Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Titel: Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Vom Netzwerk:
die Geschichte mit Katie und seinem Vater und allem, was danach kam, längst gespürt?
    Aber er log sie an: „Nein. Sie hatten nichts.“
    Die Lüge kam ganz leicht und automatisch, er hatte nicht mal den Anflug eines schlechten Gewissens. Er hatte ja schon so viel gelogen.
    Gemeinsam liefen sie zurück zur Schule. Als sie durchs Tor gingen, klingelte es.
    Nora guckte Nick an und lachte: „Gerade noch rechtzeitig.“
    â€žMmm.“
    Er versuchte zurückzulächeln. Aber es wurde nur ein gequältes Grinsen. Sein Gesicht war starr und kalt, es war widerspenstig, gehorchte ihm nicht, und er geriet ins Schwitzen, obwohl er fast fror. Er wischte sich mit dem Jackenärmel über die Stirn.
    Die Schulglocke schrillte ungewöhnlich laut. Er bekam Kopfschmerzen davon. Er schielte zu den anderen, um zu sehen, ob es sie auch störte, aber es machte nicht den Eindruck. Niemand außer ihm schien zu bemerken, dass das Klingeln immer lauter wurde, dass es den ganzen Körper vibrieren ließ und den Kopf in tausend Stücke zu sprengen drohte.
    â€žWas ist denn?“, fragte Nora.
    Sie stiegen die Treppe zum Haupteingang hinauf. Nick antwortete nicht, er war nicht mal sicher, ob sie was gesagt hatte. Aber dann hörte er Noras Stimme ganz deutlich: „Nick. Ist irgendwas? Hast du Kopfweh?“
    â€žNein, nein. Es ist nichts.“
    Aber das stimmte nicht. Es war etwas. Denn plötzlich kam alles wieder hoch, ein Sog erfasste ihn und er hatte keine Chance. Oben auf der Treppe blieb er stehen. Wir müssen noch ein bisschen hierbleiben . Nora hielt ebenfalls an, den Arm immer noch um seine Taille geschlungen. An beiden Seiten strömten Schüler an ihnen vorbei.
    Nicholas, Nicholas.
    Wir müssen noch ein bisschen hierbleiben.
    Kalter Schweiß brach ihm aus, und er war sicher, dass Nora wieder etwas zu ihm sagte, aber er konnte die Worte nicht entschlüsseln. Ihre Stimme, die ganzen Geräusche, alles vermischte sich zu einem dicken Brei, wie ein zu schnell abgespieltes Tonband: ein einziges, unverständliches Gebrabbel.
    Das war’s , dachte er. Ich habe es nicht anders verdient, jetzt kriege ich, was ich schon lange verdient habe. Jetzt geht es mit mir den Bach runter.
    Die Fußballkarten in seiner Innentasche wogen zentnerschwer.

7
    Die Sonne im Nacken. Trockenes, verbranntes Gras. Helle, rieselnde Erde auf beiden Seiten des Sargs. Das Loch darunter ist dunkel und sieht trotz der Sommerwärme kalt aus.
    Vier Männer lassen den Sarg runter. Nicholas hat sie noch nie gesehen. Der Pfarrer spricht wieder, nicht lange, aber lange genug, dass es unter dem engen, steifen Hemd zu jucken anfängt. Es ist neu.
    Der Pfarrer schlägt die Bibel zu. Dann kommt er herüber und gibt Katie und Nicholas die Hand, obwohl er das schon zwei Mal getan hat. Er flüstert etwas, das Nicholas nicht versteht, und legt Katie seine bleiche Hand auf den Oberarm. Seine Finger sind gelb vom Nikotin.
    Katie zuckt zurück, ihre Beine bewegen sich unruhig.
    â€žDanke“, sagt sie.
    Sie sieht den Pfarrer nicht an, als sie sich bedankt, und Nicholas hört genau, dass sie es nicht so meint. Nicholas will sich abwenden und auch gehen, aber Katie hält ihn zurück.
    â€žWarte“, sagt sie leise. „Wir müssen noch ein bisschen hier stehen.“
    â€žWarum?“
    â€žDas macht man so. Die Familie bleibt noch am Grab.“
    â€žWoher weißt du das?“
    â€žNicholas. Hör auf.“ Sie greift nach seiner Hand und hält sie fest. „Wir bleiben stehen.“
    So machen sie es. Nicholas zählt im Stillen: eins, zwei, drei, vier. Er kommt bis zweiunddreißig, dann lächelt Katie ihn an und sagt: „Das reicht. Jetzt gehen wir.“
    Sie drehen sich um und verlassen das Grab Hand in Hand.
    Die Frau, die in der nächsten Zeit auf sie aufpassen und Mama für sie wiederfinden soll, steht im Schatten der Kirche. Sie kommt ihnen ein paar Schritte entgegen und empfängt sie auf dem Kiesweg. Sie sagt nichts, schenkt ihnen nur nacheinander einen Das-habt-ihr-gut-gemacht-Blick.
    â€žWir sind so weit“, sagt Katie. Und ihre Stimme klingt kühl und gefühllos. Die Frau sieht sie mit großen Augen an und will schon etwas sagen. Aber sie hält sich zurück und lächelt, anstatt sie zurechtzuweisen: Ihr armen Kinder habt so viel durchgemacht.
    â€žJa, dann gehen wir mal“, murmelt sie.
    Der Kies knirscht unter ihren

Weitere Kostenlose Bücher