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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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(leise, leise waren wir plötzlich alle):
    »Raus!«
    »Was?«
    »Augenblicklich raus mit Ihnen!« flüsterte Joe. »Ich will Sie nie mehr sehen! Verschwinden Sie, Sie erpresserischer Lump!«
    Was hätten Sie an meiner Stelle getan, mein Herr Richter? Was konnte man tun?
    Ich stand auf und verließ Joes Appartement.
    Es gibt eben Pläne, die gehen ins Auge, nicht wahr?

30
    I ch bin ja so glücklich, mon petit chou«, sagte Suzy. »Ich möchte sofort in die nächste Kirche rennen und Kerzen anzünden und hundert Francs in den Opferstock stecken zum Dank.« Sie küßte mich. Wir lagen beide auf ihrem verrückten Bett, beide nackt, und tranken wieder einmal Calvados. Wir hatten es eben hinter uns. Suzy küßte und streichelte mich.
    »Später«, sagte ich. »Später, Suzylein. Nicht jetzt. Jetzt wollen wir noch einen lüpfen.«
    »Aber die andere süße Sache wollen wir auch noch einmal machen«, sagte Suzy. »Meinetwegen stecke ich auch zweihundert Francs rein. Santé!«
    Wir tranken.
    »Ich gehe dann mit dir und stecke hundert dazu«, sagte ich. »Dann sind’s drei.«
    »Besser, du steckst mir was anderes rein«, sagte Suzy.
    Mein Herr Richter, ich kann Ihnen nur sagen, dieses Perniton, also das Zeug hat’s in sich. Müde werden Sie nicht, betrunken werden Sie nicht – und ansonsten: eijeijei …
    Der Grund für Suzys Glückseligkeit war, daß ich sie in ihrem Kosmetiksalon angerufen und gesagt habe, sie solle in ihre Wohnung an der Place du Tertre kommen, ich hätte mir alles noch einmal überlegt und ich nähme das Angebot, mit ihr zusammen dieses Hasen-Unternehmen ganz groß aufzuziehen und zu leiten, an. Sie hatte am Telefon vor Freude so laut geschrien, daß ich sie anschreien mußte, mit dem Schreien aufzuhören.
    »Es ist ja nur, weil ich so glücklich bin …«
    »Trotzdem. So geht das nicht. Wir treffen uns bei dir.«
    Ich hatte noch den Schlüssel zu ihrer Wohnung. Sie war schon da, als ich mit einem Taxi kam, und sie brachte mich beinahe um mit ihren Umarmungen und Küssen.
    »Ich brauch was zu saufen«, sagte ich. In mir brannte immer noch wilde Wut über den Rausschmiß durch Joe. Über die halbe Million, die mir durch die Lappen gegangen war, natürlich auch. Noch mehr. Aber deshalb hatte ich ja Suzy angerufen. Man kann auch viel Geld verdienen, ohne zu erpressen. Ich war schon ein Riesenschwein damals, mein Herr Richter, aber das Perniton – und jetzt auch noch der Alkohol darauf! – machten mich zu einem Riesenriesenschwein.
    »Scheiß doch auf Sylvia«, sagte ich. »Scheiß doch auf Babs. Scheiß doch auf alles. Man lebt nur einmal. Ich denke nicht daran, die dreckige Kanalarbeit für diese dreckigen Filmbrüder zu machen.«
    Ich war einfach verrückt an diesem Vormittag. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was für Folgen all das haben konnte, was ich getan hatte und tat. Ich stellte mir überhaupt nichts vor. Perniton und Alkohol! Wenn überhaupt, dann konnte ich nur denken: Schluß. Schluß. Schluß! Wer bin ich denn? Was machen die denn aus mir?
    Also taten wir es wieder, und Suzy war blau, und ich war stocknüchtern und hellwach, und dann ging ich, nackt wie Suzy, mit ihr in die Küche und sah ihr zu, als sie die Riesenlanguste mit einer mächtigen Schere auseinanderschnitt. Die Languste, schon gekocht, hatte Suzy auf dem Weg nach Hause gekauft, weil sie wußte, wie gerne ich Langusten esse.
    Wir saßen in der Küche, draußen schien eine kraftlose Wintersonne, und ich hatte großen Appetit. Suzy auch. Während sie aß, malte sie mir schon im Detail aus, was für ein herrliches Leben wir führen würden, nun, da ich endlich vernünftig geworden war.
    »Heute noch schreibe ich meinem Grafen, daß es aus ist mit uns, und morgen lasse ich alle meine Hasen herkommen – heute bleiben wir allein, ja? –, und du wirst sehen, wie sehr sie dich alle sofort lieben, mon petit chou, und dann setzen wir uns zusammen und besprechen alles im einzelnen und – was ist los? Keinen Hunger mehr?«
    Sie hatte eine Flasche Champagner geöffnet, und ich trank also mein Glas leer, und ich denke, ich muß sie angesehen haben wie ein Somnambuler, als ich sagte: »Geht doch nicht.«
    »Was geht nicht?« Sie ließ das Langustenbeinchen, an dem sie herumgepuhlt hatte, sinken und sah mich erschrocken an.
    »Mit uns geht’s nicht«, sagte ich.
    »Du bist besoffen, mon petit chou.«
    »Nein.«
    »Dann bist du verrückt!«
    »Auch nicht verrückt.«
    »Du mußt verrückt sein, mon petit chou«, sagte Suzy,

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