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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wieder aufrichtete. Ich sah, wie Sylvia ihn spontan rechts und links auf die Wange küßte. Frédéric neigte sich zu Babs, umarmte und küßte das kleine Mädchen. Babs lachte und schlang die Arme um ihn. Rod und ich waren herangekommen.
    Sylvia sah uns alle an, in ihren Augen saßen noch Tränen, als sie sagte: »Ich danke Ihnen , Frédéric. Und euch beiden, dir, Wölfchen« (sie nannte mich auch in der Öffentlichkeit so, mein Herr Richter, ohne Rücksicht auf Verluste) »und dir, lieber Rod, für euren Rat und eure Hilfe bei dieser schönsten Arbeit meines Lebens.« Sie sah zu der Glaswand des Kontrollraums, hinter der die Techniker – unter ihnen der Tonmeister, der seine arg strapazierte Leber mit dem Wundermittel SCHOUM schonte und ihr pädagogischerweise, um ihr zu zeigen, daß es anders auch ging, dann immer gleich wieder Alkohol gab wie eben jetzt, da er die Rotweinflasche an die Lippen hielt, gluck, gluck, gluck – und die Regieassistentin neben dem Regisseur saßen, und sie sagte (das Studio-Mikro war noch eingeschaltet): »Und Ihnen danke ich, Ihnen allen!« Sie wischte die Tränen mit der Hand fort. Sylvia umarmte Rod. Rod küßte sie. »Wunderbar, Kid.«
    Sylvia umarmte mich. Ich küßte sie. »Ich liebe dich«, sagte ich. Wahrhaftig, das sagte ich da, mein Herr Richter.
    »Und ich dich, Wölfchen, so sehr.« Dann wandte sie sich an Bracken: »Rod, würdest du bitte Babs ins Hotel fahren?«
    »Oh, Mami! Mami! Nicht ins Bett!«
    »Brave kleine Mädchen müssen jetzt schlafen gehen. Und das bist du doch – mein braves kleines Mädchen, nicht wahr?« Sylvia war niedergekniet und küßte Babs. »Mami und Onkel Rod und Phil haben nun zu tun. Wenn du sehr brav bist, darfst du von deinem Bettchen aus mit Clarissa noch eine halbe Stunde im Fernsehen alles mitanschauen.«
    »Au fein!«
    Rod Bracken nahm Babs an die Hand.
    »Ich fahre dann gleich in den SPORTING CLUB«, sagte er.
    »Ich schminke mich hier noch schnell ab, dann komme ich mit Phil nach«, sagte Sylvia.
    »Und ich hole meinen Wagen aus dem Hof und warte unten«, sagte Frédéric. »Wir fahren zusammen, Madame. Ich werde später auch im SPORTING gebraucht.«
    »Es dauert aber ein bißchen mit dem Abschminken, Sie kennen das ja, lieber Frédéric, nicht wahr?«
    »Gewiß, Madame Moran.«
    »Nicht Madame Moran, Sylvia !«
    »Sylvia …« Er wurde rot wie ein Junge. »Natürlich kenne ich das. Ich parke vor dem Eingang und warte.« Er sah Rod Bracken und Babs an und nahm ihre andere Hand. »Komm, wir gehen zusammen«, sagte Frédéric. »Ich fahre dich und Monsieur Bracken noch schnell ins Hotel!«
    »Au ja!« Babs war versöhnt. »Was für einen Wagen hast du, Onkel Frédéric?«
    Er sagte es ihr.
    »Die Marke kenne ich nicht … Wiedersehen, Phil, tschüs, Mami!« Die drei gingen ab. Sylvia und ich lächelten einander an, als wir Babs fragen hörten: »Hast du ein automatisches Getriebe?«
    Sylvia sagte zu der Glasscheibe empor: »Noch einmal meinen Dank! Und gute Nacht!«
    »Gute Nacht!« kamen fünf Männer- und eine Frauenstimme aus dem Studiolautsprecher. Die Menschen im Kontrollraum winkten. Wir winkten. Die Menschen da hinter der Glaswand konnten nicht aufstehen, sie mußten auf die Übertragung aus dem SPORTING CLUB achten, die nun lief. Ich ging mit Sylvia den schmalen Gang entlang, der aus dem Studio führte, bis zu einer Eisentür. Kein Mensch war zu sehen. Ich öffnete die Eisentür für Sylvia. Hier war ich schon gewesen. Die Eisentür besaß innen eine Polsterung – also war diese kleine Garderobe, so nahe dem Studio, wohl schalldicht. Ich ließ Sylvia eintreten. Ich folgte ihr, schloß die Tür, drehte mich um. Und erschrak. Denn noch nie, mein Herr Richter, noch nie hatte ich derartigen Haß in einem Menschengesicht gesehen wie jetzt im Gesicht Sylvias.

23
    W as ist?« Ich lehnte mich gegen die Polsterung der Eisentür.
    Im nächsten Moment tobte Sylvia los, schrill und vulgär: »Nie! Nie! Nie! Hörst du, nie im Leben noch mal so was, und wenn ich eine Million Dollar dafür kriege!«
    »Was nie … ich verstehe nicht …«, stotterte ich, aber ich drehte jedenfalls den Schlüssel und versperrte so die Garderobentür.
    »Nie im Leben bringt mich irgendwer – Grace nicht und nicht der Präsident der Vereinigten Staaten – und nicht der Kaiser von China – dazu, noch einmal einen solchen Dreckszirkus mitzumachen!«
    Und wenn dieser Raum doch nicht schalldicht war? Ich weiß, wann man so sein muß, wie ich es nun

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