Nie wirst du vergessen
Glas glitzerte inmitten der roten Glut.
Der Rest des Burgunders tröpfelte über die Scheite, die zu zischen anfingen.
„Du lügst doch", wiederholte Zachary und packte
Rosemary hart am Arm.
Sie zuckte geringschätzig die Schultern. „Frag doch
Wendell, wenn du mir nicht glaubst."
„Rosemary", stöhnte Zachary auf und ließ sie so
abrupt los, als hätte er sich gerade die Finger an ihr verbrannt.
„Spiele nur nicht den verletzten Helden, Zacha;ry. Du
bist mir ja auch nicht treu gewesen."
Entsetzt und verzweifelt schaute er sie an. „Seit ich
dich kennenlernte, hat es keine andere Frau für mich gegeben. Ich habe nie eine
andere gewollt."
„Ach, erzähl mir doch nichts!"
„Es ist wahr, und du weißt es genau."
Die Maske von Hohn und Gleichgültigkeit fiel von
Rosemary ab. Allmählich begann sie ihm zu glauben. „Aber mich hast du auch
nicht gewollt. All diese langen Abende, an denen du angeblich arbeiten musstest
..."
„Ich musste arbeiten, und ich habe wirklich gearbeitet,
Rosemary."
„Soll ich dir abnehmen, dass du keine Geliebte gehabt
hast? An mir warst du doch überhaupt nicht interessiert." Rosemary war
blass geworden, und ihre Lippen zitterten.
„Ich war immer völlig erschöpft und fertig. Und du ...
du hast mir auch kein großes Interesse entgegengebracht. Wir wissen ja wohl
beide, warum nicht."
„Zachary, ich habe dich geliebt", verteidigte sie
sich. „Aber du hattest doch nie Zeit für mich ... Oh, Himmel, was habe ich nur
getan?" Sie schlug die Hände vors Gesicht und wurde von wildem Schluchzen
geschüttelt.
Zacharys Zorn ebbte ab. Tröstend legte er ihr die Hand
auf die Schulter. „Komm, Rosemary, du solltest besser zu Bett gehen."
„Allein? Kommst du nicht mit?"
Er zögerte. „Ich muss über viele Dinge nachdenken,
Rosemary."
„Zachary, bitte ... hasse mich nicht ... bitte
..."
„Ich hasse dich nicht. Beruhige dich, Rosemary",
flüsterte er, und nun richtete sich sein hilfloser Zorn gegen sich selbst.
Seine Schuld ... es war alles seine Schuld ...
Er führte Rosemary in den Schlafraum und brachte sie
ins Bett. Als sie die Arme nach ihm ausstreckte, wandte er sich ab. „Ich
brauche ein wenig Zeit, um mir über einiges klar zu werden."
Er ahnte nicht, dass dies die letzten Worte waren, die
er je zu ihr sagen würde ...
In den vergangenen Jahren war Zachary viele Hundert
Male vom Albtraum jener Nacht gequält worden, und auch jetzt spürte er den
scharfen Schmerz von damals. Er riss sich in die Wirklichkeit zurück und sah
Lauren vor sich, die mit leiser Stimme fragte:
„Warum hat Rosemary das Kind nicht gewollt?"
„Weil es nicht von mir war. Sie hatte eine Affäre mit
Wendell Täte."
„Mit deinem Partner?" Als Lauren die Tragweite
der Antwort begriff, schloss sie einen Moment entsetzt die Augen. Kein Wunder,
dass Zachary so wenig bereit war, darüber zu sprechen. „Oh Zachary, es tut mir
unendlich leid."
„Das ist alles vorbei." Er atmete tief durch.
„Sie glaubte, dass ich eine Geliebte hätte. Und dass sie es glaubte, kann ich
ihr nicht einmal verübeln. Ich hatte mich ja kaum um sie gekümmert. Nach der
stürmischen Auseinandersetzung brachte ich sie zu Bett. Ich war überzeugt,
dass sie nach dem vielen Alkohol, den sie getrunken hatte, gleich einschlafen
würde. Nach einiger Zeit schaute ich nach ihr. Sie atmete regelmäßig, und ihre
Augen waren geschlossen. Darum konnte ich beruhigt an den Strand gehen. Es war
schon Mitternacht, und es regnete. Doch das machte mir nichts aus. Ich wollte
einen ausgiebigen Dauerlauf machen, um meinen Zorn und Frust abzuarbeiten und
um nachdenken zu können."
Lauren zog sich das Herz zusammen. „Und?"
„Ich
joggte lange und hatte mich entschlossen, Rosemary die Entscheidung über uns zu
überlassen. Wenn sie die Scheidung wollte, würde ich nicht widersprechen.
Falls sie einen neuen Anfang wollte, würde ich es noch einmal mit ihr
versuchen. Mit diesem Ergebnis meines langen Nachdenkens lief ich die Treppe
zum Haus hinauf. Plötzlich hörte ich den Motor des Wagens aufheulen. Ich rannte
ins Haus und stellte fest, dass Rosemary weggefahren war. Natürlich rief ich
sofort die Polizei an. Und dann verbrachte ich die längste Nacht meines
Lebens."
Lauren fasste Zachary am Arm. „In dieser Nacht ist sie
verunglückt, nicht wahr?"
Zachary nickte. Seine Lippen waren weiß geworden.
„Die Polizei fand sie und den Wagen in Devils Punch Bowl. Warst du jemals dort
und hast auf das Meer hinuntergeschaut?"
„Ja." Dort
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