Nie wirst du vergessen
sie so gern trug. Dann bürstete sie nochmals
das Haar, legte Make-up auf und lief ungeduldig zwischen Wohnzimmer und Küche
hin und her. Dabei blickte sie ohne Unterlass auf die Uhr.
Als Lauren den Caravan vorfahren hörte, griff sie nach
ihrer Jacke und rannte aus dem Haus, den kostbaren Notizzettel mit der Adresse
an sich gepresst. Während sie die Haustür abschloss, wartete Zachary an der
kleinen Treppe auf sie, die zum Eingang führte. Er sah, wie ihre Hände
zitterten und ihr Gesicht glühte.
„Lauren, vielleicht ist es besser, wenn du hierbleibst
und wartest", sagte er.
„Kommt nicht infrage. Uber ein Jahr habe ich auf
diesen Moment hingelebt. Ich lass dich nicht allein nach Gresham fahren."
Sie lief so schnell zum Auto, dass Zachary ihr kaum
folgen konnte. Als er sie erreichte, packte er sie am Arm und drehte sie zu
sich herum. Es fiel ihm schwer, das auszusprechen, was er ihr sagen musste.
„Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst,
Lauren. Vielleicht wirst du eine schreckliche Enttäuschung erleben."
Lauren riss sich los. „Darüber bin ich mir im Klaren,
Zachary. Aber damit werde ich schon fertig." Sie stieg in den Wagen.
Zachary warf die Tür zu und nahm hinter dem Lenkrad
Platz. „Bist du dir da wirklich sicher?"
„Natürlich. Und ich weiß auch, dass es nur eine kleine
Chance ist. Aber der Gedanke macht mich verrückt, dass ich möglicherweise bald
meinen Kindern und Doug gegenüberstehe. Du ahnst ja nicht, welche
Hölle das vergangene Jahr für mich gewesen ist. Und
nun halte ich vielleicht bald meine Kinder im Arm und bringe sie für immer nach
Hause."
„Falls sie in Gresham sind, Lauren."
„Mach dir keine Sorgen. Ich stehe es durch, selbst
wenn sich alles als Irrtum herausstellen sollte", behauptete sie. Ihre
Lippen zitterten dabei.
Zachary seufzte. Ihm wurde klar, dass er Lauren nicht
zurückhalten konnte. „Okay, wir fahren hin. Ich stelle allerdings eine
Bedingung."
Sie schaute ihn an. „Was für eine?"
„Ich bin es, der an die Tür geht und die Fragen
stellt, Lauren." Seine dunklen Augen baten um ihr Verständnis. „Ohne
dich."
„Warum?", fragte sie argwöhnisch.
„Wenn Doug dich sieht, wird er vielleicht sofort
verschwinden. Das dürfen wir nicht riskieren, denn du hast schon zu viel
durchgemacht."
„Wie sollte er das tun?"
„Auf dieselbe Art wie beim ersten Mal. Er scheucht die
Kinder in sein Auto und fährt einfach los. Willst du dieses Risiko etwa
eingehen?"
„Nein", flüsterte sie. Nochmals die Kinder zu verlieren,
das würde sie nicht ertragen.
„Okay. Also sind wir uns einig: Ich gehe an die Tür.
Du bleibst im Caravan, und dann sehen wir, ob die Frau am Telefon recht
hatte."
„Soll das heißen, dass ich meine Kinder nicht sehen
darf?"
„Richtig. Es ist wichtiger, dass wir sie zurückbekommen
- und zwar für immer -, als dass du sie nur siehst. Einverstanden,
Lauren?"
„Einverstanden", stimmte sie schweren Herzens zu.
Nur bezweifelte sie, dass sie sich tatsächlich zurückhalten könnte, falls es
ihre geliebten Kinder wären.
Dave Parker war nicht Doug Regis. Als Zachary den
kleinen Mann vor sich stehen sah, wusste er sogleich, dass sich Laurens
Hoffnungen nicht erfüllen würden.
„Ja, ich bin Parker", beantwortete der Mann Zacharys
erste Frage. Parker hatte ein ehrliches Gesicht und schien nichts zu verbergen.
Zachary hatte mit allen möglichen Zeugen vor Gericht zu tun gehabt und konnte
beurteilen, wer aufrichtig war. „Und ich habe eine achtjährige Tochter und
einen vierjährigen Sohn. Warum interessieren Sie sich für Ellen und Butch? Was
hat das alles zu bedeuten?"
„Ich fürchte, es ist ein Irrtum", gestand Zachary
mit einem entwaffnenden Lächeln. Er warf einen Blick auf das rothaarige
Mädchen, das schüchtern hinter seinem Vater stand. Das Kind sah Laurens Alicia
nicht im Geringsten ähnlich.
Zachary erklärte Dave Parker, dass er Rechtsanwalt
sei und Lauren Regis vertrete - eine Frau, die verzweifelt nach ihren Kindern
suche.
„Und Sie dachten, ich könnte Ihnen helfen?", erkundigte
sich Parker misstrauisch.
Zachary fühlte sich nicht sehr behaglich. „Wir gehen
den winzigsten Hinweisen nach. Das müssen Sie verstehen, Mr. Parker."
„Ich habe noch nie von diesem Regis gehört. Und meine
Kinder haben keine Freunde oder Schulkameraden, die Alicia oder Ryan
heißen." Parker zuckte die Schultern. „Tut mir leid. Ich würde der Dame ja
gern helfen, wenn ich es könnte."
Zachary ging zurück zu seinem Wagen.
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