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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Ihrer Hoheit ganz besonders am Herzen liegt. Eintausendzweihundert Gäste aus allen Ländern der Erde hat Ihre Hoheit zu dieser Gala geladen. Eintausendzweihundert Gäste sind gekommen, voll guten Willens und bereit, Ihre Hoheit zu unterstützen bei ihrem Bemühen, wenigstens einen kleinen Teil des so bitter benötigten Geldes zu erhalten für Forschung, Hilfe, Obsorge, Unterbringung und Erziehung von geistig behinderten Kindern. Meine Damen und Herren, als Ehrengast spricht nun zu Ihnen – Sylvia Moran !«
    Zwei Finger hob der Regisseur, Sylvia und Babs sahen es. Während Frédérics Bild langsam ausblendete, begann die Sendung nun live. Der Regisseur in der grotesk kleinen Kabine sagte zu der Assistentin, die neben ihm saß, und zugleich in ein Mikro, das sich ihm an einem biegsamen Arm entgegenschob: »Kamera Eins beginnt!«
    Ich sah, wie auf der Kamera I, welche direkt vor dem Tisch placiert war, an dem Sylvia und Babs saßen (die Kameras II und III standen rechts und links), das rote Licht zu zucken begann. Babs und Sylvia sahen es auch. Auf den Monitoren gab es nun drei Bilder: Sylvia groß – das war Kamera I –, Sylvia und Babs links seitlich aus einiger Entfernung – das war Kamera II – und Sylvia und Babs rechts seitlich aus einiger Entfernung – das war Kamera III.
    21 Uhr 3 Minuten und 15 Sekunden am Freitag, dem 25. Juli 1969.
    Was hier gesprochen worden war und noch gesprochen werden sollte, übersetzten Simultan-Dolmetscher in die jeweiligen Landessprachen.
    Die ganze Fläche des Bildschirms füllend nun das wunderschöne Gesicht Sylvias.
    Französisch begann sie: »Eure Souveräne Hoheit, Fürstin Gracia Patricia, Eure Souveräne Hoheit, Fürst Rainier von Monaco, meine lieben Freunde hier, meine lieben Freunde überall auf dieser Erde: Es ist für mich eine unendliche Freude und die größte Ehre, die mir je zuteil geworden ist, daß Ihre Souveräne Hoheit, die Fürstin, mich eingeladen hat, heute abend zu Ihnen zu sprechen, über ein sehr trauriges, ein sehr großes Problem, das uns alle, ja, uns alle, wer wir auch sind und wo wir auch sind, ganz zu Unrecht nicht interessiert – das uns alle aber, wo wir auch sind, angehen muß: Es ist das Problem der Kinder, die nicht so sind wie gesunde Kinder und die deshalb unser aller Hilfe brauchen, als wären sie unsere Kinder, denn niemand ist eine Insel , ganz für sich allein, jeder von uns ist ein Teil des Ganzen, ein Teil der Menschheit, mit ihr verbunden und in ihr Schicksal verstrickt wie ein Faden in dem gewaltigen Schicksalsteppich dieses unseres Lebens, dieser unserer Zeit, dieser unserer Welt …«
    »Goddammit«, sagte Rod Bracken und wischte sich mit einem Taschentuch dicke Schweißtropfen von der Stirn. Ich sah ihn an und traf Frédérics Blick. Er lächelte. Auch ich lächelte. Auch wir schwitzten. Alle in der Regiekabine schwitzten. Es war unmenschlich heiß am 25. Juli 1969, einem wunderbaren Hochsommerabend mit tief dunklem Himmel und unzähligen Sternen. Unser Stubenmädchen hatte recht gehabt. Das Wetter war herrlich. Frédéric hatte es ja gesagt. Und Frédéric, nicht wahr, stand in Verbindung mit Paris …

21
    E s gibt ein paar große Straßen in Europa – wenn ich an die denke, bekomme ich nasse Hände. Am schlimmsten ist, für den Autofahrer; in den Sommermonaten die Promenade des Anglais in Nizza, die Hauptstraße, die Verbindung zwischen Flughafen und Monte-Carlo, Flughafen und Cannes, Flughafen und überallhin, die man einfach benutzen muß .
    Die Promenade des Anglais ist ein absoluter Alptraum. In einigen Jahren soll sie keiner mehr sein. Die Autobahn von Ventimiglia wird weitergebaut und um Nizza herumgeführt werden, wodurch sie Anschluß an die Autoroute Estérel bekommt. Große Pläne. Noch Jahre Bauzeit. Bis dahin, mein Herr Richter: Sollten Sie sich einmal in den Sommermonaten da unten aufhalten und beispielsweise von Monte nach Cannes müssen, kann ich Ihnen nur empfehlen: Fahren Sie nachts. Wenn Sie am Tag fahren, werden Sie glatt tobsüchtig.
    Diese Promenade des Anglais, zur Rechten in Richtung Monte-Carlo das Meer, zur Linken eine einzige Häuserfront, in der sich zahlreiche Hotels, darunter das berühmte NEGRESCO und das PALAIS DE LA MEDITERRANÉE mit dem Spielcasino, befinden, ist im Sommer auf unvorstellbare Weise von Autos verstopft, obwohl die Promenade des Anglais, getrennt durch einen Streifen mit Blumen und Palmen, jeweils dreispurige Bahnen in beiden Richtungen besitzt. Die Autos,

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