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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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aber sie sah sehr ernst aus, während sie sprach. »Zuerst sind wir eine Ewigkeit zusammen. Dann wird das Balg krank. Und deine Hure muß sich liften lassen.«
    »Umgekehrt«, sagte ich.
    »Merde! Und du kommst wieder zu mir. Und ich mache dir den Vorschlag. Und du sagst nein. Weil du plötzlich ein Herz für dieses Balg entdeckt hast, das nicht mal von dir ist. Und ich seh das ein und reiße mich zusammen – das kannst du mir glauben, daß ich mich damals zusammengerissen habe, mein Lieber! –, und ich sage, ich kann dich gut verstehen und aus unserem Plan wird nichts. Dann – und wenn du nicht schon reif für die Klapsmühle bist! – fliegst du weg und kommst zurück und rufst mich an und sagst, jetzt scheißt du auf alles, jetzt machen wir das Puff! Und kommst her, und wir sind glücklich wie noch nie, und alles ist endlich in Ordnung – und da sagst du mir wieder, daß es nicht geht. Mon petit chou, so was kannst du nicht machen, weißt du das? Was immer ich bin, ich bin ein Mensch, und so was kannst du mit keinem Menschen machen.«
    »Ja«, sagte ich. »Nein«, sagte ich.
    »Was ja? Was nein?«
    »Nein, so was kann man mit keinem Menschen machen«, sagte ich. »Wie du eben gesagt hast.«
    Sie goß ihr Glas voll Champagner und trank es in einem Zug leer und hielt sich den Kopf.
    »Es ist soweit«, sagte Suzy. »Es geht los bei mir. Verfluchter Suff. Da sitzt du vor mir, mon petit chou, und ich höre dich Sachen sagen, die du niemals gesagt hast.«
    »Ich habe sie gesagt, Suzy.«
    »Aber das ist doch irrsinnig!«
    »Natürlich ist das irrsinnig.«
    »Du bist doch rausgeschmissen worden von diesem Kerl aus Hollywood. Lump hat er zu dir gesagt, Erpresser! Will dich nie mehr sehen. Du hast nichts und bist nichts. Was willst du denn jetzt anfangen, nom de Dieu?«
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. Damit stand ich auf wie in Trance und ging ins Badezimmer und wusch mich und ging ins Wohnzimmer und zog langsam alle meine Kleidungsstücke an, die ich, als ich kam, dort alle sehr schnell ausgezogen hatte. Während ich das tat, lief Suzy mir dauernd nach, oder sie stand an meiner Seite, und die Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie sah mir lange stumm zu, und dann verkrampfte sie, immer noch splitternackt, nur auf Pantoffeln, die Finger ineinander und schluckte schwer und sagte: »Du bist eben ein anständiger Mensch.«
    Da war ich schon im Wohnzimmer und hatte Unterhosen und Socken an. »Anständiger Mensch, Scheiße«, sagte ich.
    »Anständiger Mensch, gar nicht Scheiße!« sagte Suzy. Jetzt schien die Sonne ins Zimmer.
    »Doch«, sagte ich. »Wo ist mein Hemd?«
    »Hier … warte, ich helfe dir … Es ist genau wie beim ersten Mal. Das Kind, das nicht dein Kind ist! Babs! Die kranke Babs! Du mußt immer wieder an sie denken. Die Mutter, dieses alte Miststück, die ist dir egal. Aber das Kind! Das Kind ist dir nicht egal. Das Kind ist dir jetzt das Wichtigste.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Nein!«
    »Sag nicht nein!« sagte Suzy. »Warte, ich mache die Manschettenknöpfe zu. Du hast kein eigenes Kind. So hast du Babs zu deinem Kind gemacht. Und jetzt, wo es krank ist und Hilfe braucht, mußt du einfach zu ihm.«
    Mein Herr Richter, ich schwöre Ihnen: Und wenn Babs in diesem Augenblick verreckt wäre oder in ein paar Stunden oder Tagen – es hätte mir nichts ausgemacht. Ehrenwort! Nach dem, was ich in Nürnberg über den Zustand von Babs erfahren hatte, und noch viel mehr nach dem, wozu mich Joe Gintzburger hatte zwingen wollen, gab es nichts auf der Welt, das ich zu diesem Zeitpunkt mehr haßte als Babs, diese verfluchte Kröte, die mein Leben ruiniert hatte, ruiniert für alle Zeit. Das ist die Wahrheit. Daß ich dennoch nicht bei Suzy blieb, daß ich entschlossen war, von ihr fortzugehen, keine Ahnung, wohin, keine Ahnung, wovon leben, hatte einen anderen Grund, und der war mir, während ich die Languste aß, plötzlich wie in einem Blitzstrahl klargeworden. Ich konnte, ich durfte Ruth nicht enttäuschen. Ich wollte, ich würde alles tun, um wieder in ihre Nähe zu kommen, bei ihr zu sein, ihre Stimme zu hören, ihr Gesicht zu sehen, ihre Gestalt, ihren Gang …
    Während ich meine Hose anzog, sagte Suzy: »Jawohl, du mußt zu Babs. Ich wollte, ich könnte dich halten. Aber ich kann es nicht, und ich will es jetzt auch nicht mehr, denn ich habe gesehen, was mit dir los ist. Du bist zu gut für mich.« Großer Gott, dachte ich und zog den Reißverschluß der Hose hoch. »Und damit ist unser Plan

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