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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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hatten mir zu meiner Verblüffung dasselbe geantwortet: »Weil er so phantastisch aussieht.«
    Und nun sagte Marone, und seine Augen waren so samten wie nie: »Alles tue ich für Sie, Phil, aber unter einer Bedingung. Ich meine: Etwas muß doch auch für mich herausspringen dabei, wie?«
    »Sie kriegen weiter die Moran-Filme in den Verleih.«
    »Wir wollen nicht von der Erpressung reden. Die Moran-Filme hätte ich ja auch weiter in den Verleih bekommen, wenn Ihnen nicht das Malheur in Paris passiert wäre, Phil.«
    »Was ist also Ihre Bedingung?« fragte ich.
    »Wie ist der letzte Film von Sylvia geworden?«
    »Hervorragend«, sagte ich.
    »Dann spiele ich nur mit, wenn die Welturaufführung hier in Rom ist«, sagte Marone und kaute an seiner Zigarre, und nebenan brüllte immer noch dieser Pietro Cossa mit seinem Geliebten Angelo Notti.
    »Hm …«
    Wissen Sie, mein Herr Richter, Rom ist nicht eben eine Stadt, in der man gerne Superfilme, also Filme mit Sylvia, uraufführt. Zu provinziell. Ganz Europa ist eigentlich zu provinziell. Sylvias Filme hatten ihre Uraufführung bisher alle in den Staaten gehabt. Aber Europa …
    »Ich verspreche Ihnen, ich nehme das beste Kino. Ich nehme das Festival-Kino beim Colosseum, ich nehme das Teatro Sistina! Ich schwöre Ihnen, ich bringe Ihnen an Publikum die besten und reichsten und berühmtesten Leute! Eine solche Premiere hat Rom noch nicht gesehen! Eine solche Premiere haben Sie noch nicht gesehen! Von der Uraufführung von SO WENIG ZEIT werden die Leute noch in zehn Jahren reden!«
    »Hm …«
    »Ich lasse die ersten Kritiker einfliegen. Von wo Sie wollen! Sie bestimmen, wer von den Kritikern kommt! Oder Bracken, wenn Sie’s nicht wissen.« Das schluckte ich. »Ich verspreche Ihnen, ich kriege wen vom Vatikan und die ganze Regierung und sogar irgendeinen prominenten Russen! Und Aristokratie und Verleger und Industrielle und Bankleute – was Sie sich nur ausdenken können!«
    »Warum sind Sie so wild auf diese Uraufführung, Carlo?«
    »Alfredo Bianchi«, sagte er und trank.
    »Was ist mit Bianchi?«
    »Na, der ist doch der Partner von Sylvia in SO WENIG ZEIT.«
    »Ja und?«
    »Was haben wir jetzt? Anfang Dezember. Wann ist der Film fertig zum Einsatz, mit Kopien und Vorreklame und allem?«
    »Nicht vor April«, sagte ich.
    »Dann ist die Sache geritzt«, sagte Marone.
    »Wieso geritzt?«
    »Bianchi liegt doch wieder in einer Klinik, nicht?«
    »Ja. Ich habe davon gehört. Hier in Rom …«
    »Diesmal kratzt er ab«, sagte Marone. »Ich habe meine Verbindungen. Ich sage Ihnen, der lebt keine drei Monate mehr. Wir kämen prima hin, Phil.«
    »Und wenn er nicht abkratzt? Es hat schon so oft ausgesehen, als ob er abkratzen würde, und er hat’s dann doch nicht getan«, sagte ich.
    »Diesmal tut er’s! Das Haus da gehört Ihnen, wenn Alfredo im April noch lebt«, sagte Marone. »Ich hab’s von der Sekretärin des Klinikchefs persönlich. Höchstens bis April hält der noch durch. Ja, etwa bis April. Allerhöchstens. Chin-chin.«
    »Chin-chin«, sagte ich. Aber mir war nicht ganz wohl dabei.
    »Phil! Der populärste Schauspieler Italiens! Beliebt in der ganzen Welt! Und Römer! Und krepiert in Rom! Und wenn er krepiert ist, starten wir in Rom seinen letzten Film mit Sylvia! Das bringt euch glatt das Dreifache an Einspielergebnis in Italien«, sagte Marone. »In Frankreich auch. Fragen Sie doch Joe! Wollen Sie ihn anrufen und fragen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Junge, dachte ich, wenn Alfredo tatsächlich nur noch zwei Monate lebt und der Film startet nach seinem Tod, dann muß er hier in Rom gestartet werden, das ist klar. Dennoch – das alles war mir irgendwie zuwider. Aber dann dachte ich: Geschäft ist Geschäft, und sagte: »Von mir aus okay. Natürlich müssen Sie nach Hollywood fliegen und mit Joe reden. Natürlich müssen Sie – wenn Sie schon soviel mehr verdienen – auch Joe gewisse Zugeständnisse machen.«
    »Hören Sie, Phil …«
    »Unbedingt. Anders macht’s Joe nicht«, sagte ich und nahm mir vor, Joe sofort, wenn ich nach Paris kam, anzurufen. »Wenn Sie auf Joes Forderungen – unmenschlich werden die nicht sein, Sie wissen, Joe ist wahrhaftig niemals unmenschlich gewesen zu Ihnen –, wenn Sie auf seine Forderungen eingehen, können Sie sicher sein, daß Sylvia mit einer Premiere in Rom einverstanden ist. Ich rede ihr zu. Bracken redet ihr zu. Joe redet ihr zu. Sie wird nach Rom kommen. Wenn Sie Joes kleine Wünsche respektieren – Sie

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