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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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an den Verteiler
ausgehändigt.«
    »Wer ist dieser Özden?«, fragte Trapattoni.
    »Das habe ich Ihnen schon erklärt.«
    »Den kenne ich nicht. Ich habe meinen Alfa an Giancarlo Rossi
verliehen.«
    Und der hat zugegeben, dass Necmi Özden sich illegal den Wagen
ausgeliehen hat, dachte Frauke. Seit der Türke – angeblich – mit der
Tageseinnahme vom Wochenmarkt in Stöcken verschwunden war, fehlte von ihm jede
Spur.
    Frauke stand auf. »Sie sitzen ganz schön in der Tinte, Trapattoni.«
Dann machte sie eine Geste des Halsabschneidens. »Flasche leer«, sagte sie und
verließ den Verhörraum, gefolgt von Schwarczer.
    »Der kann zurück«, wies Frauke den uniformierten Beamten an.
    Sie hätte gern im direkten Anschluss Danielo Battaligia verhört.
Doch der bestand auf der Anwesenheit seines Anwalts. So musste sie sich
gedulden, bis Dottore Carretta eintraf. Der Advokat lächelte Frauke
hintergründig an.
    »Sie sind gut im Geschäft, Dr. Carretta«, begrüßte sie ihn. »Man
kann fast sicher sein, dass Sie als Verteidiger auftreten, wenn wir einen Täter
aus dem großen Umfeld der organisierten Kriminalität verhaftet haben.«
    »Aber, Signora«, antwortete der Anwalt mit schmeichelnder Stimme.
»Es gibt nicht viele Rechtsanwälte in Hannover, die Italienisch als Muttersprache
haben.«
    »Es gibt sicher jede Menge hervorragender Juristen, die im
Strafrecht firm sind und sich für die Interessen ihrer Mandanten einsetzen.«
Dann trug Frauke die Anschuldigungen gegen Battaligia vor.
    »Das sind Missverständnisse«, versuchte der Anwalt zu
beschwichtigen. »Hinsichtlich der Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis mag es
sein, dass mein Mandant nicht alle in Deutschland geltenden Bestimmungen
kannte. Es gibt gravierende Unterschiede zwischen preußischer Regelwut und
südländischer Gelassenheit.«
    »Das, was Sie Regelwut nennen, bezeichnen wir als die Einhaltung von
Recht und Gesetz. Und wer dagegen verstößt, hat die Konsequenzen zu tragen. Das
ist bei Ihnen in Italien nicht anders. Wie erklären Sie den Besitz der Pistole,
die wir in Battaligias Schreibtisch gefunden haben?«
    »Signore Battaligia, bitte«, belehrte sie der Anwalt. Dann sah er
seinen Mandanten an, der dem Gespräch bisher schweigend gefolgt war und dessen
Augen zum jeweils Sprechenden wanderten. »Er«, dabei nickte Dottore Carretta
zum Bordellbetreiber hin, »ist in einem Geschäftsfeld tätig, für das vielen
Menschen das Verständnis fehlt. Es ist aber eine uralte Kultur, den Garten der
Lust mit käuflichen Frauen zu verschönern.«
    »Die mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und zur
Prostitution gezwungen wurden.«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Die der puren Not ihrer Heimat
entflohen sind. Was leistet der reiche Westen für solche Menschen? Niemand
fragt sie nach ihrer Qualifikation. Deshalb müssen sie ihren Körper verkaufen.«
    Frauke lachte auf. »Sie wollen Ihren Mandanten doch nicht als
Wohltäter darstellen?«
    »In gewisser Weise schon«, sagte der Anwalt. »Niemand bestreitet,
dass dabei auch Geld verdient wird.«
    »Sehr viel«, fuhr Frauke dazwischen.
    Dottore Carrettas Gelassenheit schien unerschütterlich zu sein.
»Davon profitiert der deutsche Staat. Wenn jeder Unternehmer so viel an die
Staatskasse abführen würde wie mein Mandant, wäre der Finanzminister der
glücklichste Politiker Deutschlands.« Der Advokat blinzelte Frauke zu. Dann streckte
er den Zeigefinger seiner runzeligen Hand in ihre Richtung aus. »Ihr Gehalt
wird davon bezahlt.«
    »Das ist eine köstliche Argumentation. Die Mädchen prostituieren
sich, um die deutsche Polizei zu besolden.«
    Der Anwalt sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an. »Sì« war sein ganzer Kommentar.
    »Battaligia, den Sie hier als Wohltaten verbreitenden Unternehmer
präsentieren möchten, ist doch nur ein Strohmann.«
    »Was Sie so bezeichnen, nennt das deutsche Recht Geschäftsführer,
genau genommen das GmbH-Gesetz.«
    Frauke musterte ihr Gegenüber. Dottore Carretta hatte die
Angewohnheit, beim Sprechen die Augen zusammenzukneifen. Frauke war sich nicht
sicher, ob es ein Reflex war oder ob der alte Mann so geschickt agierte, dass
er dem Gesprächspartner den Blick in seine Augen verschloss, weil sich dort
Emotionen, aber auch die Anspannung zeigten, die etwas über die Seelenlage des
Sprechenden verrieten.
    »Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein russischer Investor einen
italienischen Geschäftsführer bestellt?«
    »Warum? Wir leben in einer globalisierten Welt.

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