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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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gestand Billy sich seine Mitschuld ein. Hätte er Ben Eves Geheimnis und die Geschichte jenes Tages, den sie zusammen in einer Notaufnahme verbracht hatten, nicht verraten, hätte Ben nie Kontakt zu ihr aufgenommen, er wäre nie auf dieser Straße gewesen und nie überfahren worden. Doch Ben hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren, und Eve hatte es verdient, dass die Wahrheit ans Licht kam. Billy war damals einundzwanzig gewesen und noch viel zu dumm, um zu wissen, was das Richtige gewesen wäre. Eve rang ihm das Versprechen ab, niemals jemandem von dem Tag im Krankenhaus zu erzählen. Damals klang es sehr vernünftig, als sie sagte, ihre Beziehung zu Ben würde London sowieso nicht überleben und es wäre besser, die Dinge so zu lassen, wie sie waren. Sie versuchte, tapfer zu sein und das Richtige zu tun. Doch wenn Billy die Zeit zurückdrehen könnte, dann hätte er Ben sofort alles erzählt, und vielleicht hätten die Dinge sich dann ganz anders entwickelt. Es tut mir leid, alter Freund. Ruhe in Frieden.
     
    Während Eves zweiter Genesungswoche hatte Lily dienstfrei. Sie dachte sich alles Mögliche aus, um zwischendurch trotzdem ins Krankenhaus fahren zu können. Ihr Ehemann freute sich über die unverhoffte Fürsorge, denn Lily brachte ihm köstliche Mahlzeiten vorbei oder steckte den Kopf bei ihm zur Tür rein, um zu fragen, ob sie vielleicht etwas für ihn aus der Reinigung holen könnte.
    «Du hättest doch auch anrufen können.»
    «Ich war gerade in der Gegend.»
    Sie verbrachte zwanzig Minuten bei ihrem Mann, um keinen Verdacht zu erregen, ehe sie sich auf ihre eigene Station schlich und eine Stunde bei Eve verbrachte. Als Besucherin zu kommen, besaß eine völlig andere Dynamik. Sie unterhielten sich über alles und jeden und erzählten einander von den Jahren, die die andere verpasst hatte. Meistens kam auch Clooney dazu, und die drei redeten über ihre glückliche gemeinsame Kindheit. Es war, als wäre Lily, die verlorene Tochter der Hayes, wieder nach Hause zurückgekehrt. Danny hätte sich so gefreut, sie wiederzusehen. Ach, wäre ich doch nur letztes Jahr überfahren worden, dachte Eve. Eine unausgesprochene Übereinkunft zwischen den beiden Frauen sorgte dafür, dass sie nicht über den Abend sprachen, der das Ende ihrer Freundschaft bedeutet hatte, ansonsten aber über alles, was ihnen gerade in den Sinn kam.
    Lily erzählte Eve von der Geburt ihrer Kinder.
    « Grauenhaft! Deshalb haben wir auch nur zwei Kinder, und Daisy war ein Unfall. Ich habe den ganzen ersten Monat durchgeheult.»
    Lily erzählte Eve von ihrem Haus und ihrem Bedürfnis, dass alles immer an seinem Platz war.
    «Scott glaubt, ich hätte eine Zwangsneurose.»
    «Er hat recht. Du hast schon als Kind die Handtücher immer so am Handtuchhalter ausgerichtet wie der Psychopath in ‹Der Feind in meinem Bett›.»
    Lily erzählte Eve von ihrem Beruf. «Mir ist klargeworden, dass Mrs.   Moriarty viel mehr daran gelegen war, dass ich Medizin studiere, als mir selbst.»
    «Wer war Mrs.   Moriarty?»
    «Unsere Berufsberaterin.»
    «An die kann ich mich gar nicht erinnern.»
    «Das liegt daran, dass du immer schon wusstest, was du werden wolltest. Abgesehen davon, dass du dir sowieso nie von irgendwem irgendwelche Ratschläge geben lassen wolltest.»
    «Ach, stimmt. Also, du bist eine großartige Krankenschwester, wahrscheinlich die beste der Welt.» Sie lächelte, als Lily die Arme in die Luft reckte und sich verbeugte. «Und du scheinst deinen Beruf zu lieben. Stimmt das?»
    «Ja», sagte Lily. «Mein Job als Krankenschwester ist eine Zuflucht für mich.» Sie merkte augenblicklich, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Verdammt.
    «Eine Zuflucht?»
    «Vor dem Haushalt, den Kindern, den Nachbarinnen, die mich zwar ständig anrufen, wenn sie was brauchen, aber trotzdem immer vergessen, mich zu ihren Kaffeekränzchen einzuladen … das Übliche eben», sagte sie, sorgsam darauf bedacht, ihren Mann in der Aufzählung nicht zu erwähnen.
    «Ach», sagte Eve. «Das liegt nur daran, dass diese Zicken neidisch sind.»
    Lily lachte, weil sie froh war, dass sie ihren Ausrutscher so gut überspielt hatte, aber auch weil der Spruch sich ganz nach der Eve von früher anhörte. «Das glaube ich kaum», antwortete sie.
    «Doch, genau so ist es», sagte Eve. «Du mit deiner zierlichen Figur, deinem Milchkaffeeteint, deinen riesengroßen braunen Augen und deinem seidigen Haar bist doch sicher oft genug die mit Abstand schönste Frau im Raum. Du

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