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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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zurückgelehnt und rauchte nun gleichmäßig, in tiefen Zügen. »Habt ihr vergessen, was ich von der großen, glücklichen Familie gesagt habe?«
    »Sehr richtig«, sagte ein anderer Anwalt. »Das ist ein weiterer Punkt. Die Öffentlichkeit darf niemals erfahren, was mit Babs geschehen ist. Das bedeutet: Sie, Mister Kaven, und Mrs. Moran müssen nach wie vor – und jetzt erst recht! – in der Öffentlichkeit als das ideale Liebespaar des Jahrhunderts erscheinen.«
    »Aber ohne Babs«, sagte ich.
    »Aber ohne Babs«, sagte er.
    Der PR-Mann sagte: »Es gibt, wie wir alle wissen, Künstlerinnen, zum Beispiel die große Sängerin …« – er nannte den Namen – »… die ein behindertes Kind hat und die das jedem, der es wissen will, auch sagt. Sie wird dafür noch mehr bewundert, noch mehr geliebt. Das ist – und ich habe Gutachten meiner Abteilung mitgebracht – im Falle von Mrs. Moran leider ausgeschlossen. Sie wissen alle, warum.«
    »Monte-Carlo«, flüsterte Bracken, kaum hörbar.
    Ich stand auf, ging zur Tür und drehte die elektrischen Lichter aus.
    »Also?« sagte ich.
    »Also«, sagte Joe paffend, »ist doch eigentlich alles ganz einfach, lieber Phil. Noch ist Sylvia in … Urlaub. Wir wollen sie auf keinen Fall dort mit dem schrecklichen Ereignis konfrontieren. Dazu ist Zeit, wenn – was Gott verhüten möge – sich Babs’ Zustand lebensgefährlich entwickelt, oder – was wir alle hoffen – wenn er sich langsam ein wenig bessert und Sylvia zurückkommt. Dann werden wir mit ihr reden. Heute müssen wir mit Ihnen reden, Phil. Ich bin absolut überzeugt davon, daß Sylvia sich unseren Argumenten aufgeschlossen zeigen wird.« Zwei Anwälte lachten wieder an dieser Stelle. Bracken fluchte, aber sehr, sehr leise. »Mit Ihnen , lieber Phil, müssen wir sofort reden, weil in der Zwischenzeit und danach immer weiter nur Sie derjenige sein werden – sein können –, der sich auf der einen Seite beständig um die arme Babs kümmert, und der auf der anderen Seite in der Öffentlichkeit nach wie vor der Mann ist, den Sylvia als Erfüllung ihres Lebens gefunden hat. Dafür, warum sich Babs nicht mehr länger als Dritte in eurem Bunde zeigt, gibt es viele leichte und überzeugende Erklärungen. Ich kenne schon eine.«
    Ich ging zu meinem Stuhl zurück und setzte mich.
    Danach lernte ich den so cleveren, so hilfsbereiten Maître Lejeune von einer neuen Seite kennen. Er drehte sich zu mir um, sah mich ausdruckslos an und fragte: »Kapiert?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe kapiert. Damit Sylvia ein Star bleibt, damit ihr weiter mit ihr Millionen verdienen könnt, soll ich nun ein Doppelleben führen – Prinzgemahl und Kindermädchen.«
    »Sie können sich auch anständiger ausdrücken«, sagte Lejeune.
    »Sie können mich auch am Arsch lecken«, sagte ich.
    Sie erinnern sich, mein Herr Richter, daß ich im Zusammenhang mit Maître Lejeune schrieb, daß ich, leider, ein Idiot sei, ein totaler Narr.
    Ich betrachtete sie alle der Reihe nach, die da in Joes Salon saßen. In keinem einzigen Gesicht bemerkte ich eine Spur von Sympathie, eine Spur von Mitleid, in keinem. Und so kam also mein Charakter, wie er damals war, sehr schnell zum Durchbruch.
    Ich sagte, ein Bein über das andere schlagend: »Okay. Ihr habt entschieden. Ich bin also der Mann, der Babs aus der Öffentlichkeit fernzuhalten hat, der weiß Gott was mit ihr noch mitmachen und weiß Gott wo noch mit ihr landen wird. Wenn ich daneben aber – euer Befehl! – weiterhin Sylvias ständiger Begleiter, Sylvias große Liebe zu bleiben habe und auf diese Weise gezwungen bin, ein Doppelleben zu führen, das ich mir praktisch noch gar nicht vorstellen kann, dann brauche ich Sicherheit, meine Herren, denn niemand von euch kann mir sagen, wie die Zukunft aussehen wird, die nahe, die ferne.«
    »Was soll das heißen, Herr Kaven?« fragte jener Anwalt, der mich nur ›Herr‹ nannte, sehr leise.
    »Das soll heißen«, sagte ich ebenso leise, »daß ich, wenn ich weiter zur Verfügung stehen und euer Scheißspiel mitspielen soll, zunächst und sofort einmal eine halbe Million Dollar fordere. In bar. Und in kleineren Scheinen. Ich werde mir ein Konto für den Betrag einrichten.« (Ich dachte natürlich an einen großen Safe, aber das sagte ich nicht.) Nachdem ich gesprochen hatte, wurde es totenstill, lange Zeit. Alle – auch Bracken, mein lieber Freund Bracken! – sahen mich an wie ein ekelhaftes Insekt.
    Dann sagte Joe Gintzburger sehr leise

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