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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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Problem?«
    Steer lächelte. Es war alles andere, nur kein liebenswürdiges Lächeln. »War nur so ’ne Frage.«
    Â»Jetzt zu deinem Geld«, sagte Chaffey.
    Zweihunderttausend Dollar in einem brandgesicherten Safe aus Stahl, einbetoniert in einem Loch im Boden seines Kellers. Chaffeys Keller. Steers Geld. Und Steer kannte die Kombination, für alle Fälle, aber diese zweihundert Riesen brannten Chaffey ein Loch in den Schädel. Allerdings hatte er genügend Grips, es nicht anzurühren. Steer würde ihn aufschlitzen und dabei Waltzing Matilda pfeifen.
    Â»Was ist mit meinem Geld? Hast du’s im Casino verzockt?«
    Â»Halt mal die Luft an«, sagte Chaffey. »Es ist im Keller, wo es immer war. Sobald du dich irgendwo niedergelassen hast, werde ich es dir überweisen.«
    Â»Das wirst du«, sagte Steer und langte mit dem Arm herüber, um seine Zigarette auf dem Tisch auszudrücken, nur Millimeter von Chaffeys weicher, feister, gepflegter Hand entfernt.

    SECHZEHN

    Wyatt hatte immer eine gepackte Tasche für Notfälle parat. Minuten nachdem er Frank Jardines Bruder getötet hatte, lag bereits ein weiterer Lebensabschnitt hinter ihm.
    Ein neuer Schlupfwinkel. Er konnte nicht in Hobart bleiben. Da war das Festland, aber dort kannten ihn zu viele Leute, zu viele dort wollten seinen Tod. Infrage kämen allenfalls Kurzaufenthalte in den großen Städten — rein, einen Job abwickeln und wieder raus –, aber sich dauerhaft dort niederlassen hieße Ärger heraufbeschwören. Und so fuhr Wyatt nach Norden, in einem Magna, den er mit falschen Papieren gemietet hatte. Er nahm den Midland Highway. Im Hochland hinter Hobart, wo die Straße schmaler und zur öden Strecke durch das Zentrum des Staates wurde, rüttelten Windböen den Wagen durch. Der Verkehr war mehr als mäßig, zudem war langsames Fahren angesagt und das verleitete dazu, unaufmerksam zu werden. Wyatt verkrampfte am Steuer. Die scheinbar endlosen Stunden und der stete Druck in seinem Leben verursachten stechende Schmerzen in Nacken und Schulter.
    Ein neuer Schlupfwinkel und ein großer Fischzug, um seine Geldreserven aufzustocken. Das bedeutete, wieder mit jemandem zusammenzuarbeiten. Wyatt überdachte den Vorschlag seines Neffen. Er führte sich die Vorteile vor Augen. Erstens: Raymond gehörte zur Familie und schien zu ihm aufzublicken. Zweitens: Raymond hatte eine Anzahl bewaffneter Raubüberfälle geplant und durchgezogen. Drittens: Man hatte ihn nie erwischt. Viertens: Er war kein Junkie. Vermutlich hatte der Junge seine Laster und Schwächen, aber sie waren nicht offenkundig und auch kein Hindernis bei seinen Überfällen.
    Etwas anderes trieb Wyatt um, ein Gefühl, das er nicht beschreiben konnte, aber Raymond mit dem Jungen in Verbindung brachte, der ohne Rücksicht auf sein Leben in den Verkehr gelaufen war. Der Sohn seines Bruders. Raymond war der Sohn eines charakterschwachen, brutalen Mannes und Wyatt hatte nichts unternommen, um die Dinge zum Besseren zu wenden.
    Die Straße schlängelte sich durch Täler und fruchtbares Ackerland. Die Scheinwerfer glitten über Schilder, die dicke Schafe und historische Städte abbildeten. Er sah von Sträflingen errichtete Steinmauern und imposante Eingangstore, die zu herrschaftlichen Landsitzen inmitten englischer Gärten führten. Hier war die Hochburg tasmanischer Konservativer. Der Regierungssitz lag im Süden, das alte Geld aber war im Norden und es beherrschte das Oberhaus.
    Um ein Uhr verließ er die Straße und schlief bis zum Tagesanbruch. Zwar war er nur knapp dreißig Minuten von Devonport entfernt, aber er wusste, dass es Verdacht erregte, würde er so früh am Morgen ein Zimmer mieten.
    Er fuhr bis zur nächsten Stadt, schloss den Wagen ab und ging in ein Café. Der Duft von Toast und Kaffee, einige verschlafene Farmer und Fernfahrer an einem Ecktisch. Er aß etwas, ging eine Stunde spazieren und setzte anschließend seine Fahrt fort.
    Etwas später mietete er einen Ferienbungalow in Devonport. Es war eine Umgebung, die schwermütig machte. Das Fenster des Wohnzimmers, das nur wenig graues Licht hereinsickern ließ, ging auf eine Reihe ähnlicher Bungalows hinaus — die Astor Apartments, hellgelber Backstein, verrostetes Schmiedeeisen, vermoderte Fensterbretter. Innen eine niedrige, rauverputzte Decke, borstige Teppiche mit der Oberfläche von

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