Nie wirst du vergessen
zu.
10. KAPITEL
Zwei Stunden später, nach der Dusche und eitlem
kräftigen Frühstück, fühlte Lauren sich zufriedener als je zuvor. Sie hatte das
Gefühl, als sei die Frau in ihr, die so lange verborgen gewesen war, endlich
wieder erwacht.
Nach dem Abspülen des Geschirrs schlug Zachary einen
Spaziergang am Strand vor. Lauren stimmte begeistert zu. Der Sand war feucht,
und der Nebel, der nach dem Sturm eingesetzt hatte, löste sich bereits auf.
Schäumende Wellen rauschten über den Sand, und Möwen stießen mit wilden
Schreien aus der salzigen Luft nieder.
Lauren hakte sich bei Zachary unter. Der Wind blies
ihr das Haar ins Gesicht, und mit einem Seufzer sagte sie: „Es ist so
unglaublich schön hier."
„Ja, mir gefällt es auch."
„Aber du kommst nicht oft her?"
„Nein, nicht mehr." Der glückliche Ausdruck verschwand
aus seinen Augen.
„Wegen Rosemary?", fragte Lauren leise.
Finster starrte Zachary vor sich hin. „Ja."
„Du brauchst nicht darüber zu sprechen."
Er schwieg einen Moment, bevor er sagte: „Doch,
Lauren. Jetzt ist es an der Zeit. Ich habe zwar keine großen Geheimnisse, aber
es ist etwas, das ich gern vergessen möchte."
„Ich kann dich
verstehen." Sie brauchte ja nur an ihre Ehe mit Doug zu denken.
Zachary legte den Arm um
ihre Schultern und fing an: „Rosemary hatte immer wieder Probleme. Ich glaube,
sie war in Portland nie sehr glücklich. Als wir in Seattle lebten, war alles
gut. Jedenfalls dachte ich das damals. Aber dann zogen wir nach Portland, und
von da an änderte sich plötzlich alles. Sie ... sie wurde so unruhig."
„Hast du sie sehr
geliebt?", fragte Lauren bang, denn sie hatte Angst vor der Wahrheit.
„Ja, wenigstens zu
Anfang. Aber dann in Portland ... Ach, zum Teufel, wahrscheinlich hatte ich genauso
viel Schuld wie sie. Meine Karriere ging vor, verstehst du? Rosemary kannte
kaum jemanden in Portland und musste die meiste Zeit allein verbringen. Ich
habe mich zu wenig um sie gekümmert. Das war mein größter Fehler."
„Und seitdem plagt dich
dein Gewissen, und du fühlst dich schuldig, nicht wahr?"
Zachary
nickte. „Wahrscheinlich. Rosemary war unglücklich, und ich tat nicht genügend,
um ihr zu helfen. Das spürte ich irgendwie schon damals, und darum kaufte ich
dieses Haus. Ich dachte, wir könnten hier einige Zeit allein und ungestört
miteinander verbringen."
„Aber es hat nichts
genützt, oder?"
Zachary schüttelte den Kopf. „Nein. Ganz im Gegenteil.
Rosemary glaubte, dass ich sie nur noch mehr von allem absondern wollte. Von
dem Leben, das ihr gefiel."
„Von welchem
Leben?", fiel Lauren ihm ins Wort.
„Rosemary liebte das gesellschaftliche Leben mit allem
Drum und Dran. Sie war das einzige, sehr schöne Kind reicher Eltern, das immer
maßlos geliebt und verwöhnt worden war. Ein Wunder, dass sie dadurch nicht
restlos verdorben wurde. Aber sie brauchte ständige Zuwendung und Geselligkeit,
und ich gab ihr das, was ihr so wichtig war, eben nicht."
Lauren
hörte stumm zu. Sie spürte, wie schwer es Zachary fiel, über all diese Dinge
zu sprechen. Er stieß die Fäuste tief in die Taschen der Jeans, und sein Gesicht
sah angestrengt aus. „Anfangs, als wir noch in Seattle wohnten", fuhr er
fort, „wollte sie mich in ihre Kreise einbeziehen, und ich ließ es geschehen.
Doch in Portland vergrub ich mich in meine Arbeit. Ich musste mit Wendeil Täte
die Kanzlei aufbauen. Für die vielen Partys hatte ich einfach keine Zeit. Und
die Wochenenden wollte ich nur hier draußen verbringen und mich entspannen.
Rosemary kam vor Langeweile um und sagte es mir sehr deutlich. Sie ging sogar
so weit, die Scheidung zu beantragen. Das sollte mich aufrütteln, behauptete
sie, zog aber die Scheidung dann nicht durch."
„Es tut mir so leid, Zachary. Für euch beide",
sagte Lauren leise.
„Das braucht es nicht. Vielleicht wäre es besser
gewesen, wenn sie sich damals doch hätte scheiden lassen. Dann würde sie
vielleicht heute noch leben." Zachary massierte seine Schläfen. Er schien
Kopfschmerzen zu haben.
„Rosemary machte mir immer wieder klar, wie sehr sie
sich langweilte und wie unglücklich sie war."
„Ich nehme an, dass sie keinen Beruf hatte", bemerkte
Lauren nachdenklich und musterte Zacharys verspanntes Gesicht. Anscheinend
liebte Zachary seine Frau noch immer, zumindest ein wenig.
„Sie versuchte es mit einigen Dingen", antwortete
er, „mal als Innenarchitektin, dann als Eigentümerin einer Kunstgalerie und
sogar als
Weitere Kostenlose Bücher