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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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meinen guten Freund Marone. It’s just too bad.
    Der unglückselige Notti versuchte ein paar Worte zu seiner Verteidigung vorzubringen, aber das gelang ihm nicht. Denn Cossa prügelte unbarmherzig weiter. Notti heulte auf. Die Blonde schrie. Und dann schleifte dieser Pietro Cossa, Lustmörder, Millionär und Boss einer riesigen Bildagentur, Notti hinter sich her aus diesem Raum in einen anderen. Die Türen waren weiß mit Goldeinlagen. Blattgold, ich hatte mir das einmal angesehen. Die Tür, sie war bestimmt zweieinhalb Meter hoch, fiel zu.
    »Verschwinde«, sagte Marone zu der Blonden.
    Sie lachte idiotisch, erhob sich, wackelte wie eine Stripperin mit dem Hintern und klapperte auf Schuhen mit sehr hohen Absätzen davon durch eine kleine Tapetentür. In der Tür sagte sie in entsetzlichem Italienisch zu Marone: »Ich lege mich schon hin, Carlo, ja? Komm bald, bitte.«
    »Ich komme bald«, sagte Marone hinter seinem Schreibtisch. »Und wenn ich nicht bald komme, dann fang schon ohne mich an, Christiane.«
    Das fand sie offenbar umwerfend komisch.
    »Tür zu!« sagte Marone. Christiane verschwand.
    »Das Unangenehme bei Cossa ist, daß er immer Publikum braucht, wenn er jemanden quält. D4outant, wie?« fragte Marone.
    »Das arme Schwein«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Na, der Kleine. Notti. Der Fotograf.«
    Marone schüttelte den Kopf.
    »Der ist nicht arm«, sagte er.
    »Was?«
    »Überhaupt nicht arm. Er und Cossa sind ein altes Liebespaar. Was glauben Sie, wieviel Dresche Notti schon von seinem Süßen bezogen hat. Und wie er es immer wieder genießt – er hat es auch am liebsten vor Publikum.«
    »Wieso? Ist dieser Notti …«
    »Masochist«, sagte Marone gelangweilt. »Haben Sie das noch nicht bemerkt?«
    Also hast du recht gehabt, sagte ich zu mir. Du warst doch immer der Meinung, Hasenscharte habe was davon, wenn er richtig verdroschen wird. Na bitte!
    Marone hatte etwas gesagt, ich hatte es nicht verstanden.
    »Was ist?«
    »Der Scheck«, sagte Marone.
    Ich sagte: »Muß ihn erst ausfüllen.«
    »Was heißt das? Hören Sie, Phil, wenn Sie mich reinlegen wollen …«
    »Ich will Sie nicht reinlegen«, sagte ich und erklärte ihm, warum der Scheck noch nicht ganz ausgefüllt war. Ich setzte mich an einen Marmortisch und schrieb den Betrag in Worten und das Datum und als Ausstellungsort Rom, und ich paßte furchtbar dabei auf, damit ich mich nicht verschrieb, denn, wie gesagt, Sylvia hatte nur diesen einen Scheck unterzeichnet, und wenn ich den nun ruinierte, konnte ich noch einmal nach Paris zurückfliegen und versuchen, einen neuen Scheck zu kriegen – versuchen, sage ich, denn es war nicht sicher, daß ich ihn auch bekam bei soviel Liebe und Vertrauen. Ich füllte den Scheck ordentlich aus und gab ihn Marone, und der sah ihn sich vielleicht zwei Minuten lang an und sagte mir dann noch einmal, was passieren würde, wenn etwas an dem Scheck faul war. Ich sagte ihm, was danach passieren würde, und er lachte und fragte mich, ob ich gleich mit der ersten Frühmaschine zurück müsse. Es gehe auch eine zu Mittag.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wenn Sie Zeit haben, können Sie sich Christiane vornehmen«, sagte Marone.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Carlo«, sagte ich, »aber ich muß schnell zurück. In Sylvias Jet.«
    »Wie Sie meinen, Phil«, sagte Marone und stand auf und ging zu einer Bar. »Wollte Ihnen nur einen Gefallen tun. Christiane ist toll. Aus München. Wissen Sie, was die macht?« Er sagte es mir. Es klang sehr interessant, aber ich mußte wirklich nach Paris zurück.
    »Whisky?«
    »Ja«, sagte ich. Das war eine Whisky-Nacht.
    Wir setzten uns, jeder mit einem Glas, und von nebenan hörten wir den großen fetten Sadisten toben.
    »Dauert nicht lange«, sagte Marone. »Kein Publikum mehr. Nur das Nachspiel.« Er sah den Scheck traurig an.
    »Sie werden schon mit Cossa teilen«, sagte ich. »Nicht weinen.«
    »Nein, ich muß Cossa alles geben!«
    »Warum? Sie wissen doch von dem Mord an dem Mädchen! Sie haben ihn doch in der Hand«, sagte ich.
    »Ich sage Ihnen, ich muß Cossa alles geben«, sagte Marone. Er war so schön, daß ich ihn kaum ansehen konnte. Sie wissen ja, wie schön ein Römer sein kann: Schwarzes Haar. Edles Gesicht. Die Cäsarennase. Die Glutaugen. Ich hatte von ein paar Mädchen gehört, daß er völlig impotent sei. Da hatte ich die Mädchen gefragt, warum sie sich dann mit ihm abgaben, denn Marone war notorisch geizig, von dem erbte keine was. Und alle Mädchen

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