Nie zuvor so geliebt
nicht weiß? Glaubst du, dass ich es nicht jeden einzelnen Tag bereue? Glaubst du, dass ich alles vergessen habe?
All die Pläne, die wir gemeinsam geschmiedet haben? All die Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben? All die Träume, die wir gemeinsam hatten? Ich bin ein bisschen durchgedreht, das ist alles. Ich hatte in letzter Zeit viel Erfolg beim Rodeo. Ich hatte wohl Angst, dass sich nach der Hochzeit alles ändert und ich dann zu Hause angebunden bin.”
Was sollte sie dazu sagen?
Bobby räusperte sich. In schroffem Ton sagte er: „Wenn du dich dadurch besser fühlst, dann entschuldige ich mich. Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Du hast es nicht verdient.”
„Da stimme ich dir zu. Ich habe es wirklich nicht verdient.”
„Maribeth, du gehörst immer noch genauso zu mir wie meine Arme oder meine Beine. Ich bin nicht mehr ich selbst, seit…”
„Hallo, Bobby!” rief Chris von der Tür zur Garage her. „Welche Überraschung, dich hier zu sehen!”
Mit sehr erleichterter Miene wirbelte Bobby zu ihm herum. „Chris! Da bist du ja! Ich bin auf der Durchreise hier und hatte gehofft, ich könnte bei dir übernachten. Ich wusste ja nicht, dass du schon Besuch hast. Ich nehme an, du kannst dir denken, wie überrascht ich war, Maribeth hier anzutreffen.”
Maribeth spürte Chris’ Blick auf sich ruhen, aber sie schaute nicht zu ihm auf. Statt dessen stellte sie den Salat, den sie soeben fertiggestellt hatte, in den Kühlschrank. Dann begann sie, Kartoffeln zu schälen.
„Wo ist denn deine Frau, Bobby?” fragte Chris. Er ging zum Kühlschrank und nahm zwei Flaschen Bier heraus.
Äußerst dankbar nahm Bobby eine Flasche entgegen. „Tja, nun, die ganze Sache war praktisch nur ein Jux.” Er warf Maribeth einen verstohlenen Blick zu. „Ich meine, verdammt, du weißt doch, wie das ist, Chris. Wir hatten alle getrunken und…”
„Das kommt bei dir in letzter Zeit recht oft vor, oder? Auf diese Weise bringst du dich noch um auf einem dieser Bullen.”
Bobby grinste. „Ich trinke nie, bevor ich reite. So gut solltest du mich kennen, Chris.”
„Das dachte ich bis vor kurzem auch.”
Bobby errötete. „Tja, nun, ich habe Maribeth gerade gesagt, dass es mir leid tut.”
„Ich bin sicher, dass sie es zu schätzen weiß, über deine Gefühle in dieser Angelegenheit informiert zu werden. “
„Die Sache ist die, dass Leona und ich … Na ja, wir haben beide nicht klar gedacht zu dem Zeitpunkt. Nach ein paar Tagen haben wir erkannt, dass es niemals klappen würde. Sie will die Ehe annullieren lassen und ist vor einer Woche nach Montana abgereist.”
Maribeth weigerte sich, Chris anzusehen, aber sie spürte erneut seinen Blick im Rücken.
„Das tut mir leid”, sagte er. „Kommst du mit mir nach draußen? Ich muss den Grill anwerfen.” Er ging hinaus und hielt die Tür für Bobby auf. „Ich habe ein paar herrliche T-Bone-Steaks, die ich grillen will. Meinst du, du kannst eins verdrücken?”
Bobby folgte ihm so rasch hinaus, dass Maribeth beinahe laut auflachte. Offensichtlich konnte er ihr nicht schnell genug entkommen.
„Ach, nein, das ist nicht nötig”, hörte sie ihn sagen. „Ihr habt schon alles geplant und so.
Ich will euch nicht den Abend verderben.”
„Du verdirbst uns gar nichts, Bobby. Es ist schön, dich wiederzusehen. Du weißt, dass du immer hier übernachten kannst, wenn du gerade in der Stadt bist. Es ist eine ganze Weile her, seit wir uns gesehen haben, stimmt’s?”
Maribeth hörte den belustigten Unterton in Chris’ Stimme. Er genoss Bobbys wohlverdientes Unbehagen ebenso wie sie.
Ihr wurde bewusst, mit welch knapper Not sie davongekommen war. Um ein Haar wäre Bobby ihr Ehemann und Chris der Gast gewesen.
Dieser Gedanke ernüchterte sie. Die Vorstellung, nicht mit Chris verheiratet zu sein, war erschreckend. Beinahe zwei Wochen waren seit der Hochzeit vergangen, und Bobby war ihr allererster Besucher. Wenn das nicht bizarr war!
Sie hatte geglaubt, dass sie Bobby auf ewig hassen würde. Sie hatte geglaubt, dass sie ihn nie wiedersehen wollte. Aber das war ganz und gar nicht der Fall. In Wirklichkeit berührte sie das Wiedersehen gar nicht. Er war einfach jemand, den sie seit einer Ewigkeit kannte. Ihn zu sehen löste keinerlei Gefühle in ihr aus. Keinen Zorn, keinen Schmerz, nicht einmal Freude.
Sie mochte ihr Leben lang in ihn vernarrt gewesen sein, aber sie hatte ihn eigentlich nie als eine Person, nie als einen Freund angesehen.
Nicht so wie
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