Niemand hört dich schreien (German Edition)
biblische Frauennamen«, schlug Nick vor.
David drückte die Faust gegen einen Punkt über seinem rechten Auge, als hätte er beginnende Kopfschmerzen. »Dann könnten wir es mit einem religiösen Fanatiker zu tun haben?«
»Meine Bibelkenntnisse sind etwas lückenhaft«, sagte Jacob. »Was kannst du uns noch über die zwei Frauen erzählen – Ruth und Judith. Die in der Bibel, meine ich.«
Nick zuckte die Schultern. »Beide waren sehr tugendhaft. Ruth blieb während einer großen Hungersnot bei ihrer Schwiegermutter. Und Judith war eine Art Kriegerin, die ihr Volk vor einem Feind gerettet hat.«
C. C. verschränkte die Arme. »Ich bin beeindruckt, Nick.«
Nick zuckte die Achseln. »Das hast du Schwester Mary Margaret, meiner Sonntagsschullehrerin in der dritten Klasse, zu verdanken. Sie hat uns fast die ganze Bibel auswendig lernen lassen.«
»Es ist nicht nur die Tötungsart, die diese Morde miteinander verbindet, sondern es sind auch die Medaillons«, warf Jacob ein.
»Was uns wieder zu der Bibeltheorie führt«, meinte David.
Hinter Jacobs Augen pochte ein dumpfer Schmerz. »Vielleicht. Aber ich glaube es nicht.« Er blätterte in seiner Akte.
»Warum nicht?«, wollte David wissen.
Jacob trommelte mit dem Finger auf seinen Oberschenkel. Die Sache mit der Bibel sah auf dem Papier gut aus, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie nicht der Schlüssel zu diesem Fall war. »Ich weiß nicht.«
David zog eine Braue hoch. »Sind die beiden Frauen nahe beieinander aufgewachsen?«
C. C. schaute in ihre Notizen. »Nein. Jackie war ein Einzelkind. Sie ist auf die Virginia Commonwealth University gegangen und hat einen Abschluss als Lehrerin. Ihre Eltern waren schon älter. Beide sind vor acht Jahren verstorben. Vicky war ein Pflegekind. Sie wurde viel herumgereicht, bekam aber nie einen festen Platz. Von Anfang an gab es Ärger.«
Zwei Biografien, die nicht miteinander verknüpft waren.
Jacob klopfte rhythmisch mit dem Daumen auf den Tisch. Der Mörder hatte in diesen Frauen etwas gesehen, was ihn zu ihnen hingezogen hatte. Waren es nur das braune Haar und die ähnlichen Gesichtszüge?
David zeigte auf die Akte. »Schickt eine Meldung an ViCap und CODIS . Wir wollen mal sehen, ob unser Mann sein Ding noch anderswo durchgezogen hat.«
»Hab ich gestern Abend schon gemacht«, sagte Jacob.
»Gut. Solche Mörder kommen nicht einfach so aus dem Nichts. Oft ist der Mord der letzte Schritt in einer Kette von Ereignissen.«
Am frühen Nachmittag saß Nicole in Carnie Winchesters Büro und blätterte durch die Seiten mit den potenziellen Eltern. Alle Paare wirkten so glücklich. In allen Profilen war der Wunsch nach einem Kind deutlich spürbar.
Und alle wären in der Lage, ihrem Kind ein gutes Zuhause zu geben.
Nicole hatte die Auswahl auf drei Paare reduziert. Sie hätte nicht in Worte fassen können, wie sie die Suche eingeschränkt hatte. Sie wusste es einfach.
Die Latimers. Die Davidsons. Und die Snyders. Alle drei lebten in Richmond. Alle schrieben von Liebe, verantwortungsvoller Elternschaft, stabilen Ehen und einem schönen Zuhause. Die Latimers hatten einen Sohn, Billy, der achtzehn Monate alt war. Den Snyders gehörte ein Juweliergeschäft. Die Davidsons hatten einen Golden Retriever.
Sie alle waren perfekt.
Warum hatte sie dann mehr Angst als an dem Tag, als sie zum ersten Mal hierhergekommen war?
Nicole legte die Hände unter ihren Bauch und stand auf. Sie durchquerte den Raum und ging zu dem großen Fenster hinüber. Eiskristalle bedeckten das Glas, der Himmel war grau, und es sah so aus, als stünde der Stadt noch mehr Schnee bevor.
Das Baby strampelte, wie um Nicole zu erinnern, dass es auf ihre Entscheidung wartete.
Die Tür ging auf. Im Eingang stand Carnie, zwei Tassen Tee in den Händen. »Ich dachte mir, Sie könnten eine Pause vertragen.«
Erleichtert ließ Nicole die Schultern sinken. »Ich wünschte, das würde alle meine Probleme lösen.«
Carnie schloss die Tür. Die beiden Frauen trafen sich in der Mitte des Raums, und Nicole nahm eine Tasse entgegen. Milder Kräutertee, genau das, worum sie neulich gebeten hatte. Carnie hatte es sich gemerkt.
»Haben Sie denn Fortschritte gemacht?« Carnies Stimme blieb immer hell und freundlich.
»Ich habe die Auswahl auf drei eingeschränkt.«
»Darf ich mal sehen?«
»Klar.«
Carnie setzte sich auf die Couch und trank ihren Tee, während sie sich die Profile ansah. Sie nickte. »Es sind alles sehr gute Familien. Sie alle wünschen
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