Wie wurde ihr Vater umgebracht?«, fragte Aidan gepresst.
    »Er und seine Verlobte wurden bei einem Raubüberfall erstochen.« Vito senkte den Blick. »Amy wurde vergewaltigt.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Sagte sie damals. Schließlich verhafteten sie einen Nachbarsjungen.«
    »Leon Vanneti«, fügte Gina mit zitternder Stimme hinzu. »Ein Taugenichts. Er war mit einer Gruppe von Motorradtypen zusammen.« Sie schluckte hart. »Aber du hast immer gesagt, er sei unschuldig.«
    »Weil ich davon ausgegangen bin.«
    »Sie sagten, ›sagte sie damals‹«, bemerkte Murphy. »Was hat es damit auf sich?«
    »Ich kannte Leon. Er war vielleicht ein Taugenichts, wie meine Mutter es so schön nennt, aber er war kein schlechter Mensch. Jedenfalls wurde Amy untersucht, und man fand Sperma und Anzeichen von Gewaltanwendung. Das kam beim Prozess heraus.«
    »Man fand auch ein blutiges Messer unter seinem Bett«, fauchte Gina. »Vito, wie kannst du so etwas sagen?«
    »Weil es vollkommen unsinnig war. Leon war doch kein Vollidiot. Er hätte die Beweise verschwinden lassen. Er sagte, er habe Amy nicht angerührt, aber die Geschworenen glaubten ihm nicht. Abgerissener Biker kontra nettes, kleines Mädchen. Es gab noch keine DNS -Analyse, dafür war es ungefähr sieben Jahre zu früh. Also sitzt Leon jetzt lebenslang.«
    »Und Amy wurde Verteidigerin«, murmelte Murphy. »Man sollte meinen, ein ehemaliges Opfer würde sich eher auf die Seite der Staatsanwaltschaft schlagen.«
    Amys berufliche Motive waren sicher noch etwas, über das man nachdenken konnte. Doch zuerst gab es anderes. »Warum denken Sie, dass Amy Tess etwas antun könnte?«
    Vito zuckte verlegen die Achseln. »Wie gesagt, es war immer nur so ein Gefühl. Tess hatte als Einzige von uns Kindern ein eigenes Zimmer, weil sie ein Mädchen war, aber sie freute sich, es mit Amy zu teilen, als sie zu uns kam. Amy wollte allerdings ihr eigenes Zimmer. Machte einen Riesenwirbel. Sie wollte immer eine Sonderbehandlung.«
    »Sie hatte ihre Eltern verloren«, protestierte Gina.
    »Das hast du immer gesagt«, meinte Vito. »Dann verschwanden plötzlich Dinge. Kleinigkeiten, nichts Besonderes. Und dann war da die Sache mit dem Kriechkeller.«
    Gina schüttelte beinahe verzweifelt den Kopf. »Das war ein Versehen, Vito.«
    »Was für eine Sache mit dem Kriechkeller?«, fragte Aidan, obwohl er es bereits ahnte.
    »Mit sechzehn war Tess im Kriechkeller unter dem Haus, in dem wir damals wohnten, eingeschlossen«, erklärte Vito. »Dort war es sehr eng und dunkel, man konnte nicht aufrecht stehen, und …«
    »Deswegen fährt sie heute nicht mehr Fahrstuhl«, murmelte Aidan, und Vito nickte.
    »Wir wollten über das Wochenende wegfahren. Tess und Amy sollten bei einer Freundin bleiben, aber Amy änderte wohl ihre Meinung und kam im letzten Moment mit. Tess wollte auch mitkommen, wurde aber versehentlich im Keller eingesperrt. Sie verbrachte drei volle Tage da unten. Ohne etwas zu essen oder zu trinken. Sie hat sich die Fäuste blutig gehämmert und an der Tür gekratzt, bis alle Nägel abgerissen waren.«
    Aidan verzog das Gesicht. »Mein Gott.«
    »Amy behauptete, sie habe nicht

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