Nie Wirst Du Entkommen
kann.
Zufrieden auf einem Stück Pizza kauend, fuhr sie mit dem Fahrstuhl nach unten und winkte dem blöden Portier beim Hinausgehen.
Dienstag, 14. März, 0.35 Uhr
Aidan hatte sich wieder unter Kontrolle, als er in seine Auffahrt fuhr, und das war gut, denn eiskalte Duschen taten weh und nützten auch nicht sonderlich viel. Er konnte nur hoffen, dass Dolly sein Wohnzimmer nicht zerlegt hatte. Sie war ein guter Hund, gut erzogen, aber er hatte sie ziemlich lang allein gelassen. Normalerweise ließ das zwölfjährige Nachbarkind Dolly hinaus, wenn er wusste, dass er lange fort sein würde, aber heute hatte er vergessen, Bescheid zu geben. Er betrat die Küche und wurde stürmisch von einem neunzig Pfund schweren Rottweiler begrüßt, der frenetisch das Hinterteil rotieren ließ.
Aidan ließ sich auf ein Knie sinken, um ihr die Ohren zu kraulen, und lachte, als Dolly sein Gesicht abschleckte. »Das ist ekelig, Köter.« Er versetzte ihr einen freundlichen Klaps, richtete sich wieder auf und nahm die Leine vom Haken. Es war spät, aber Dolly brauchte Bewegung, und auch Aidan hatte eine Menge Adrenalin abzubauen.
»Ich war schon mit ihr.«
Aidan griff nach seiner Waffe und fuhr herum, aber in einem Sekundenbruchteil erkannte er die verschlafene Stimme. Er schlug auf den Lichtschalter und tauchte den Raum in hellen Schein.
Seine Schwester Rachel stand im Türrahmen, die Augen weit aufgerissen, eine Hand auf ihre Brust gepresst.
»Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«, bellte er sie an. »Du weißt, dass du dich nicht anschleichen darfst. Ich hätte dich niederschießen können.«
»Ich …« Sie stieß bebend Luft aus. »Tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht.«
Aidan schob seine Waffe zurück ins Halfter. »Das kann man wohl sagen.« Aber sie war so blass und zitterte, dass er zu ihr ging und ihr einen Arm um die Schultern legte. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte an seiner Brust. »Ja. Ich muss mich nur kurz erholen.« Sie trat zurück und sank gegen die Wand. Ihre dunklen Brauen hatten sich zusammengezogen. Sie hatte wie Aidan das Haar und die Augen ihres Vaters, aber ihre zarte Statur war ganz die Mutter. Genau wie der herrische Gesichtsausdruck. »Du kommst spät.«
»Und du hast dich unerlaubt von der Truppe entfernt«, fuhr er sie an. »Warum bist du nicht zu Hause im Bett? Mom und Dad sterben vor Sorge, wenn sie aufwachen und dich nicht finden können.«
»Nein, tun sie nicht. Sie denken, ich bin bei Marie.«
Aidan starrte sie an. »Du hast sie angelogen? Rachel!«
»Habe ich gar nicht. Ich war bei Marie. Sie hatte eine Party, auf der ich … nicht bleiben wollte.«
Immer noch wütend nahm Aidan eine Tüte Milch aus dem Kühlschrank. »Willst du auch was?«
Sie rümpfte die Nase. »Bäh.«
»Du brauchst Milch, Kind. Sonst kriegst du Osteoporose und dann tut’s dir leid.« Er ahmte ihre Mutter nach, um ihr ein Lächeln zu entlocken, aber ihre Lippen blieben fest zusammengepresst. »Warum also hast du dich gegen die Party entschieden? Ganz abgesehen von der Tatsache, dass du morgen in die Schule musst.« Als ihm bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte, verengte er die Augen. »Mom und Dad lassen dich abends so lange weg, wenn du am nächsten Tag Schule hast? Das machen sie doch sonst nie.«
Sie zuckte die Achseln. »Wir wollten für eine Geschichtsklausur lernen.«
»Habt ihr aber nicht.«
»Aidan, ich hatte wirklich die Absicht, mit ihr zu lernen«, sagte sie ruhig. »Glaub mir das. Aber dann tauchte Maries Freund auf und … die Sache lief aus dem Ruder.«
Aidan trank das Glas Milch aus und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Wie aus dem Ruder?«
»Ach, vergiss es. Wichtig ist nur, dass ich nicht dabei sein wollte.« Sie hob den Ärmel an die Nase und schnupperte. »Obwohl es riecht, als wäre ich.«
Aidan beugte sich vor, roch ebenfalls und lehnte sich dann mit einem Stirnrunzeln zurück. »Bier und Shit? Was sind denn das für Leute? Und wo waren Maries Eltern?«
Rachel setzte sich auf einen seiner Küchenstühle vom Flohmarkt. »Nicht zu Hause.« Sie hob die Hand, als er zum Reden ansetzte. »Sag’s nicht. Ich hätte sofort gehen sollen, aber in den ersten zwei Stunden waren nur Marie und ich da, und wir haben wirklich gelernt.« Ihre Augen blickten flehend. »Ich schwör’s, Aidan.«
»Ich glaub’s dir ja.« Er setzte sich neben sie. »Was ist passiert?« Entsetzt sah er, wie ihre blauen Augen sich mit Tränen füllten. »Rachel?«
»Schon gut«, sagte sie
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