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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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gewonnen! Und danach gefeiert! Verloren habe ich alles erst wieder nachts, im Casino.«
    »Habt ihr gleich gevögelt? In der ersten Nacht?«
    »Ja.«
    »Und für so eine Sau zahle ich zehn Francs, damit ich sie mir im Kino anschauen kann«, sagte Suzy. »Den Rest kannst du dir sparen. Von da an warst du an der Leine, was?«
    »Und an was für einer Leine!« sagte ich.
    »Immer noch«, sagte Suzy.
    »Immer noch«, sagte ich.
    »Wirst es immer bleiben«, sagte Suzy.
    »Werd es immer bleiben«, sagte ich.
    Suzy schwieg eine Weile, und John Williams sang sein Lied vom Paradies für eines Seiner Kinder zu Ende.

27
    E s war fast ein Uhr morgens, als ich ins LE MONDE kam. Mein alter Freund, der Nachtportier Luden Bayard, hatte wieder Dienst. Und sein Kollege Jean Perrotin. Und wieder war die Halle menschenleer. Und wieder kam Lucian Bayard strahlend auf mich zu, geleitete mich zu den Lifts, flüsterte dabei: »Ich habe schon einen genauen Schlachtplan entworfen, Monsieur Kaven.« Er gab mir ein Kuvert. »Steht alles. drin. Sehen Sie es sich bis morgen abend in aller Ruhe an. Ich habe also ›Poet’s Bay‹, ›La Gauloise‹ und ›Valdemosa‹ genommen. Die drei. Ist doch-richtig so, Monsieur?«
    »Absolut, Monsieur Lucien.«
    »Ich habe mir erlaubt, bestimmte Beträge einzusetzen … Monsieur müssen natürlich zustimmen. Ich habe mir gestattet, ziemlich hoch … Es ist eine ganze Menge Geld, denn auch noch die ›Couplés‹ …«
    »Ich sehe mir alles an, Monsieur Lucien«, sagte ich und reichte ihm die Hand. »Morgen nacht gibt es die große Generalstabsbesprechung.«
    »Ich freue mich schon darauf, Monsieur Kaven. Ich werde …« Ich sah ihn immer noch reden durch das Glasfenster des Lifts, als dieser schon abfuhr. Totenstill hier oben die Gänge. So viele Schuhe vor den Türen. Nun verbrachte ich mein halbes Leben in Hotels – immer noch faszinierten mich die Schuhe, die nachts vor den Türen standen.
    Ich ging den Gang hinunter bis zu 419. Lucien hatte mir gesagt, daß Clarissa bei Babs sei und den Schlüssel habe. Stimmte. Die Tür war offen. Ich trat in das Appartement. Wieder brannten alle Lichter, der Salon war grell erleuchtet. Es wartete nicht nur Clarissa auf mich.
    Da war auch Rod Bracken. Da war auch der kleine, traurige Dr. Lévy. Da war auch Dr. Dumoulin, den Dr. Lévy hinzugezogen hatte. Und da war ein schlanker, großer Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Jäh schoß Angst in mir hoch, eiskalt und brennendheiß zugleich.
    Sie standen alle da wie die historischen Persönlichkeiten im Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud. Starrten mir entgegen. Gesichter ohne Regung. Kein Wort.
    »’n Abend«, sagte ich.
    Nichts.
    »Was ist jetzt los?« fragte ich, aus meinem Mantel gleitend, den Hut noch auf dem Kopf. »Herr Doktor Lévy, was jetzt los ist! Etwas mit Babs?«
    »Ja, Monsieur Kaven«, sagte der kleine, völlig kahle Arzt leise und rückte an seiner starken Brille.
    »Was? Was mit Babs? Sie hat Masern, weiß ich. Haben Sie ja erkannt, Sie und Doktor Dumoulin …«
    »Sie hat nicht nur Masern, Monsieur Kaven«, sagte Dr. Lévy.
    »Was hat sie noch?«
    Warum sah mich Bracken so an, dieses Schwein? Warum sah mich Clarissa so an, diese Kuh?
    »Das ist Herr Doktor Sigrand. Robert Sigrand.« Dr. Lévy wies zu dem großen, schlanken Mann mit dem grauen Haar. Der verneigte sich knapp. »Doktor Sigrand ist Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung des Hôpital Sainte-Bernadette. Kollege Dumoulin und ich haben ihn hergebeten, weil wir allein die Verantwortung nicht mehr übernehmen können.«
    »Aber was ist denn mit ihr?«
    »Sie ist in Lebensgefahr, Monsieur Kaven«, sagte dieser Dr. Sigrand sehr langsam und sehr klar. »Wir warten seit drei Stunden auf Sie. Wir konnten Sie nicht erreichen. Wir konnten auch nichts ohne Sie tun. Monsieur Bracken sagte, wir dürften nur mit Ihrem Einverständnis handeln.«
    »Da draußen warst du nicht mehr. Ich habe angerufen«, sagte Rod Bracken. Er war bleich. Unter seinen Augen lagen schwarze Ringe. »Wo warst du so lange?«
    »Ich habe noch zu Abend gegessen. Ich wußte ja nicht … Ich hatte ja keine Ahnung … Was soll das heißen, Lebensgefahr?« schrie ich plötzlich.
    »Das soll heißen«, sagte dieser Dr. Sigrand, »daß das Kind hier sofort weg muß. Jede Stunde zählt.«
    »Weg? Wohin weg?«
    »Wenn es Ihnen recht ist, in meine Klinik. Ich halte das für das beste.«
    »Aber was hat Babs denn noch?«
    »Meine erste Befürchtung … aber Kollege

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