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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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des eisig kalten Sonntags im Januar 1973 in Paris zu Bracken, indessen der Schneesturm immer heftiger wurde. »Dieser Rettland, mit dem sie ihren ersten Film in Berlin gedreht hat, dieser Publikumsliebling von einst, hat Sylvia angerufen?«
    »Sage ich doch.«
    »Aber Sylvia hat doch eine Geheimnummer!«
    »Er hat sie sich verschafft … Ich weiß nicht, wie. Er hatte sie jedenfalls. Und so rief er Sylvia an. Ich war dabei. Ich habe das ganze Gespräch am zweiten Hörer verfolgt. Ich kann dir genau sagen, wann das war, wann diese Geschichte ihren Anfang genommen hat: Am Abend des achtundzwanzigsten November.«
    »Was, im November schon?«
    »Ja.«
    »Wieso … Ich meine, warum hat Sylvia mir das nie gesagt?«
    »Sie wollte dich nicht beunruhigen. Du hast genug um die Ohren. Sie hat auch gehofft, daß es bei diesem einen Anruf bleiben würde.«
    »Ist aber nicht dabei geblieben.«
    »Nein«, sagte Rod. »Nein, Gott verdamm mich, nein. Laß mich erzählen, Phil. Wir stecken in der Scheiße. Schon wieder. Bis zum Hals diesmal.«
    Er erzählte weiter …
    »Ja, ich bin Romero Rettland«, sagte die Stimme in Sylvias Telefonhörer. »Deine Nummer hab ich rausgekriegt. Herzlich willkommen daheim, Darling. Ich habe mich so gefreut, als ich in VARIETY und im HOLLYWOOD REPORTER las, wie phantastisch dein Film geworden ist, habe mich …«
    »Mister Rettland, was wollen Sie von mir?« Sylvia schrie plötzlich. Bracken, der mithörte, machte ihr Zeichen, sie solle sich beruhigen.
    »Du kannst Mister und Sie zu mir sagen, solange du willst, Sylvia. Wir wissen beide, warum du es tust.«
    »Was Sie von mir wollen, habe ich gefragt!«
    »Ich liebe dich mehr als zuvor. Wir haben gemeinsam ein Kind. Ich will dich heiraten«, sagte Rettland.
    Sylvia rang nach Atem. Bracken sprang auf, machte in Eile einen starken Whisky für sie und brachte ihn ihr. Sie hatte ihn nötig. Er auch, überlegte Bracken danach, und machte einen zweiten Whisky.
    Inzwischen hatte Sylvia die Sprache wiedergefunden.
    »Sie sind verrückt, Mister Rettland. Ich liebe Sie nicht. Ich habe Sie nie geliebt. Und vor allem haben wir kein Kind miteinander!«
    Nachdem sie das gesagt hatte, trank sie, und der Whisky lief ihr über das Kinn, so fahrig waren ihre Bewegungen.
    »Liebling, du hast einen schweren Tag im Atelier hinter dir, ich weiß. Nachsynchronisieren ist wahnsinnig anstrengend, ich will dich wirklich nicht so hysterisch machen, wie du eben warst, dazu habe ich dich doch zu lieb. Viel, viel zu lieb. Aber was soll der Unsinn? Natürlich hast auch du mich geliebt bis … bis ich Unglück hatte und du glaubtest, mich fallenlassen zu müssen. Ich bin dir nicht böse. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Liebe verzeiht alles. Ich verzeihe dir. Und um eines kommen wir ja nun nicht herum, nicht wahr?«
    »Worum?«
    »Daß ich der Vater von Babs bin«, sagte Rettlands Stimme.
    »Das sind Sie nicht! Das sind Sie nicht! Das sind Sie nicht!«
    »Du sollst dich doch nicht aufregen, Darling! Denk daran, wie du dich aufgeregt hast, als ich es wagte, dich um Geld zu bitten vor vielen Jahren, weil es mir so dreckig ging. Glaubst du, das ist mir leichtgefallen, zu dir zu kommen und dich anzubetteln?«
    »Du hast ja Geld gekriegt!«
    »Ja, gewiß. Aber ich habe auch meinen Stolz. Ich bin nicht mehr gekommen – später dann, als ich wirklich in Not war.«
    »Weil ich dir gesagt habe, daß ich keine Ölquelle bin, daß ich dir nicht dauernd Geld gebe, daß ich dich das nächste Mal, wenn du hier auftauchst, rauswerfen lasse!«
    Bracken legte den zweiten Hörer nieder, ging an einen anderen Apparat und wählte die Nummer der Polizei.
    »Hier ist Rod Bracken, Agent von Mrs. Moran. Sie wird von einem gewissen Romero Rettland angerufen. Eben jetzt. Scheint eine Erpressung vorzuhaben. Können Sie feststellen, von wo er spricht, und wenn Sie das wissen, hinfahren und ihn festnehmen?«
    »Vorübergehend gewiß, wenn eine solche Anzeige erstattet wird …«
    »Ich erstatte sie.«
    »Aber das Gespräch muß noch eine Weile dauern … Augenblick bitte, ich muß etwas prüfen … ja: Der Apparat von Mrs. Moran hat zwar eine Geheimnummer, aber keine Fangtaste im Telefonamt. Wird nicht einfach sein. Mrs. Moran soll weiter mit Rettland reden. So lange wie möglich.«
    »Okay, okay, ich schreib’s ihr auf.«
    »Und lassen Sie diese Verbindung offen, ich melde mich, sobald wir was haben.«
    »Ja.«
    Rod kritzelte eine Nachricht auf einen Block und reichte sie Sylvia. Diese

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