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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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großen, dunklen Vogel von Westen herkommen. Die Flügel waren unendlich lang, und es gehörte
     nicht viel dazu, um zu begreifen, daß es ein Adler war.
    Der Gänserich war auf keinen gefährlicheren Feind als auf eine Eule gefaßt gewesen, und nun sah er ein, daß er wohl kaum mit
     dem Leben davon kommen würde. Aberes fiel ihm auch nicht einen Augenblick ein, daß es ein Unding war, sich auf einen Kampf mit einem Vogel einzulassen, der
     so viel stärker war als er.
    Der Adler schoß auf eine Möwe nieder und schlug die Fänge in sie. Ehe er wieder aufsteigen konnte, kam der Gänserich Martin
     gefahren. »Laß sie los! rief er. »Und komm nie wieder hierher, sonst kriegst du es mit mir zu tun!« – »Was für ein Tollkopf
     bist denn du?« fragte der Adler. »Ein Glück für dich, daß es nicht meine Gewohnheit ist, mit Gänsen zu kämpfen. Sonst würde
     es bald aus sein mit dir!«
    Der Gänserich Martin glaubte, daß sich der Adler zu gut halte, mit ihm zu kämpfen und fuhr auf ihn ein, biß ihn in die Kehle
     und schlug ihn mit den Flügeln. Darin konnte sich der Adler natürlich nicht finden, er schlug wieder, doch nicht mit voller
     Kraft.
    Der Junge lag und schlief an derselben Stelle wie Akka und die Wildgänse, als er Daunenfein rufen hörte: »Däumling! Däumling!
     Der Gänserich Martin ist kurz davor, von einem Adler zerrissen zu werden!« – »Laß mich auf deinem Rücken sitzen, Daunenfein
     und bringe mich zu ihm!« sagte der Junge.
    Als er zur Stelle kam, war der Gänserich Martin blutig und übel zugerichtet, aber noch im vollen Kampf. Der Junge konnte nicht
     mit dem Adler kämpfen, und da war nichts weiter zu machen, als bessere Hilfe zu schaffen. »Auf und davon, Daunenfein!« rief
     er. »Hole Mutter Akka und die Wildgänse!« In demselben Augenblick, als er das sagte, hielt der Adler auf zu kämpfen. »Wer
     spricht da von Akka?« fragte er. Und als er nun Däumling erblickteund die Wildgänse gackern hörte, hob er die Schwingen. »Sage Akka, ich hätte nicht gedacht, sie oder irgend jemand von ihrer
     Schar hier draußen auf dem Meere zu treffen!« sagte er und entschwand in schönem und schnellem Flug. – »Das war ja der Adler,
     der mich einmal zu den Wildgänsen zurücktrug,« sagte der Junge und sah ihm verwundert nach.
    Die Wildgänse hatten die Absicht, rechtzeitig von der Schäre fortzuziehen, vorher aber wollten sie doch ein wenig weiden.
     Während sie umhergingen und fraßen, kam eine Bergente zu Daunenfein heran. »Ich soll von deinen Schwestern grüßen,« sagte
     sie. »Sie wagen nicht, sich unter den Wildgänsen sehen zu lassen, aber sie baten mich, dich daran zu erinnern, daß du die
     Schäre nicht verlassen dürftest, ehe du den alten Fischer besucht hast.« – »Das ist ja wahr,« sagte Daunenfein, aber sie war
     so bange geworden, daß sie nicht allein dahin zu gehen wagte. Sie bat den Gänserich und Däumling, sie nach der Hütte zu begleiten.
    Dort stand die Tür offen. Daunenfein ging hinein, während die beiden anderen draußen blieben. Gleich darauf hörten sie Akka
     das Signal zum Aufbruch geben, und sie rufen Daunenfein. Die Graugans kam aus der Hütte heraus und flog mit den Wildgänsen
     von der Klippe fort.
    Sie waren ein gutes Stück in die Schären hinausgekommen, als Niels verwundert die Graugans betrachtete, die mit ihnen gekommen
     war. Daunenfein flog sonst so leicht und lautlos. Diese aber arbeitete sich mit schwerem, brausendem Flügelschlag vorwärts.
     »Kehre um, Akka!«rief er sofort. »Da ist eine fremde in der Schar! Wir haben Flügelschön mitbekommen!«
    Kaum hatte er das gesagt, als die Graugans einen so häßlichen und wütenden Schrei ausstieß, daß niemand daran zweifeln konnte,
     wer sie war. Akka und die anderen wandten sich nach ihr um, sie aber floh nicht sofort. Statt dessen stürzte sie auf den großen
     Weißen los, packte Däumling und flog mit ihm im Schnabel davon.
    Nun folgte eine hitzige Jagd über den Schären. Flügelschön flog schnell, aber die Wildgänse waren ihr hart auf den Fersen,
     und sie hatte nicht die geringste Aussicht zu entkommen.
    Plötzlich sahen sie einen feinen, weißen Rauch unten vom Meer aufsteigen, und der Knall eines Schusses ertönte. In ihrem Eifer
     hatten sie nicht bemerkt, daß sie gerade über einem Boot waren, in dem ein Fischer saß.
    Niemand wurde jedoch von dem Schuß getroffen, aber gerade mitten über dem Boot öffnete Flügelschön den Schnabel und ließ Däumling
     ins Wasser

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