Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
Vom Netzwerk:
mitgespielt habe — seien es Pechsträhnen, unglückliche Zufälle oder Verrat durch andere. Er trug teure Jeans und Wyatt beobachtete, wie er den Stoff nicht nur an den Knien, nein, auch unter den Schenkeln glatt zog, wann immer er sich auf seinem Stuhl bewegte. Die Frau spielte eine Art Spiel. Sie war mit Vallance zusammen, warf Raymond aber eindeutige Blicke zu. Und einmal, als die beiden anderen nicht hinsahen, stellte Wyatt fest, dass sie ihn, Wyatt, lange und eindringlich musterte.
    Â»Sind Sie Angler, Macka?«, fragte sie mit leichter Erregung, die sich in Gesicht und Stimme widerspiegelte.
    Wyatt schüttelte den Kopf. Er stand auf. »Nein.« Sie war gerissen. Er musste weg. Aus unerfindlichen Gründen drängten sich Gedanken an Liz Redding auf.

    ZEHN

    Laut Anweisung von Gosse durfte sie das Gebäude nicht vor fünf Uhr verlassen. Alle paar Stunden rief er sie zu einer weiteren Befragungsattacke herein, manchmal war Montgomery zugegen, manchmal waren es die Typen der internen Ermittlung samt ihrer undurchdringlichen Visagen. Es lief immer auf dasselbe hinaus: Sie wollten Uhrzeiten, Daten, Orte und Namen und sie wollten, dass sie begründete, weshalb sie nach Vanuatu geflogen und mit einem berüchtigten Kriminellen zurückgekommen war.
    Liz quälte sich durch den Tag. Einmal kam ein Freund vorbei und flüsterte: »Die durchsuchen dein Spind, Partner.«
    Partner dachte Liz. Mann oder Frau, bei der Polizei ist man jedermanns Partner. Das gesamte Umfeld, ein Umfeld für Partner, alle Unterschiede aufgehoben, das Geschlecht eingeschlossen. Aber ein Fehltritt und sie erinnerten einen sehr schnell daran, wie sehr man sich von ihnen unterschied.
    Sie fand Gosse, der die Durchsuchung überwachte. »Gehen Sie zurück an Ihren Schreibtisch, Sergeant.«
    Â»Sie haben kein Recht — «
    Â»Ich habe alles Recht der Welt.«
    Â»Sie glauben, dass ich die Juwelen in meiner Trainingshose versteckt habe? Oder glauben Sie, ich verberge ein Valentinspräsent von Wyatt in meiner Tamponbox?«
    Gosse drehte sich um und fuhr sie an: »Bei Ihnen würde mich nichts überraschen. Zurück an Ihren Schreibtisch, Sergeant!«
    Liz fügte sich. Sie fühlte, wie sich ihr Blick auf die Welt zu verändern begann. Sie wollte Wyatt finden, wurde sich aber bewusst, dass sie ihn nicht mehr im Namen der Polizei von Victoria ausfindig machen wollte. Fieberhaft suchte sie in den Akten nach einer Adresse. Als sie das erste Mal auf Wyatt aufmerksam geworden war, hatte er versucht, Diebesgut abzusetzen. Liz hatte sich als Hehlerin ausgegeben und der Mann, der den Kontakt zu Wyatt hergestellt hatte, hieß Jardine, ein abgehalfterter Dieb und Wyatts Freund. Inzwischen war Jardine tot, aber vielleicht wusste seine Schwester Nettie etwas.
    Um fünf Uhr fuhr Liz in eine trostlose Ecke von Coburg, wo kleine Weatherboard-Häuser oder Wohnschachteln mit Backsteinverschalung einander den Platz streitig machten und wo das Pflaster der Fußwege unter dem Druck der Baumwurzeln aufbrach, so dass alte Menschen Gefahr liefen zu stolpern und sich die Hüfte zu brechen. Von Nettie Jardines Haus blätterte die Farbe ab. Eine Ecke des Hauses hatte eine Restaurierung dringend nötig und in der Außenverkleidung und den Rahmen hatte sich Verrottung fördernde Feuchtigkeit eingenistet. Selbst im Hochsommer würde er nicht weichen, dieser Atem der Tristesse.
    Nettie öffnete die windschiefe Tür, aber nicht die Fliegengittertür. Der gesamte Kummer dieser Welt schien auf ihrer schmalen Gestalt mit dem hellen, kraftlosen Haar und dem schmallippigen Mund zu lasten. Doch als sie Liz sah, sprang ein Funke über und entfachte etwas in ihrem verhärmten Gesicht. »Sie schon wieder.«
    Â»Hallo, Nettie.«
    Â»Ist ja wohl die Höhe, mich beim Vornamen zu nennen. Wie soll ich Sie denn ansprechen? Mit Eure Majestät?«
    Â»Mir macht es nichts aus, wenn Sie Liz zu mir sagen.«
    Nettie Jardine schniefte. »Dachte, ich wär fertig mit euch.«
    Â»Nur ein paar Fragen. Glauben Sie, ich könnte — «
    Â»Hier an der Tür«, sagte Nettie und verschränkte demonstrativ die Arme.
    Â»Gut. Was Ihren Bruder — «
    Â»Er ist tot.«
    Â»Ich weiß, es tut mir leid.«
    Â»Mitleid bringt ihn mir auch nicht zurück.«
    Â»Nettie, uns interessiert viel mehr ein Mann, mit dem Ihr Bruder zu tun hatte. Wyatt.«
    Â»Dieser

Weitere Kostenlose Bücher