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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Schwestern setzten aber ihr freundliches Benehmen gegen Daunenfein fort, und am Nachmittag nahm Goldauge sie mit, damit
     sie den sehen sollte, mit dem die Schwester sich zu verheiraten gedachte. »Er ist nicht so schön wie der, den du haben sollst,«
     sagte Goldauge, »dafür aber kann man sicher sein, daß er der ist, der er ist.« – »Was meinst du damit? Goldauge,« fragte Daunenfein.
     Goldauge wollte anfänglich nicht mit der Sprache heraus, schließlich aber entfuhr es ihr, daß Flügelschön und sie darüber
     geredet hätten, ob es mit dem weißen Gänserich Wohl seine Richtigkeit habe. »Wir haben noch nie gesehen, daß eine weiße Gans
     mit den Wildgänsen fliegt,« sagte die Schwester, »und wir haben gedacht, ob er wohl verhext ist.« – »Seid ihr verrückt? Er
     ist ja ein zahmer Gänserich,« sagte Daunenfein gekränkt. – »Er hat einen bei sich, der verhext ist, da kann er ebenso gut
     selbst verhext sein. Bist du nicht bange, daß er am Ende eine schwarze Scharbe ist?«
    Sie verlieh ihren Worten den nötigen Nachdruck und machte die arme Daunenfein ganz ängstlich, »Du weißt ja gar nicht, was
     du sagst,« entgegnete die kleine graue Gans. »Du willst mich nur bange machen.« – »Ich will dein Bestes, Daunenfein,« sagte
     Goldauge. »Ich kann mir nichts Schlimmeres denken, als dich mit einer schwarzen Scharbe wegfliegen zu sehen. Aber nun will
     ich dir etwas sagen: Versuche, ihn dazu zu bringen, daß er einige vonden Wurzeln frißt, die ich hier gesammelt habe. Ist er verhext, so wird sich das sofort zeigen. Ist er es nicht, so bleibt
     er, was er ist.«
    Niels Holgersen saß mitten zwischen den Gänsen und lauschte Akkas und des alten Gänserichs Unterhaltung, als Daunenfein geflogen
     kam. »Däumling! Däumling!« rief sie, »Martin liegt im Sterben, und ich habe ihn getötet!« – »Laß mich auf deinem Rücken sitzen,
     Daunenfein, und bringe mich zu ihm!« rief der Junge. Sie flogen davon und Akka und die Wildgänse folgten ihnen. Als sie zu
     dem Gänserich kamen, lag der an der Erde. Er konnte nichts sagen, er schnappte nur nach Luft. »Kitzle ihn unter der Kehle
     und klopfe ihn auf den Rücken!« sagte Akka. Das tat der Junge, und im selben Augenblick hustete der große Weiße eine lange
     Wurzel heraus, die sich ihm im Halse festgesetzt hatte. »Hast du davon gefressen?« fragte Akka und zeigte auf einige Wurzeln,
     die an der Erde lagen. »Ja,« antwortete der Gänserich. – »Dann ist es ein Glück, daß sie dir im Halse stecken blieben,« sagte
     Akka. »Sie sind giftig. Hättest du sie heruntergeschluckt, so wärest du unfehlbar gestorben.« – »Daunenfein hat mich gebeten,
     sie zu essen,« sagte der Gänserich. – »Ich habe sie von meiner Schwester bekommen,« entgegnete Daunenfein und erzählte das
     Ganze. – »Du mußt dich vor deinen Schwestern in acht nehmen, Daunenfein,« warnte Akka, »denn sie haben es sicher nicht gut
     mit dir im Sinne.«
    Daunenfeins Gemüt war aber so beschaffen, daß sie niemand etwas Böses zutrauen konnte, und als Flügelschön nach einer Weile
     kam und ihr ihren Liebsten zeigenwollte, ging sie sogleich mit. »Ja, er ist nicht so schön wie der, den du bekommst, aber viel tapferer und verwegener.« –
     »Woher weißt du das?« fragte Daunenfein. – »Hier ist in letzter Zeit großer Jammer unter den Möwen und Enten auf der Schäre
     gewesen, denn jeden Morgen bei Tagesgrauen kommt ein fremder Raubvogel und holt sich eine von ihnen.« – »Was für ein Vogel
     ist das?« fragte Daunenfein. – »Das wissen wir nicht,« sagte die Schwester. »Wir haben nie einen seiner Art hier auf der Schäre
     gesehen, und das merkwürdige ist. daß er nie eine von uns Gänsen anfällt. Aber nun hat mein Liebster sich vorgenommen, morgen
     mit ihm zu kämpfen und ihn zu vertreiben.« – »Möchte es ihm doch gelingen!« sagte Daunenfein. – »Ich bin bange, daß die Sache
     nicht gut abläuft,« entgegnete die Schwester. »Wäre mein Gänserich nur so groß und stark wie der deine, so könnte ich doch
     etwas Hoffnung haben.« – »Möchtest du gern, daß ich den Gänserich Martin bitte, gegen den fremden Vogel zu gehen?« fragte
     Daunenfein. – »Ja, das möchte ich allerdings gern,« sagte Flügelschön. »Einen größeren Gefallen könntest du mir nicht erweisen.«
    Am nächsten Morgen war der Gänserich vor der Sonne wach, stellte sich oben auf die höchste Spitze der Schäre und spähte nach
     allen Seiten. Bald sah er einen

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