Nie wirst du vergessen
brandeten die hohen Wellen des Pazifiks
an die Klippen und drangen in die Höhle, die Devils Punch Bowl hieß. Bei dem
Gedanken, dass Rosemary die Steilküste hinab in diese Höhle gestürzt war, zog
sich Laurens Magen zusammen.
„Es gab einen einzigen Zeugen. Er sagte aus, dass
Rosemary wie eine Wilde gefahren sei und ständig überholt habe. Sie muss von
einem entgegenkommenden Fahrzeug geblendet worden sein, rutschte von der
Straße und stürzte von der Steilküste ins Meer. Am nächsten Morgen hörte ich
die Nachricht im Radio. Seitdem kam ich nicht mehr hierher, brachte es aber
auch nicht fertig, das Haus zu verkaufen. Ich sorgte nur dafür, dass es
regelmäßig sauber gemacht wird. Aber dann lernte ich dich kennen und wollte die
Vergangenheit begraben und neu beginnen. Du bist eine starke Frau, Lauren, und
du gibst mir viel Kraft."
„Ich glaube, du übertreibst ein wenig", erwiderte
sie und streifte eine kastanienbraune Locke aus dem Gesicht.
„Nein, liebe Lauren, für mich bist du etwas ganz
Besonderes."
Zachary schaute sie ernst an. „Es war damals furchtbar
für mich. Ich wäre am liebsten auch gestorben. Ein Freund brachte mich nach
Portland zurück, und ich begegnete auch Wendell wieder. Es war die reinste
Hölle." Zachary biss die Zähne zusammen. Noch einmal erlebte er jenen
schrecklichen Moment, in dem er Wendell Täte zur Rede stellte ...
„Das kann nicht wahr sein!", rief Wendell
entsetzt, als Zachary ihm den Tod Rosemarys mitteilte und ihn anschließend
dafür zur Rede stellte, dass er der Vater ihres ungeborenen Kindes sei. „Ich
habe deine Frau nie angerührt!"
„Du lügst", knirschte Zachary. „Ich müsste dich
für dein gemeines Verhalten umbringen!" Wendell flüchtete bei dieser
Drohung sofort hinter seinen Schreibtisch und zupfte nervös an seinem Schnurrbart.
„Aber ich werde es nicht tun", sprach Zachary weiter. „Ich will nur die
Wahrheit wissen. Dann werde ich entscheiden, was aus unserer Partnerschaft
wird."
Die zwei Wochen, die diesen schlimmen Ereignissen
folgten, waren der reinste Horror: Rosemarys Beerdigung, die vielen Anrufe und
Reporter und all die Gerüchte, die umherschwirrten. Und eines Tages brach
Wendell Täte zusammen und gestand, dass er eine Affäre mit Rosemary gehabt
habe.
„Nun ist alles klar", sagte Zachary mit eisiger
Ruhe. Er nahm sich vor, die Partnerschaft zu beenden und Portland zu
verlassen, das ihm so viel Unglück gebracht hatte. Doch aus diesen Plänen
wurde nichts.
Drei Tage später fand man Wendell Täte tot in seiner
Wohnung. Er hatte sich anscheinend mit Schlaftabletten das Leben genommen.
Obwohl er keinen Brief hinterließ, wusste Zachary, dass sich Täte durch den Selbstmord
allen Folgen seines Tuns entziehen wollte. Der Erbe seines Vermögens und seiner
Verpflichtungen war sein einziger Sohn Joshua.
Zachary kam aus der Vergangenheit zurück, weil Lauren
liebevoll seine Wange streichelte. „Du brauchst über all das nicht zu
sprechen", sagte sie leise und mitfühlend.
„Es ist alles in Ordnung, Lauren. Es geht mir nur
immer noch sehr nah, dass Wendell alles abstritt, bis er erkannte, dass Leugnen
sinnlos geworden war. Dann fuhr er wohl eines Abends heim, schluckte die Tabletten
und wachte nicht mehr auf."
„Also hast du dann Joshua, der der Erbe seines Vaters
war, sozusagen als Partner übernehmen müssen."
„Ja, das stimmt so in etwa."
„Und du gibst dir die Schuld an Rosemarys und Wendells
Tod, nicht wahr, Zachary?"
„Auch am Tod des Babys", antwortete Zachary
leise. „Ganz gleich, wie immer man die Dinge betrachtet, ich habe indirekt den
Tod von drei Menschen auf dem Gewissen."
„Darum also hast du Joshua zu deinem gleichberechtigten
Partner gemacht, obwohl du genau genommen gar nicht dazu verpflichtet
warst?"
„Ja, nachdem er das Studium beendet und das Examen
bestanden hatte."
„Ich bin fest überzeugt, dass du dich überhaupt nicht
schuldig fühlen musst, Zachary. Ich finde dich einfach wunderbar." Lauren
stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
Zachary zwang sich zu einem breiten Lächeln. „Es ist
ein schönes Gefühl, wenigstens einen Befürworter zu haben."
„Lass uns um die Wette zurückrennen", schlug
Lauren vor. Sie wollte Zachary ein wenig aufheitern und ihm helfen, über die
düstere Erinnerung an die Vergangenheit hinwegzukommen.
„Du hast doch gegen mich gar keine Chance, denn
..." Zachary konnte den Satz nicht mehr beenden, denn Lauren rannte
bereits los. Ihre nackten
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