Nie Wirst Du Entkommen
Abend ermahnte er sich, so zu tun, als wäre nichts. Wenn Spinnelli glaubte, er sei emotional in die Geschichte verwickelt, würde er ihn abziehen und für Tess jemand anderen abstellen.
Ich bin emotional in die Geschichte verwickelt,
dachte er. Das musste er sich einfach eingestehen. Er wollte auf Tess aufpassen. Und weil er das wollte, konnte er seinen Blick nicht von den Kameras abwenden. Insbesondere von einer, die sich von den anderen abhob. Sie war wasserdicht und hatte leichte Schimmelflecken an den Kanten. Der Mistkerl hatte das Ding in der Lüftung über der Dusche installiert. Ein Mikrofon hätte beim Wasserrauschen nichts gebracht, aber die Filmaufnahmen waren vermutlich erstklassig.
Ekel machte sich in seinen Eingeweiden breit, als der Gedanke, dass dieses Schwein sie beobachtet hatte, wie eine zischelnde Schlange durch sein Bewusstsein glitt. Wie viele andere sabbernde Wichser hatten ihr noch zugesehen? Er konnte seine Gedanken genauso wenig kontrollieren wie das wilde Hämmern seines Herzens.
Sie war missbraucht worden, und dafür allein hätte der Typ sterben müssen.
Spinnelli stand am Kopf des Tisches. Er hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und schüttelte den Kopf. »Meine Güte. Hier ist ja mehr elektronisches Gerät als im Technomarkt.«
Und das entsprach der Wahrheit. Aidan zwang seinen brodelnden Zorn unter Kontrolle. Jack und Rick hatten die Kameras und Mikrofone, die sie in den vergangenen zwei Tagen gefunden hatten, in sieben Grüppchen arrangiert. Die ersten drei stammten aus den Wohnungen der drei Opfer – Adams, Winslow und Seward. Das vierte, das größte Grüppchen, war aus den Geräten aus Tess’ Wohnung zusammengestellt worden. Und das fünfte, etwa halb so groß, war aus Tess’ Büro. Das sechste, noch kleinere, enthielt die Mikrofone, die Rick in einer ersten Kurzdurchsuchung in ihrem Wagen entdeckt hatte. Wahrscheinlich würde er noch mehr finden. Der letzte Stapel war der kleinste. Er bestand aus Mikrofonen in Nadelgröße, die in das Futter einer jeden Jacke, die sie besaß, eingenäht gewesen waren. Sie hatten sogar eins in der roten Lederjacke gefunden, die sie am Sonntag getragen hatte.
Als ich sie des Mordes beschuldigt habe.
»Also sagen Sie was, Rick«, meinte Spinnelli. »Was wissen wir über diesen Mist?«
Rick stand auf. »Nicht so viel, wie es wünschenswert wäre, aber hören Sie zu. Erstens hatte ich keinen Erfolg, die Übertragung oder die E-Mails von Adams’ Wohnung zurückzuverfolgen. Ich habe in jeder Wohnung eine Kamera gelassen, falls sie wieder zu senden beginnen sollten, aber es tut sich nichts. Wer immer sie installiert hat, scheint zu wissen, dass wir sie gefunden haben.«
»Wir geben also auf?«, fragte Spinnelli pampig.
»Es war in jedem Fall einen Versuch wert.« Ricks Gesicht hellte sich auf. »Aber ich habe etwas über diese kleinen Dinger da rausgefunden.« Er zeigte auf die ersten beiden Stapel. »Die Geräte aus Adams’ und Winslows Wohnung sind vom gleichen Modell und haben aufeinanderfolgende Seriennummern.«
Spinnelli nickte. »Dann sind sie zur gleichen Zeit gekauft worden.«
»Wahrscheinlich. Bis vor ungefähr zwei Wochen war dieses Modell der Bestseller der Firma. Anschließend haben sie dieses Modell eingeführt.« Rick zeigte auf den Stoß Sewards. »Jetzt ist dieses der Bestseller. Das heißt nicht unbedingt, dass Sewards Kameras später gekauft wurden, aber es könnte so sein.«
»Daraus könnten wir also schließen, dass Seward nicht zum ursprünglichen Plan gehörte«, dachte Aidan laut.
Konzentriere dich, Reagan.
Der Anblick der vielen Kameras machte ihn wirklich fertig. »Adams’ Chef meinte, sie sei seit Wochen unkonzentriert gewesen, und Tess sagte, sie habe einen Termin vor drei Wochen sausen lassen. Die Kameras aus Sewards Wohnung waren noch nicht zu haben, als das alles begann.«
»Möglich.« Spinnelli setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber ich will wissen, wie unser Mann diese Kameras und Mikrofone überall verstecken konnte. In Wohnungen, Büros, Autos?« Er nahm ein Tütchen nadelgroßer Mikrofone in die Hand. »In Mäntel und Jacken? Wie ist er an all das herangekommen?«
»Wir können nur die Sicherheitsaufnahmen der letzten zwei Tage aus Sewards Wohnhaus sichten und sie mit denen von Winslows Haus vorgestern vergleichen«, sagte Jack. »Vorausgesetzt, es war in beiden Fällen dieselbe Person. Wir haben zumindest einen Zeitrahmen, was Winslow betrifft. Die Puppe war nicht
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