Nie wirst du vergessen
Parker folgte
ihm. Die beiden Kinder liefen trotz des Regens fröhlich hinter ihrem Vater her.
„Marsch, ins Haus mit euch!", schimpfte Parker
gutmütig. „Ihr werdet doch klatschnass. Los, ihr beiden. Lauft schon!"
Die Kinder gehorchten nicht, und Parker trat an den Caravan. Lauren kurbelte
das Fenster herunter und schaute in die Gesichter der beiden Kinder. Tiefe
Enttäuschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Es
tut mir leid, Ihnen nicht helfen zu können", bedauerte Parker mitfühlend.
„Aber ich habe noch nie von Ihrem Mann und Ihren Kindern gehört. Wer immer
Ihnen sagte, dass ich etwas wüsste, hat sich leider geirrt."
„Schon gut, Mr. Parker." Lauren schaute mit einem
tapferen Lächeln auf die Kinder. Das rothaarige Mädchen hatte keinerlei
Ähnlichkeit mit Alicia. Aber der blonde Junge mit den großen blauen Augen erinnerte
sie sehr an Ryan. Lauren tat das Herz weh.
Die beiden Kleinen tobten um Zacharys Auto herum, bis
ihr Vater sie gespielt zornig anschaute. „Tut mir wirklich sehr leid, dass ich
nichts für Sie tun konnte", sagte Parker noch einmal, als Zachary die
Wagentür öffnete. „Ich verstehe nicht, wieso jemand glaubte, ich sei dazu in
der Lage."
„Es war ein anonymer Hinweis", erwiderte Zachary
und reichte Parker seine Visitenkarte. „Falls Sie irgendetwas erfahren sollten,
rufen Sie mich bitte an. Entweder in meiner Kanzlei oder unter meiner
Handynummer."
„Wird gemacht." Parker verabschiedete sich mit
einem Lächeln von Lauren und wandte sich dann an seine Kinder. „Kommt, ihr
Racker. Wahrscheinlich ist unser Essen schon angebrannt. Wir werden uns
beeilen, und danach setzt du dich gleich an deine Hausaufgaben, Ellen." Liebevoll
streichelte er die Wange seiner Tochter.
Traurig schaute Lauren der kleinen Familie hinterher.
Dann lehnte sie sich zurück und sagte zu Zachary: „Ich hätte auf dich hören
sollen."
Er startete den Motor und reihte sich in den Verkehr
ein. Nachdem er den höheren Gang eingelegt hatte, legte er seine große Hand auf
Laurens Arm.
„Das konntest du gar nicht. Du warst viel zu
aufgeregt."
„Und dumm."
„Dein Verlangen, die Kinder wiederzusehen, ist nicht
dumm, Lauren. Aber du musst damit rechnen, dass dieser Enttäuschung noch viele
folgen können. Dein Exmann ist gerissen und will sich eindeutig nicht finden
lassen. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr in diesem Bundesland oder
befindet sich sogar im Ausland."
Verzweifelt senkte Lauren den Kopf. „Vielleicht finden
wir sie nie", flüsterte sie.
„Und ob wir das tun!", sagte Zachary energisch
und streichelte sanft Laurens Haar. „Es wird nur einige Zeit dauern."
Als Lauren am Montag in die Bank kam, wurde sie gleich
zu George West gerufen. Er teilte ihr mit, dass sie ab sofort das
Mason-Treuhandkonto nicht mehr verwalten würde, da sie mit Zachary Winters in
Verbindung stehe. Von diesem Tag an sollte Bob Harding ihre Aufgabe
übernehmen.
Bob suchte sie kurz danach auf und schaute sie
mitfühlend an. Er wusste, dass sie diese Anordnung ihres Chefs wie eine
Ohrfeige empfand. Lauren versuchte sich einzureden, dass es ihr nichts
bedeutete und dass sie eigentlich froh sein sollte, weil der Ma- son-Fonds
sowieso nur Ärger und Schwierigkeiten machte. Aber sie war doch zutiefst davon
getroffen, dass der Bankpräsident sie für so wenig zuverlässig und
vertrauenswürdig hielt.
Sei froh, dass du überhaupt noch deinen Job hast,
sagte sie sich zwei Wochen später, als sie an die Tage dachte, die hinter ihr
lagen. Nach dem Anruf von Mrs. Johnson war sie von Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter
förmlich überflutet worden. Es riefen dauernd irgendwelche Leute an, die
glaubten, Laurens Kinder gesehen zu haben.
Zachary und sie gingen sämtlichen Hinweisen nach. Sie
sortierten Fantasie und Tatsachen, üble Scherze und ernsthafte Möglichkeiten,
Wahrheiten und Vermutungen. Nichts, gar nichts war dabei herausgekommen, und
Lauren wurde immer unglücklicher. Sie begann allmählich daran zu zweifeln, ob
sie
ihre
Kinder jemals wiedersehen würde.
So häufig mit Zachary zusammen zu sein, war nicht
leicht gewesen. Obwohl er sein Versprechen hielt und sich ihr nicht wieder
genähert hatte, wuchs ihr Gefühl für ihn von Tag zu Tag. Verstohlen beobachtete
sie ihn, wenn er mit ihr am Küchentisch saß, und eine seltsame Wärme strömte
bei diesen Gelegenheiten durch ihren Körper.
Lauren kannte seine kleinen Angewohnheiten inzwischen
sehr gut. Während er die Nachrichten überprüfte, schob er die
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