Nie wirst du vergessen
und Ryan bei sich hatte. „Nein, danke. Das Restaurant ist von hier
aus ja nur ein paar Straßen entfernt."
„Also gut. Bis dann, Lauren."
„Warten Sie!", rief Lauren, die ihre Aufregung
nicht unterdrücken konnte. „Bitte, sagen Sie mir, haben Sie etwas
herausgefunden?"
„Nichts, das Ihre Hoffnungen bestärkt. Aber da ist
eine Spur, die ich noch überprüfen möchte, bevor wir uns sehen. Vielleicht kann
ich die Lage dann besser beurteilen."
Irgendwie enttäuscht verabschiedete Lauren sich und
legte den Hörer auf. Zachary Winters würde ihr vermutlich doch nur mitteilen,
dass er den Fall aufgab.
Die Tür ihres Büros flog auf, und Bob Harding kam
herein. „Mädchen, beeile dich. Du hast nur noch zehn Minuten bis zur Stunde
null."
Lauren setzte ein Lächeln auf und versuchte, ihre Niedergeschlagenheit
zu verbergen. „Das hört sich ja an, als müsste ich mich in die Höhle des Löwen
begeben."
„So etwas Ahnliches."
„Wieso?"
„Es geht um den Treuhandfonds der Masons. Die Erben
wollen die Bank auf zwei Millionen Dollar verklagen. Sie behaupten, in einer
entscheidenden Frage bezüglich geplanter Investitionen falsch beraten worden
zu sein. Unser Präsident scheint auf dem Kriegspfad zu sein, und Köpfe sollen
rollen."
„Willst du mir Angst machen, Bob?"
„Nein, du sollst dich nur lieber auf einiges gut
vorbereiten."
„Du weißt genauso gut wie ich, dass die Erben gegen
unseren Rat das Geld aus dem Fonds falsch angelegt haben."
„Lauren, kannst du das denn durch Schriftstücke
beweisen?"
„Natürlich. Die ganze Korrespondenz ist hier in der
Akte." Lauren klemmte sich den Ordner unter den Arm.
„Dann haben wir ja einige Munition. Hoffentlich lässt
sich unser Chef davon überzeugen, wie recht wir hatten." Bob riss die Tür
auf. „Also, meine Dame, auf in den Kampf. Nach Ihnen, bitte."
Die Sitzung nahm einen viel günstigeren Verlauf, als
Lauren befürchtet hatte. Zwar saß George West, der Bankpräsident, während der
meisten Zeit mit zu- sammengepressten Lippen da, als über die Mason- Vorwürfe
gegen die Treuhandabteilung gesprochen wurde. Doch es gelang Lauren, ihn und
die anderen Mitglieder des Vorstands ein wenig zu beruhigen. Sie legte ihnen
Kopien verschiedener Briefe vor, die eindeutig bewiesen, dass sich die Bank
beziehungsweise sie selbst seit ihrer Ernennung zur Treuhandverwalterin keiner
Nachlässigkeit schuldig gemacht hatte.
Bob Harding zupfte ständig an seiner Krawatte herum
oder rückte die Brille zurecht. Aber er bestätigte Laurens Beurteilung der
Lage. Zu Bobs Erleichterung stellte sich auch Patrick Evans, der juristische
Berater der Bank, auf Laurens Seite. George West entspannte sich, als ihm
Patrick versicherte, dass die Masons keinen Erfolg mit ihrer Klage haben
würden.
Nach der Versammlung hatte Lauren noch zwei kurze
Besprechungen, die erst kurz vor halb zwei endeten. Bestimmt wartete Zachary
schon im Restaurant. Hastig zog Lauren ihren Trenchcoat über, griff nach dem
Regenschirm und rannte aus dem Bankgebäude in die kalte Nässe hinaus.
Sie eilte auf dem gepflasterten Bürgersteig weiter und
musste vielen Pfützen und langsameren Fußgängern ausweichen. Endlich kam sie
vor dem Restaurant an. Sie schüttelte den Regenschirm aus und machte ihn vor
dem Eingang des Lokals zu. Von dem schnellen Lauf waren ihre Wangen gerötet,
und eine Haarsträhne hatte sich aus ihrem eleganten französischen Knoten
gelöst. Doch das merkte Lauren nicht. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und
schob die schwere Eichentür des Restaurants auf.
Im Innenraum war es nicht sehr hell, und Lauren blieb
eine Weile stehen, bis sich ihre Augen auf das Dämmerlicht eingestellt hatten.
Das O'Donellys, ein irisches Lokal, gehörte zu den viel besuchten Restaurants
mit einer Salatbar. Es lag im Stadtzentrum und war für seinen ausgezeichneten
Clam-Chowder berühmt. Lauren aß diese würzige Suppe aus Fischen,
Schalentieren, Fleisch und Zwiebeln sehr gern. ,
Und noch eine Spezialität zog viele Besucher an: das
aus Irland importierte Bier. Das Restaurant hatte rund um die Uhr geöffnet und
war meistens ziemlich voll. So auch an diesem Tag. Lebhafte Gespräche der
vielen Gäste, die sich um die Bar drängten oder an den Tischen saßen, erfüllten
die verräucherte Luft.
Zachary hatte Lauren schon bemerkt. Bevor sie der
herbeigeeilten Empfangsdame sagen konnte, dass sie erwartet wurde, kam er zu
Lauren und fasste sie am Arm. Dann führte er sie zu einem reservierten Tisch in
der Nähe der
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