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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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endgültig gestorben. Vergiß ihn schnellstens, ja? Ich werde dich oder Babs oder dieses Miststück oder irgend etwas anderes, wovon ich weiß, niemals irgendeinem anderen Menschen verraten, das schwöre ich dir.« Sie kniete jetzt und half mir in meine Slipper, während ich die Krawatte band. »Ich kann das leicht schwören, denn ich habe dich lieb, viel zu lieb, um so etwas zu tun.«
    »Suzylein, bitte …«
    »Sei ruhig! Ich habe dich viel zu lieb! Aber komm nie mehr her! Nie mehr, hörst du?« Ich zog meine Jacke an. »Mit uns muß es aus sein. Jetzt gleich. Für immer. Denn sonst … sonst … wenn noch einmal so etwas passiert wie heute, mache ich doch noch eine Schweinerei!«
    Ich ging in den Vorraum und zog meinen Mantel an. Ich sagte: »Aber deshalb können wir doch Freunde …«
    Sie ließ mich nicht ausreden. Sie schrie plötzlich, während Tränen über ihr Gesicht strömten: »Hau ab! So schnell wie möglich! Ich habe dir doch gesagt, ich bin ein Stück Dreck! Wenn ich dich noch eine Minute sehe, überlege ich mir alles und benehme mich wie ein Stück Dreck! Also!« Also haute ich ab.

31
    E s dauerte eine Weile, bis ich ein Taxi fand, und dann fuhr ich nur bis in einige Entfernung vom LE MONDE und bezahlte und stieg aus. Ich hatte doch noch 55000 Francs vom vorletzten Renngewinn bei Lucien Bayard, vielleicht sogar viel mehr, wenn ich im letzten Rennen auch gewonnen hatte, nicht wahr, mein Herr Richter? Das war auf alle Fälle eine Menge Geld, die mußte ich haben. Ich wußte, Lucien hatte ein versiegeltes Kuvert in den Tisch der Portiers gesteckt, damit ich es jederzeit erhalten konnte, und nun brauchte ich es. Es war fast alles an Geld, was ich besaß, denn mit Sylvia konnte ich nicht mehr rechnen, wenn sie aus ihrer Schlafkur zu sich kam. Dann würden sie ihr sofort und mit Lust erzählen, daß sie mich rausgeschmissen hätten und warum. Und unter den Umständen blieb Sylvia gar nichts anderes übrig, als mich auch rauszuschmeißen. Natürlich hätte ich versuchen können, sie mit allem, was so ein Gigolo wie ich fertigbrachte, umzustimmen. Aber ich wollte nicht mehr, denn ich wußte, wenn ich es versuchte, mußte es gelingen, und allein die Vorstellung, es zu versuchen, widerte mich bereits derartig an, daß dieser Versuch nur schiefgehen konnte. Na ja, ich hätte ja auch meine Fresse halten oder mit Suzy ein hübsches Hasenheim eröffnen können, aber das hatte ich auch nicht getan. Einem Mann wie mir war einfach nicht zu helfen. In meinem Hotelsafe lagen auch noch die Brillant-Manschettenknöpfe und eine Platin-Armbanduhr und anderes Zeug, das Sylvia mir geschenkt hatte, und das mußte ich jetzt an mich bringen, bevor sie es mir wegnahm. Draußen in der Garage beim Flughafen stand der Maserati Ghibli. Für den bekam ich vermutlich eine ganze Menge, wenn ich ihn verkaufte. Und in meinem Appartement lagen auch noch ein paar wertvolle Dinge herum, die Rod seinerzeit nicht in die Koffer gepackt und an Suzy geschickt hatte. Für mich war jetzt jeder Zehnfrancschein wichtig, jedes Einfrancstück! Ich war jetzt nämlich eine arme Sau. Ich hatte keine Ahnung, was nun aus mir werden sollte, und ich kam auch nicht dazu, darüber ernsthaft nachzudenken, weil ich unablässig an Ruth denken mußte. Auch, wie ich zu ihr zurückkommen, was da geschehen konnte, wußte ich nicht. Ich war nun doch ziemlich durcheinander. Perniton, Champagner, Coitus und reines Herz vertragen sich unter keinen Umständen. Vor allem aber hatte ich Angst, ganz erbärmliche Angst hatte ich vor einem Wiedersehen mit Joe und seinen Leuten und mit diesem verfluchten Eunuchen Lejeune, dem verfressenen Hund, der mir so in den Rücken gefallen war.
    Ich ging also zu Fuß zum LE MONDE, und zwar immer langsamer. Die Sonne war verschwunden, es wurde kalt und ungemütlich, und ich ging noch langsamer. Sie können aber so langsam gehen, wie Sie wollen, mein Herr Richter – einmal sind Sie eben doch dort, wo Sie hinmüssen.
    Die Empfangschefs und die Tagesportiers nickten mir zu wie in den Tagen meines Frohsinns, und ich nickte und strahlte auch. Charles Fabre, der legendäre Chef der Portiers, hatte Dienst, dieser Mann, von dem es hieß, daß es kein Ding zwischen Himmel und Erde gab, das er nicht möglich machen konnte, und das im Handumdrehen. Ich sprach mit ihm und bekam meinen Appartementschlüssel und das versiegelte Kuvert mit dem gewonnenen Geld. Ich setzte mich in die Halle und riß den Umschlag auf und fand darin 55000 Neue Francs

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